Vom Umtausch ausgeschlossen
noch nicht mal einen Computer«, sage ich. »Du hasst diesen ganzen modernen Technologiekram.«
»Schnee von gestern, Liebes! Janice und ich haben einen Kurs gemacht. Wir haben jetzt Breitband!« Sie sieht mich sehr ernst an. »Und wenn ich dir einen wirklich gut gemeinten Rat geben darf, Becky: Wenn du dir Breitband anschaffst, dann sorge gleichzeitig dafür, dass eine ordentliche Firewall installiert wird!«
Moment mal. Irgendetwas ist hier doch vollkommen verkehrt. Eltern wissen doch nicht mehr über Computer als ihre Kinder! Ich nicke unbeteiligt, trinke einen Schluck Kaffee und versuche, die Tatsache zu vertuschen, dass ich keine blasse Ahnung habe, was eine Firewall ist.
»Jane, es ist zehn vor zwölf«, merkt Janice vorsichtig an. »Kommt ihr mit...«
»Ich glaube nicht«, sagt Mum. »Geht ruhig ohne uns.«
»Was denn?« Ich sehe von Mum zu Janice und zurück. »Stimmt etwas nicht?«
»Nein, nein, alles in Ordnung!« Mum stellt ihre Kaffeetasse ab. »Wir hatten nur eigentlich mit Janice und Martin verabredet, heute gemeinsam auf einen Drink zu den Marshalls zu gehen. Aber das macht nichts. Janice wird uns entschuldigen.«
»Ach, seid doch nicht albern!«, wehre ich ab. »Ihr geht da hin! Wir wollen euch doch nicht den Tag verderben.»
Mum schweigt.
» Bist du sicher?«, fragt sie dann.
Autsch, das tat weh. Das hätte sie eigentlich nicht sagen sollen. Sie hätte sagen sollen: »Unsere geliebte Tochter verdirbt uns niemals den Tag!«
»Na klar!«, erkläre ich übertrieben heiter. »Ihr geht bei Marshalls was trinken, und dann setzen wir uns später zusammen und quatschen.«
»Na gut«, sagt Mum. »Wenn du dir sicher bist, dass es okay ist.«
»Ich geh schnell rüber und mach mich fertig«, sagt Janice. »Schön, dass du wieder da bist, Becky!«
Janice geht zur Küchentür hinaus, und Dad sieht immer noch mit nachdenklicher Miene aus dem Fenster.
»Alles okay, Dad? Du bist so still.«
»Tut mir Leid.« Er dreht sich zu mir um und lächelt kurz. »Ich bin nur gerade etwas abgelenkt. Bin in Gedanken bei... einem Golfmatch nächste Woche. Sehr wichtig.« Mit einem imaginären Schläger locht er einen imaginären Ball ein.
»Na dann.« Ich bemühe mich, entspannt zu klingen.
Aber in meinem Inneren bin ich alles andere als entspannt. Mir kommt das alles zunehmend seltsam vor. Er denkt doch nicht wirklich an ein Golfmatch. Warum tut er so geheimnisvoll?
Was ist hier los?
Da fällt mir auf einmal wieder die junge Frau ein, die ich bei Mum und Dad gesehen hatte, bevor sie wieder um die Ecke verschwanden.
»Sag mal... wer war das denn eigentlich da vorhin?«, frage ich unbekümmert. »Die Frau, mit der ihr unterwegs wart?«
Man könnte meinen, ich hätte eine Bombe gezündet oder so. Mum und Dad sind wie versteinert. Sie werfen sich blitzschnelle Blicke zu und sehen dann wieder weg. Die Panik steht ihnen ins Gesicht geschrieben.
»Frau?«, fragt Mum schließlich. »Was für eine...« Sie sieht zu Dad. »Hast du eine Frau gesehen, Graham?«
»Vielleicht meint Becky die... die Passantin«, spekuliert Dad reichlich gestelzt.
»Ach ja, genau!« Mum klingt wieder ganz nach Laienspiel. »Da war ja eine Frau, die zufällig gerade vorbeikam. Auf der Straße. Eine Fremde. Kennen wir nicht. Die meintest du sicher, nicht wahr, Becky?«
»Ja. Klar. Natürlich.«
Ich bemühe mich zu lächeln, obwohl mir ganz und gar nicht danach zumute ist. Mum und Dad lügen mich an???
»Na dann, auf zu euren Drinks!«, sage ich. »Viel Spaß!«
Als die Haustür ins Schloss fällt, ist mir zum Heulen zumute. Ich hatte mich so auf heute gefreut. Und jetzt wünschte ich fast, wir wären gar nicht nach Hause gekommen. Keiner freut sich auch nur annähernd so, mich wiederzusehen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Meine seltene, exotische Kostbarkeit ist weder exotisch noch selten. Und was ist mit Mum und Dad los? Warum benehmen die sich so seltsam?
»Möchtest du noch eine Tasse Kaffee?«, fragt Luke.
»Nein danke.« Ich scharre todunglücklich mit dem Fuß auf dem Küchenboden herum.
»Alles okay, Becky?«
Schweigen.
»Nein«, gestehe ich leise ein. »Eigentlich nicht. Ich hatte mir unsere Rückkehr ganz anders vorgestellt.«
»Komm mal her.« Luke breitet die Arme aus, und ich kuschele mich an seine Brust. »Was hattest du denn erwartet? Dass sie alles stehen und liegen lassen und sofort eine irre Party schmeißen würden?«
»Nein! Natürlich nicht!« Schweifen. Ich sehe auf und begegne Lukes Blick. »Na ja...
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