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Vom Umtausch ausgeschlossen

Vom Umtausch ausgeschlossen

Titel: Vom Umtausch ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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sollte ich vielleicht eine Feuchtigkeitscreme extra mitnehmen. Und vielleicht einen meiner neuen Hüte, nur für den Fall, dass ich dort zu einer Hochzeit muss. Ich schmeiße massenweise Klamotten in den Koffer sowie ein Reise-Backgammon, für den Fall, dass ich mich im Zug langweile (und jemanden kennen lerne, der mir beibringen kann, wie man das spielt).
    Und dann habe ich plötzlich meine Engel-Tasche in der Hand. Ich sehe mich selbst im Spiegel, und da höre ich plötzlich ohne jede Vorwarnung wieder Lukes Stimme:
    Ich hoffe nur, dass die Handtasche das wert war, Becky.
    Ich erstarre. Und einen Moment lang ist mir ein klein wenig übel.
    Ich würde die Tasche fast am liebsten hier lassen.
    Aber das wäre doch lächerlich. Wieso sollte ich mein allerwertvollstes Stück hier lassen?
    Ich hänge mir die Tasche über die Schulter und betrachte mich damit. Ich versuche, das Verlangen und die Aufregung wieder wach werden zu lassen, all jene Gefühle, die ich hatte, als ich sie das erste Mal sah.
    Es ist eine Engel-Tasche, rufe ich mir trotzig in Erinnerung. Nichts ist hei ßer begehrt als diese Tasche. Es gibt Menschen, die für diese Tasche über Leichen gehen würden. Auf der ganzen Welt gibt es Wartelisten für diese Tasche.
    Ich bewege bedrückt die Schulter. Irgendwie fühlt sich die Tasche schwerer an als vorher. Komisch. Eine Tasche kann doch nicht einfach so schwerer werden, oder?
    Ach so. Ich habe das Aufladegerät für mein Handy rein getan. Darum.
    Okay. Genug. Ich fahre. Und zwar mit der Tasche.
    Ich nehme den Aufzug nach unten und rolle die Koffer hinaus auf die Straße. Da sehe ich auch schon ein freies Taxi und winke es heran. Ich verfrachte die Koffer in den Kofferraum und bin plötzlich ganz aufgewühlt angesichts meines Vorhabens.
    »Bahnhof Euston, bitte«, gebe ich dem Fahrer stockend Anweisung. »Ich werde mich mit meiner lange entbehrten, nach vielen Jahren wiedergefundenen und dann mir entfremdeten Schwester versöhnen.«
    Der Fahrer sieht mich ungerührt an.
    »Hinter- oder Haupteingang?«
    Also ehrlich. Haben solche Taxifahrer denn überhaupt kein Gespür für Dramatik? Lernen die so was nicht auf der Taxifahrerschule?
    Die Straßen sind ziemlich frei, so dass wir schon nach zehn Minuten am Bahnhof sind. Während ich so mit meinen beiden Koffern im Schlepptau auf den Fahrkartenschalter zuwanke, komme ich mir vor wie in einem alten Schwarzweißfilm. Jetzt fehlen nur noch massenweise Dampfwolken und das schrille Pfeifen und Quietschen von Zügen... Und ich müsste ein maßgeschneidertes Tweedkostüm und eine Pelzstola tragen... Und meine Haare müssten eng am Kopf in Wasserwellen liegen ...
    »Einmal nach Cumbria, bitte«, sage ich mit einem Kloß der Rührung im Hals und knalle direkt einen Fünfzig-Pfund-Schein auf den Tresen.
    Und jetzt müsste der hohlwangige Mann mich bemerken und mir einen Cocktail anbieten oder mir Staub aus den Augen wischen. Stattdessen steht eine Frau in einer orangefarbenen Nylonuniform vor mir und sieht mich an, als wäre ich nicht ganz dicht.
    »Cumbria?«, sagt sie. »Und wohin genau in Cumbria?«
    Oh. Stimmt eigentlich. Gibt es in Jess´ Dorf überhaupt einen Bahnhof?
    Doch da blitzt ein Erinnerungsfetzen auf. Als ich Jess das erste Mal sah, erzählte sie doch, von wo sie kam...
    »North Coggenthwaite. Hin und zurück, bitte. Ich weiß aber noch nicht, wann ich wiederkomme. Tapfer lächele ich sie an. »Ich werde mich mit meiner lange entbehrten, nach vielen Jahren wiedergefundenen -«
    Die Frau unterbricht mich gnadenlos.
    »Das macht dann hundertsiebenundsiebzig Pfund, bitte.«
    Was? Wie viel? Für das Geld könnte ich ja nach Paris fliegen!
    »Äh... hier, bitte«, sage ich und reiche ihr einige Scheine aus dem Bündel, das mir der Verkauf der Tiffany-Uhren eingebracht hat.
    »Gleis neun. Der Zug fährt in fünf Minuten ab.«
    »Okay. Danke.«
    Ich drehe mich um und marschiere zielstrebig durch die Bahnhofshalle in Richtung Gleis neun. Doch als der riesige Intercity auftaucht, verlangsamt sich mein zuversichtlicher Schritt. Um mich herum wimmelt es von Menschen, die sich in die Arme fallen, Gepäck schleppen und Waggontüren zuschlagen.
    Ich bleibe stehen. Mein Herz klopft, und meine um die Koffergriffe geschlossenen Hände schwitzen. Bis jetzt war mir das alles irgendwie wie ein Spiel vorgekommen. Es ist aber kein Spiel. Es ist die Realität. Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass ich das wirklich tue.
    Setze ich mich jetzt wirklich in einen Zug, der

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