Vom Umtausch ausgeschlossen
vergisst.
Etwas unsicher betrachte ich die Liste. Das kommt mir ein bisschen wenig vor. Da muss doch noch mehr sein. Etwas viel Wesentlicheres und Grundlegenderes.
Da stockt mir mit einem Mal der Atem, und ich schlage mir die Hand vor den Mund.
Die CDs. Luke beschwert sich immer darüber, dass ich sie, nachdem ich sie gehört habe, nicht wieder in ihre Hüllen zurücktue.
Gut, ich weiß, das klingt nicht so wahnsinnig grundlegend - aber vielleicht war das ja der berühmte Tropfen, der das Fass... und so weiter. Und außerdem hört man doch immer wieder, dass es gerade die vielen nervigen Kleinigkeiten sind, die eine Beziehung auf die Probe stellen.
Okay. Das werde ich jetzt sofort einrenken.
Ich eile ins Wohnzimmer und steuere direkt auf den chaotischen CD-Stapel neben der Stereoanlage zu. Ich mache mich daran, Ordnung in das Durcheinander zu bringen, und fühle mich dabei so unbeschwert und leicht! Geradezu befreit! Diese Aktion wird der Wendepunkt unserer Ehe sein.
Ich stapele die CDs schön ordentlich aufeinander und warte, bis Luke auf dem Weg zum Schlafzimmer an der Wohnzimmertür vorbeikommt.
»Guck mal!«, rufe ich nicht ohne Stolz in meiner Stimme. »Ich habe die CDs aufgeräumt! Jetzt sind alle wieder in den richtigen Hüllen!«
Luke wirft einen Blick ins Wohnzimmer.
»Prima«, sagt er und nickt abwesend, bevor er weiter Richtung Schlafzimmer geht.
Mein vorwurfsvoller Blick begleitet ihn.
Mehr hat der dazu nicht zu sagen?
Ich meine, hier sitze ich und beende unsere Ehekrise, und er nimmt nicht einmal richtig Notiz davon!
Okay. Gut, ich wusste, dass Mum und Dad sich wirklich mit Haut und Haar auf ihre Paartherapie eingelassen haben. Aber offen gestanden hatte ich nicht erwartet, dass sie mit Sweatshirts auftauchen, auf denen ihr jeweiliger Slogan zu lesen ist. Mum: »Ich bin eine Frau, ich bin eine Göttin.« Dad: »Keine Macht den passivaggressiven Schweinen.«
»Wow!«, versuche ich, meine Überraschung zu überspielen. »Die sind ja toll!«
»Die haben wir im Zentrum gekauft«, erzählt Mum strahlend. »Sind die nicht witzig?«
»Na, dann scheint euch eure Therapie ja wirklich Spaß zu machen.«
»Spaß ist gar kein Ausdruck!«, freut Mum sich. »Das ist ja so viel interessanter als Bridge! Und so gesellig! Neulich hatten wir eine Gruppensitzung, und jetzt rate mal, wen wir da getroffen haben!?! Marjorie Davis, die früher bei uns gegenüber gewohnt hat!«
»Ach ja?« Das überrascht mich. »Hat die denn in der Zwischenzeit geheiratet?«
»Nein, nein!« Mum senkt taktvoll die Stimme. »Die Arme hat Abgrenzungsschwierigkeiten.«
Irgendwie kapiere ich das alles nicht so richtig. Was zum Teufel sind Abgrenzungsschwierigkeiten?
»Und ... äh... habt ihr auch irgendwelche Schwierigkeiten?«, frage ich auf dem Weg zur Küche. »War die Therapie hart?«
»Ach, ich sage dir, Becky... Wir waren am Abgrund und haben es zurückgeschafft«, erzählt Mum und nickt. » Stimmt´s, Graham?«
»Wir waren nur Millimeter von der Kante entfernt«, pflichtet Dad ihr bei.
»Aber jetzt haben wir die Wut und die Schuldgefühle hinter uns gelassen. Wir gehen gestärkt aus dieser Krise hervor und wollen leben und liehen.« Sie strahlt mich an und wühlt in ihrer Reisetasche herum. »Ich habe eine Biskuitrolle mitgebracht. Setzt du Wasser auf?«
»Deine Mutter hat ihre innere Göttin gefunden«, erzählt Dad stolz. »Sie ist sogar über glühende Kohlen gegangen!«
Sprachlos sehe ich Mum an.
»Du bist über glühende Kohlen gegangen? Oh Gott! Ich auch! In Sri Lanka! Hat es wehgetan?«
»Überhaupt nicht! Absolut schmerzfrei!«, berichtet Mum. »Aber ich habe natürlich meine Gartenschuhe anbehalten«, fügt sie dann nach kurzem Nachdenken hinzu.
»Wow!«, sage ich. »Äh... toll!«
»Aber wir haben noch eine Menge zu lernen«, sagt Mum, während sie die Biskuitrolle in Scheiben schneidet. »Und darum machen wir ja auch diese Kreuzfahrt mit.«
»Ach ja. Genau. Die... Therapie-Kreuzfahrt.« Als Mum mir das erste Mal davon erzählte, dachte ich, sie wollte mich auf den Arm nehmen. »Und das läuft so ab, dass ihr durch das Mittelmeer kreuzt und ständig therapeutische Gespräche und so habt?«
»Nein, es geht ja nicht nur um Therapie!«, stellt Mum klar. »Wir machen auch Ausflüge zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten.«
»Und Unterhaltung wird da auch geboten«, fügt Dad hinzu. »Soll da ein paar richtig gute Shows geben. Und einen Tanzabend in Gala!«
»Alle unsere Freunde aus dem Zentrum kommen
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