Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
umschaute. Schließlich meinte er: » Wir machen ein Bett-Picknick« und steuerte mit den Tellern in der Hand auf mein Bett zu.
PC tanzte um Falins Beine, sprang an ihm hoch und bettelte. Ich schnappte mir den kleinen Hund. Er winselte und sah mich bittend an.
» Nein, die Steaks sind nicht für dich!«
Er winselte erneut, denn das Wort » Nein« kannte er. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Falin. Kaum hatte der auf dem Bett Platz genommen, sprang PC auf seinen Schoß. Kleiner Schleimer.
Ich holte das Besteck, während Falin unser Abendessen gegen einen sehr hungrigen Chinesischen Schopfhund verteidigte.
» Was möchten Sie trinken?«, fragte ich und öffnete den Kühlschrank.
» Bier.«
Ich nahm zwei Flaschen– auch die hatte Falin gekauft–, ging zum Bett und tauschte eine gegen meinen Teller. Aber so recht traute ich mich nicht, das Steak zu probieren. Ich meine, es roch viel zu gut, um wahr zu sein– was, wenn der Geschmack nicht hielt, was der Duft versprach?
Vorsichtig schnitt ich ein kleines Stück ab. Das Messer glitt durch das zarte Fleisch. Und der Bissen schmolz geradezu auf meiner Zunge. Ich schaffte es kaum, einen zufriedenen Seufzer zu unterdrücken.
» Ich habe meine Meinung geändert. Sie können hier einziehen– vorausgesetzt, Sie übernehmen das Kochen.«
Falin, der gerade die Gabel zum Mund führen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne.
» Äh…« Ich schaute weg und griff nach meinem Bier. » War natürlich ein Scherz. Ich meine… das Essen schmeckt fantastisch.«
Er lächelte. » Das ist ja fast schon ein Dankeschön.«
» Lassen Sie sich das bloß nicht zu Kopf steigen.« Ich konzentrierte mich ganz auf meinen Teller, doch ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich gerade nicht aufpasste.
Als ich aufblickte, sah ich, dass er mich beobachtete. Okay, die ganze Situation war ein bisschen merkwürdig, doch das Essen war einfach himmlisch. Wo hat dieser Mann bloß kochen gelernt?
» Sie sind also beim FIB «, sagte ich, weil ich das unbehagliche Schweigen, das zwischen uns entstanden war, brechen wollte. Es verunsicherte mich, dass er mir beim Essen zusah. » Was wissen Sie über Coleman? Das heißt, über das Wesen, das sich als Coleman getarnt hat– was immer es sein mag?«
Nun lächelte er nicht mehr. » Er ist alt. Sehr alt. Viele hundert Jahre lang verblasste das Feenvolk immer mehr, doch nun, da die Sterblichen wieder glauben, sind nicht nur die Elfen und andere Feenwesen zurückgekehrt. Auch uralte Legenden, manche von ihnen fast völlig vergessen im Lauf der Zeit, tauchen wieder auf. ›Coleman‹ war nur die letzte von wer weiß wie vielen Identitäten des Körperdiebs. Ich bin mir nicht sicher, was für ein Wesen er tatsächlich ist.«
Ich nickte. » Also wissen…« Ich brach ab. Falin war ein Elf. Eine Tatsache, an die ich mich immer noch nicht ganz gewöhnt hatte, obwohl ich es tun sollte. Denn es gab Regeln, wenn man mit einem Elf sprach, Tabus, die nicht gebrochen werden durften, verfängliche Formulierungen. Caleb war mein Freund und warnte mich stets, wenn unsere Unterhaltung auf gefährliches Terrain führte, und dennoch gab es auch zwischen ihm und mir kritische Situationen. Wie Falin reagieren würde, wusste ich nicht.
» Kann ich Sie etwas wegen der Glyphen fragen?«
Er legte die Gabel ab. » Es wäre mir lieber, wenn Sie es nicht täten, doch ich bezweifle, dass Sie sich davon abhalten lassen. Das, was Sie auf dem Körper im Leichenschauhaus erkannt haben, ist für mich unsichtbar. Und ich kenne mich auch nicht mit den Glyphen aus, die Sie auf der Leiche des Mordopfers gesehen haben. Aber das ist kein schönes Gesprächsthema während des Essens, nicht wahr?«
» Richtig.« Ich konzentrierte mich wieder auf mein Essen und ließ das Schweigen sich ausbreiten.
Ich hatte mir vorgenommen, ein Stück von meinem Fleisch für PC aufzuheben, doch ehe ich mich’s versah, war mein Teller leer. Ich lehnte mich in die Kissen zurück und rieb mir den Bauch.
» Das war unglaublich.«
Das Dumme ist, wenn man allein lebt, beginnt man irgendwann, mit sich selbst zu sprechen. Für einen Moment hatte ich völlig vergessen, dass Falin bei mir war. Doch als er mich dann anschaute und mir dieses leicht schiefe Lächeln schenkte, war mir unerklärlich, wie ich ihn auch nur für eine Sekunde hatte vergessen können.
Hitze stieg in meine Wangen, und schnell setzte ich mich aufrecht hin. » Kann ich Ihren Teller wegräumen?«, fragte ich und
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