Vom Umtausch ausgeschlossen
durcheinander. Vielleicht werde ich ja verrückt! Trotzig lege ich drei Dosen russischen Kaviar in den schon völlig überfüllten Korb und mache mich dann auf den Weg zur Kasse. Ich stelle den Korb dort ab und suche in meiner Tasche nach meiner Kreditkarte.
Die Frau an der Kasse fängt an, die Sachen aus dem Korb zu nehmen, und lächelt mich an.
»Die Torte ist köstlich«, erzählt sie mir, während sie sie vorsichtig in eine Schachtel packt. »Und die weißen Pfirsiche erst! Oh, und Kaviar!« Sie sieht ziemlich beeindruckt aus. »Geben Sie eine Dinnerparty?«
»Nein«, antworte ich verdutzt. »Ich gebe keine Dinnerparty. Ich wollte nur... Ich dachte...«
Doch da fällt mir nichts mehr ein.
Ich fühle mich auf einmal wie der größte Trottel auf Erden. Ich sehe dabei zu, wie all die überteuerten, sinnlosen Luxuslebensmittel eingescannt werden, und merke, wie ich rot werde vor Scham. Was mache ich denn da? Wozu kaufe ich das denn alles? Ich brauche das doch gar nicht. Jess hat Recht.
Jess hat Recht.
Der Gedanke allein schmerzt mich. Ich wende mich ab. Ich will nicht an Jess denken.
Aber ich kann nichts dagegen machen. Ich kann den Gedanken, die wie riesige schwarze Krähen in meinem Kopf herumschwirren, nicht entkommen. Auf einmal höre ich Lukes Stimme: Sie ist ein guter Mensch ... Sie ist ehrlich, zuverlässig und fleißig... Du könntest eine Menge von ihr lernen ...
Du könntest eine Menge von ihr lernen.
Und da habe ich auf einmal die Erleuchtung. Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Mein Kopf schwirrt, mein Herz pocht wie wild.
Oh mein Gott. Das ist es.
Das ist die Lösung.
»Das macht dann hundertdreißig Pfund und dreiundsiebzig Pence«, sagt die Frau an der Kasse mit einem Lächeln. Ich glotze sie vollkommen entrückt an.
»Ich... ich muss jetzt gehen«, sage ich. »Jetzt sofort.«
»Aber Ihre Waren!«, sagt sie.
»Die brauche ich nicht.«
Ich drehe mich um und taumele aus dem Laden, die Kreditkarte noch immer in der Hand. Ich bleibe auf dem Bürgersteig stehen und atme mehrmals tief durch, als hätte ich gerade gejoggt.
Jetzt weiß ich, was ich tun muss. Ich muss von Jess lernen.
Jess wird mein Yoda sein.
Ich werde ihre Schülerin sein, und sie wird mich das einfache, bescheidene Leben lehren. Sie wird mir zeigen, wie ich ein guter Mensch werde - ein Mensch, wie Luke ihn gerne haben möchte. Und ich werde lernen, wie ich meine Ehe retten kann.
Ich gehe die Straße entlang, zunächst langsam, dann immer schneller, bis ich schließlich renne. Die Leute glotzen mich an, aber das ist mir egal. Ich muss nach Cumbria. Jetzt sofort.
Ich sprinte ganz bis nach Hause und renne die ersten drei Stockwerke die Treppe hinauf, bis mir auffällt, dass meine Lungen fast platzen. So schaffe ich es doch nie bis ganz nach oben zum Penthouse. Ich setze mich und schnaufe ein paar Minuten wie eine Dampflok, dann nehme ich den Aufzug für den Rest. Ich stürme in die Wohnung, laufe ins Schlafzimmer, zerre einen knallroten Koffer unter dem Bett hervor und schmeiße völlig willkürlich alle möglichen Sachen hinein, ganz wie im Fernsehen. Ein T-Shirt... etwas Unterwäsche ... ein Paar türkisfarbene Kitten-Heels mit strassbesetzten Riemchen... Ich meine, ist doch völlig egal, was ich mitnehme, oder? Ich muss einfach nur nach Cumbria fahren und mit Jess Brücken bauen.
Ich lasse die Schlösser zuschnappen und wuchte den Koffer vom Bett. Rasch greife ich mir eine Jacke, rolle den Koffer durch den Flur und schließe die Wohnungstür ab. Ein letzter Blick zurück - und schon steige ich in den Aufzug. Meine neue Entschlossenheit macht mich stark. Von jetzt an wird alles anders. Hier und jetzt beginnt mein neues Leben. Ich mache mich auf den Weg, um zu lernen, was im Leben wirklich wichtig.
Ups. Ich habe mein Glätteisen vergessen.
Wie der geölte Blitz drücke ich auf den Nothalteknopf.
Der Aufzug, der sich gerade schon nach unten bewegen wollte, rumpelt zwar ein bisschen beleidigt, bleibt aber, wo er ist.
Ich kann auf gar keinen Fall ohne mein Glätteisen fahren. Und etwas Haarspray.
Und mein Lippenbalsam von Kiehl´s. Ohne das kann ich gar nicht leben.
Okay, vielleicht sollte ich über die Ist-doch-völlig-egal-was-ich-mitnehme-Strategie doch noch mal nachdenken.
Ich eile aus dem Aufzug, schließe die Wohnungstür auf und gehe zurück ins Schlafzimmer. Ich zerre noch einen Koffer unter dem Bett hervor - diesmal in Limonengrün und werfe noch mehr Sachen hinein.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke,
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