Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
dem Schuldigen durch die Suche nach Ihrem persönlichen Lernthema darin. Aus jedem Konflikt können wir etwas lernen. Der Alltag entspricht unserer Lebensschule. Wir können überlegen:
Warum ist das jetzt schiefgegangen?
Was war für mich in der Situation schwierig?
Was hätte ich besser machen können?
Welche Erkenntnis ziehe ich daraus?
Wenn Sie sich diese Fragen nicht selbst beantworten können, können Sie auch den Konfliktpartner oder einen neutralen Dritten nach seinen Eindrücken fragen. In der Summe ergibt das unsere Lebenserfahrung. Wenn Sie sich diesen Fragen öffnen, verwandelt sich der Konflikt von einer lästigen Störung zu einer wertvollen Chance, persönlich zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Das macht das Leben weitaus spannender und bunter und bringt Ihnen deutlich mehr, als nur den »Schwarzen Peter« aggressiv hin und her zu schieben.
Übung
Erinnern Sie sich bitte noch einmal an die vorletzte Übung (siehe Seite 60): Wann waren Sie in letzter Zeit mit dem Verhalten eines anderen nicht einverstanden? Reflektieren Sie anhand dieses Beispiels das Thema Schuld. Was verändert sich, wenn Sie die Schuldfrage zurückstellen und überlegen, was es in dieser Situation für Sie und den anderen zu lernen gibt?
Halten wir fest: In den meisten Konflikten lässt sich die Schuldfrage nicht klären. Wir sollten deshalb davon ablassen. Jeder Mensch macht Fehler, meist steckt keine böse Absicht dahinter. Die meisten unserer Fehler werden uns nicht bewusst. Werden wir darauf aufmerksam, können wir durch Selbstreflexion daraus lernen und uns weiterentwickeln.
Tipps:
Unterstellen Sie in Ihren Konfliktsituationen dem anderen keine böse Absicht. Nehmen Sie stattdessen an, er würde einen Fehler machen und wäre sich dessen nicht bewusst. Setzen Sie voraus, dass Sie ebenso permanent Fehler machen, die Ihnen nicht bewusst sind. Versuchen Sie damit, in Ihrem Urteil über Ihren Konfliktpartner milder zu werden.
Nehmen Sie an dieser Stelle lediglich diese veränderte Grundhaltung in sich auf. Je tiefer Sie diese Gedanken verinnerlichen, desto gelassener können Sie in der spontanen Konfliktsituation reagieren.
Meine Welt – deine Welt
Es sind die individuellen Erfahrungen und Lebenseinstellungen, die einen Menschen prägen. Jeder lebt in seiner kleinen Welt. Die ist für ihn richtig und wichtig. Hier hat jeder seine eigenen Werte und Sichtweisen. Treffen nun zwei Welten im Streit aufeinander, führt das zum Kampf ums Rechthaben.
Konflikte entstehen immer dann, wenn Unterschiedliches aufeinandertrifft. Jeder Mensch hat seine eigenen Gedanken, Gefühle oder Handlungen – und diese sind für andere manchmal nicht nachvollziehbar. Dann kommt es darauf an, diese zu akzeptieren oder zumindest zu respektieren. Doch viel häufiger will man den anderen davon überzeugen, dass er »falsch liegt« mit seiner Meinung oder seiner Handlung.
Die Tatsache, dass jeder von uns zwar körperlich auf unserer einen gemeinsamen Welt lebt, aber jeder doch gedanklich auch in seiner ganz eigenen, ist vielleicht das den Frieden am meisten gefährdende Problem – im zwischenmenschlichen wie im politischen Bereich. Führen wir uns dieses Problem einmal vor Augen. Auf der Erde leben derzeit gut sieben Milliarden Menschen. Uns alle verbinden zwei wesentliche Gemeinsamkeiten:
Wir alle leben auf dem Planeten Erde.
Wir alle gehören zur Gattung Mensch.
So gesehen teilen wir eine gemeinsame Welt. Diese riesige Gruppe lässt sich jedoch in beliebig viele verschiedene Untergruppen aufteilen. Das führt zu eben so vielen verschiedenen Welten. Menschen lassen sich nach Geschlecht, Hautfarbe, Kontinenten, Religionen, Ländern, Bezirken, Städten, Generationen, Familien sortieren. Jede der dabei entstehenden Untergruppen teilt mit seinen Mitgliedern gewisse Gemeinsamkeiten. Sie haben gemeinsame Ziele, Werte, Regeln, Rahmenbedingungen, Erfahrungen oder Zugehörigkeiten, durch die sie sich von anderen Gruppen unterscheiden. Suchen wir jedoch nach zwei vollständig gleichen Welten, so werden wir diese nicht finden. Am Ende sind wir alle Individuen, die in ihrer eigenen kleinen Welt leben. Unsere große Welt ist voller verschiedener Wirklichkeiten, voller kleiner individueller Welten.
Die Lebensumstände – prägend von Geburt an
Wie kommen diese vielen kleinen Welten und Wirklichkeiten zustande? Schauen wir uns hierfür unseren Start in diese Welt etwas genauer an. Beginnen wir bei unserer Geburt, denn ab diesem Zeitpunkt
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