Vom Umtausch ausgeschlossen
vielleicht. So ungefähr. Wir waren so lange weg, und ihre Reaktion ist, als hätten wir nur mal eben einen Stadtbummel gemacht!«
»Überraschungen sind immer ein bisschen riskant, Becky«, erklärt Luke. »Sie haben uns frühestens in zwei Monaten zurückerwartet. Kein Wunder, dass sie etwas durch den Wind sind.«
»Ich weiß. Aber das ist ja nicht alles.« Ich atme tief durch. »Luke - hast du nicht auch den Eindruck, dass meine Eltern irgendetwas vor mir verbergen?«
»Ja«, sagt Luke.
»Ja?«
Ich bin völlig platt. Ich hatte erwartet, dass er sagen würde: »Becky, das bildest du dir doch alles nur ein«, so wie immer.
»Da ist ganz klar irgendetwas im Busch.« Luke hält inne. »Und ich glaube, ich weiß auch, was es sein könnte.«
»Was denn?« Gespannt sehe ich ihn an.
»Die Frau, die vorhin bei ihnen war. Die, über die sie nicht reden wollten. Ich glaube, sie ist Immobilienmaklerin. Ich glaube, deine Eltern wollen das Haus verkaufen.«
»Das Haus verkaufen?«, wiederhole ich entsetzt. »Aber warum denn? Das ist doch ein richtig schönes Haus! Geradezu perfekt!«
»Es ist ein bisschen zu groß für deine Eltern, seit du ausgezogen bist.«
»Aber warum zum Teufel erzählen sie mir das nicht?« Ich werde laut. »Ich bin doch ihre Tochter! Ich bin ihr einziges Kind! Warum vertrauen sie mir denn nicht?«
»Vielleicht dachten sie, dich würde das nur aufregen«, meint Luke.
»So ein Quatsch, wieso sollte ich mich denn aufregen?!?!«, rufe ich entrüstet.
Da fällt mir plötzlich auf, dass ich ebendies tue.
»Na ja. Gut. Vielleicht würde ich mich aufregen. Aber ich kann trotzdem nicht fassen, dass sie mir das verheimlichen!«
Ich befreie mich aus Lukes Umarmung und gehe zum Fenster hinüber. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass Mum und Dad dieses Haus verkaufen. In einem Anfall von Nostalgie lasse ich den Blick über den Garten schweifen. Sie können diesen Garten doch nicht einfach so verkaufen. Das können sie nicht machen. Nicht nach all der Arbeit, die Dad sich mit den Begonien gemacht hat.
Und dann bemerke ich Tom Webster im Nachbargarten. Er trägt Jeans und ein T-Shirt, auf dem steht »Meine Frau hat mich verlassen, und alles, was für mich übrig blieb, war dieses beschissene T-Shirt«. Er schleppt sich gerade halb tot am größten Holzbrett, das ich je gesehen habe.
Mannomann. Er sieht ja richtig wild aus.
»Vielleicht ist es das ja auch gar nicht«, höre ich Luke hinter mir sagen. »Vielleicht täusche ich mich ja.«
»Du täuschst dich bestimmt nicht.« Unglücklich drehe ich mich zu ihm um. »Das muss es sein. Was denn sonst?«
»Hmm... Ach, denk jetzt nicht weiter drüber nach. Komm schon. Morgen ist die Taufe. Da siehst du Suze wieder!«
»Ja.« Mir geht es schon gleich wieder ein bisschen besser. »Stimmt.«
Luke hat Recht. Der heutige Tag mag nicht ganz nach Plan verlaufen sein - aber morgen wird bestimmt alles viel besser. Denn morgen sehe ich Suze wieder, meine beste, liebste, engste Freundin auf der ganzen Welt. Ich kann es kaum erwarten!!
5
Die Zwillingstaufe wird im Haus von Suzes Eltern in Hampshire gefeiert, weil die junge Familie dort wohnt, solange der Ostflügel von Tarquins Schloss in Schottland renoviert wird. Im Prinzip hätten sie auch auf sein Haus in Pembrokeshire ausweichen können, das ging aber nicht, weil dort gerade irgendwelche entfernten Cousins untergebracht sind. Und sein Haus in Sussex dient derzeit als Location für eine Jane-Austen-Verfilmung.
So ist Suzes Familie. Da hat man nicht nur ein Haus. Aber da hat man auch keine Power-Shower-Multifunktionsdusche.
Während der Wagen über den Kies der vertrauten Einfahrt knirscht, kann ich schon gar nicht mehr stillsitzen vor lauter Aufregung.
»Beeil dich!«, treibe ich Luke an, als er in eine Parklücke manövriert. Er hat nicht mal den Motor abgeschaltet, da stürze ich auch schon aus dem Auto und auf das Haus zu. Ich bin da, ich bin da!! Ich muss Suze sehen, jetzt, sofort!
Die massive Eingangstür ist angelehnt, und ich drücke sie zaghaft auf. Die riesige, geflieste Eingangshalle ist mit atemberaubenden Lilienarrangements geschmückt. Zwei Kellner durchschreiten den Raum mit Sektgläsern auf einem Tablett. Und auf dem antiken Stuhl neben dem Kamin thront ein ausrangierter Sattel. Na, wenigstens hier hat sich nichts verändert.
Die Kellner entschwinden in einen Flur, und ich bleibe allein in der Eingangshalle zurück. Ich bewege mich langsam über die Steinfliesen und bin auf einmal ein
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