Vom Umtausch ausgeschlossen
heißt, Jess und Luke lösen Probleme zusammen, ja? Jess und Luke führen kleine, intime Gespräche, bei denen ich nicht erwünscht bin, ja? Als ich sehe, wie Jess sich seelenruhig wieder hinsetzt und ihr Buch zur Hand nimmt, erfasst mich eine Woge der Wut.
»Ich hätte eigentlich erwartet, dass du meine Partei ergreifst«, sage ich so ruhig, wie es mir möglich ist. »Ich meine, wir sind ja schließlich Schwestern.«
»Wovon redest du?« Jess runzelt die Stirn.
»Du hättest mich in Schutz nehmen können!«
»Dich in Schutz nehmen?« Jess sieht auf. »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich jemanden in Schutz nehme, der sich so verantwortungslos aufführt wie du!«
»Ach so, ich bin verantwortungslos!«, knurre ich angriffslustig. »Und du bist wahrscheinlich perfekt, ja?«
»Ich bin überhaupt nicht perfekt! Aber du bist ohne Zweifel verantwortungslos!« Jess klappt ihr Buch zu. »Mal ganz ehrlich, Becky, ich finde, du solltest dich zusammenreißen! Du hast anscheinend überhaupt kein Pflichtgefühl ... du bist davon besessen, Geld auszugeben... du lügst.. «
»Ja, und du bist die größte Spaßbremse, die mir je begegnet ist!«, brülle ich sie an. »Du bist ein so erbärmlicher Geizkragen, eine so langweilige Kuh - du bist ja vollkommen unfähig, dich auch nur ein My zu amüsieren«
»Was?« Jess sieht mich vollkommen perplex an. » Ich habe mir solche Mühe gegeben dieses Wochenende!‘ , rufe ich. »Ich habe alles getan, was ich konnte, damit du dich hier wohl fühlst, und du hast bei nichts mitgemacht! Gut, dann magst du Harry und Sally eben nicht, aber du hättest ja wenigstens so tun können, als ob!«
»Es wäre dir also lieber, wenn ich unehrlich wäre?« Jess verschränkt die Arme vor der Brust. »Es wäre dir lieber, wenn ich lüge? Na, das fasst dich ja wohl äußerst treffend zusammen, Becky.«
»Aber wenn man so tut, als ob man etwas mag, lügt man doch nicht!«, schreie ich sie frustriert an. »Ich wollte doch nur, dass wir ein schönes Wochenende miteinander verbringen! Ich habe mich über dich erkundigt, ich habe dein Zimmer passend zur dir eingerichtet und alles... und du bist so kalt! Als hättest du überhaupt keine Gefühle!«
An dieser Stelle fange ich um ein Haar an zu heulen. Ich fasse es nicht, dass ich wirklich meine Schwester anschreie. Ich unterbreche mich selbst und atme ein paarmal tief durch. Vielleicht kann ich noch etwas retten. Vielleicht kriegen wir es doch noch auf die Reihe.
»Die Sache ist doch die, Jess... Ich habe das alles nur gemacht, weil ich wollte, dass wir Freundinnen werden.« Meine Stimme bebt. »Ich wollte doch nur, dass wir Freundinnen werden.«
Ich sehe auf in der Erwartung, in ihrem Gesicht Nachsicht und Sympathie zu entdecken. Doch Jess sieht mich nur noch verächtlicher an als zuvor.
»Und du bekommst wohl immer, was du haben willst«, sagt sie. »Stimmt‘s, Becky?«
Ich spüre, wie mir vor Entsetzen das Blut ins Gesicht schießt.
»W-Was meinst du?«, stammele ich.
»Ich meine, dass du hoffnungslos verwöhnt und verzogen bist!«, peitscht sich ihre harte Stimme in meinen Kopf. »Was du willst, bekommst du auch! Dir wird alles auf einem Silbertablett serviert. Wenn du in Schwierigkeiten steckst, holen deine Eltern dich da raus - und wenn nicht sie, dann Luke! Dein ganzes Leben finde ich so was von zum Kotzen!« Mit dem Buch in der Hand zeigt sie in der Rüche herum. »Dein Leben ist doch leer! Du bist oberflächlich und materialistisch! Ich bin noch nie in meinem Leben jemandem begegnet, der derartig von seinem eigenen Äußeren und vom Einkaufen besessen ist!«
»Du hast es gerade nötig, von Besessenheit zu reden!«, kreische ich. »Als wärest du überhaupt nicht von irgendetwas besessen! Bist du aber! Du bist vom Sparen besessen! Mir ist nämlich noch nie jemand begegnet, der so verdammt geizig ist wie du! Du hast dreißig Riesen auf der hohen Kante und läufst rum, als hättest du nicht einen Penny! Besorgst dir kostenlose Briefumschläge und ekelhafte, braune Bananen! Ist doch scheißegal, ob das Waschpulver vierzig Pence mehr oder weniger kostet!«
»Es wäre dir nicht scheißegal, wenn du dein Waschpulver seit deinem vierzehnten Lebensjahr selbst gekauft hättest«, blafft Jess zurück. »Und wenn dir die vierzig Pence hier und da nicht ganz so scheißegal wären, würdest du auch nicht ständig in solchen Schlamassel geraten. Ich habe gehört, dass du Luke in New York finanziell fast in den Ruin getrieben hättest. Ich
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