Vom Umtausch ausgeschlossen
ganzen Schule nicht zum Weihnachtsspiel gehen konnte. Er hatte nicht genug Geld, und sein Vater wollte ihm nicht aushelfen.« Jim sortiert weiter Suppentüten. »Ich weiß nicht, ob die Geschichte stimmt. Aber wundern würde es mich nicht.« Er sieht Kelly übertrieben streng an. »Dir geht es viel zu gut, kleine Lady. Du weißt gar nicht, wie gut du es hast.«
»Ich tue auch was für mein Taschengeld!«, verteidigt Kelly sich sofort. »Guck doch! Ich helfe dir im Laden, oder etwa nicht?«
Sie schnappt sich etwas Kaugummi aus dem Süßigkeitenregal, packt ihn aus und wendet sich dann an mich: »Und jetzt schminke ich Sie, Becky!« Sie durchsucht mein Schminktäschchen. »Haben Sie Sonnenpuder?«
»Ah... ja«, antworte ich nicht ganz bei der Sache. »Der muss da irgendwo sein.«
Ich denke immer noch an Jess, wie sie blass und mager an der Bushaltestelle steht.
Jim presst den leeren Tütensuppenkarton flach zusammen, dreht sich um und sieht mich prüfend an. »Keine Sorge, meine Liebe. Sie werden sich schon wieder mit Jess vertragen.«
»Vielleicht.« Ich versuche zu lächeln.
»Sie sind doch Schwestern. Sie sind verwandt. Verwandte stehen doch immer füreinander ein.« Er sieht aus dem Fenster. »Na, so was. Die sind aber früh dran heute.«
Ich folge seinem Blick und sehe zwei ältere Damen vor dem Geschäft auf der Straße stehen. Die eine kneift die Augen zusammen, um durch das Schaufenster hindurch das Brotregal genau zu untersuchen. Dann dreht sie sich zu der anderen um und schüttelt den Kopf.
»Kauft denn niemand hier das Brot zum normalen Preis?«, frage ich.
»Jedenfalls niemand von den Einheimischen«, antwortet Jim. »Höchstens die Touristen. Aber von denen haben wir hier nicht so viele. In erster Linie Kletterer, die sich am Scully Pike versuchen wollen. Aber die sind auch weniger an Brot interessiert - die brauchen uns bloß im Notfall.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na, wenn die Blödmänner am Berg hängen bleiben.« Jim zuckt mit den Schultern und holt das Preis-Schild. »Aber egal. Ich bin dazu übergegangen, das Brot als eine Art Lockvogelangebot zu betrachten.«
»Aber das Brot ist doch so lecker, wenn es frisch und knusprig ist!« Ich betrachte die vielen große Laibe, und auf einmal tun sie mir regelrecht Leid. Wie jemand, der nicht zum Tanzen aufgefordert wird. »Ich kaufe welches. Und zwar zum vollen Preis«, verkünde ich mit fester Stimme.
»Gleich kostet es doch nur noch die Hälfte«, ruft Jim mir in Erinnerung.
»Das ist mir egal. Ich möchte bitte zwei große Weißbrote und ein dunkles.« Ich marschiere auf das Brotregal zu und nehme mir, was ich haben möchte.
»Was wollen Sie denn mit dem vielen Brot machen?«, fragt Kelly.
»Keine Ahnung. Toasten.« Ich gebe Kelly ein paar Pfundmünzen, und sie packt die drei Brote kichernd in eine Tüte.
»Jess hat doch Recht Sie sind verrückt«, sagt sie. »Soll ich Ihnen jetzt die Augen schminken? Was für einen Look wollen Sie?«
»Jetzt kommt gleich Kundschaft«, warnt Jim. »In einer Minute stelle ich das Schild auf.«
»Wenigstens ein Auge«, sagt Kelly und nimmt eine Palette mit Lidschatten zur Hand. »Und wenn alle wieder raus sind, mache ich das andere. Augen zu, Becky.«
Ich mache die Augen zu, und Kelly fängt an, mir Lidschatten auf die Lider zu streichen. Ich gebe mich ganz dem wohligen Gefühl hin. Ich habe mich schon immer für mein Leben gern schminken lassen.
»Okay«, sagt sie. »Und jetzt Eyeliner. Still halten...«
»Ich stelle jetzt das Schild auf«, verkündet Jim. Kaum hat er das gesagt, höre ich auch schon das Gebimmel, und im Handumdrehen herrscht im Laden reges Treiben.
»Äh... noch nicht die Augen aufmachen, Becky.« Kelly klingt leicht bestürzt. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so richtig hingekriegt habe...«
»Zeig mal!«
Ich mache die Augen und schnappe mir meinen Schminkspiegel. Grellrosa Lidschatten und ein ziemlich verwackelter, roter Eyelinerstrich verunstalten mein eines Auge. »Ich sehe aus, als hätte ich irgendeine fiese Augenkrankheit. Kelly!»
»Das stand aber so in der Elle!, verteidigt Kelly sich und weist auf das Bild eines Models auf dem Laufsteg. „Rosa und Rot sind in!«
»Ich sehe aus wie ein Monster!« Unwillkürlich fange ich hysterisch an zu kichern. Mein Gesicht ist total schief. Ich sehe furchtbar aus. Ich blicke auf, weil ich wissen will, ob die Kunden das hier mitbekommen haben, und im gleichen Moment vergeht mir das Kichern restlos.
Jess kommt in den
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