Vom Umtausch ausgeschlossen
sage ich und knalle das Marmeladenglas auf den Tisch. »Du hattest ja so Recht! Nicht in hundert Jahren hätten wir uns gut verstanden! Mann, die ist ja wohl die trübseligste Unke, die mir je begegnet ist!«
»Hmm«, macht Luke zerstreut und schenkt sich Orangensaft ein.
Er könnte mich schon ein bisschen mehr unterstützen, finde ich.
»Nächstes Mal höre ich auf deinen Rat«, kündige ich an in der Hoffnung, damit seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Ich hätte sie niemals hierher einladen dürfen! Ich fasse es nicht, dass wir wirklich miteinander verwandt sein sollen!«
»Ich fand sie am Schluss eigentlich ziemlich in Ordnung«, sagt Luke. »Aber ich kann schon verstehen, wieso ihr beiden euch nicht sonderlich gut versteht.«
Was soll das denn jetzt?
Er sollte nicht sagen, dass er sie in Ordnung fand! Er sollte sagen: »Mann, was für eine blöde Zicke, wie hast du das bloß auch nur eine Minute mit ihr ausgehalten!«
»Becky... was machst du da?« Luke fixiert die Krümel und Plastikverpackungsreste, die über die gesamte Arbeitsfläche verteilt sind.
»Waffeln!«, antworte ich fröhlich.
Womit wieder mal etwas bewiesen wäre. Jess hat sich geirrt. Ich habe das Waffeleisen praktisch jeden Tag benutzt, seit ich es gekauft habe! Jawohl! Ich wünschte fast, Jess wäre hier und könnte es sehen.
Der einzige Haken an der Sache ist, dass mir der Teig nie so recht gelingen will. Also kaufe ich einfach fertige Waffeln, schneide sie herzförmig zurecht und lege sie zum Aufwärmen in das Waffeleisen.
Na, und? Wo liegt das Problem? Ich benutze mein Waffeleisen, oder? Wir essen Waffeln, oder?
»Schon wieder Waffeln?« Luke verzieht ein klein wenig das Gesicht. «Danke, ich verzichte heute mal.«
»Och. Wie wäre es dann mit etwas Toast? Oder Eiern? Oder... Muffins?«
»Ich bin ganz zufrieden mit meinem Kaffee.«
»Aber du musst doch etwas essen!« Ich sehe Luke plötzlich besorgt an. Er hat abgenommen vor lauter Sorge um die Arcodas-Sache. Ich muss ihn aufpäppeln.
»Ich mache dir ein paar Pfannkuchen!«, schlage ich vor. »Oder ein Omelett!«
»Becky, lass mich bitte!«, pfeift er mich an. »Ich habe keinen Hunger.« Mit großen Schritten verlässt er die Küche und klappt sein Handy auf. »Gibt´s was Neues?«, höre ich ihn sagen, bevor er die Arbeitszimmertür hinter sich schließt.
Ich sehe auf die zerbröckelte Waffel in meiner Hand. Und mir wird ganz kalt.
Ich weiß, dass Luke gerade tierisch angespannt ist wegen seiner Geschäfte. Und das ist ganz bestimmt der Grund dafür, dass er mir gegenüber in letzter Zeit so ungeduldig ist. Das hat überhaupt nichts mit mir zu tun und bedeutet auch nicht, dass irgendein größeres Problem bestünde.
Trotzdem muss ich immer wieder an das denken, was er neulich abends zu Jess sagte, als ich an der Tür lauschte. Dass er es schwierig findet, mit mir zusammenzuleben.
Ich verspüre wieder einmal diesen Stich im Herzen und setze mich. Mein Kopf schwirrt. Die ganze Woche habe ich darüber nachgedacht und versucht, es zu verstehen.
Wie kann es denn bloß schwierig sein, mit mir zusammenzuleben? Ich meine... Was mache ich falsch?
Unvermittelt schnappe ich mir einen Bleistift und einen Zettel. Okay. Dann werde ich jetzt mal ganz tief in mich gehen und total ehrlich sein. Was tue ich, das andere im Zusammenleben mit mir schwierig finden könnten? Ich notiere eine Überschrift und unterstreiche sie sehr entschlossen.
Das Zusammenleben mit Becky Bloomwood gestaltet sich schwierig, weil:
1.
Keine Ahnung. Mir fällt überhaupt nichts ein. Null.
Komm schon. Denk nach. Sei ganz ehrlich. Es muss doch irgendetwas geben. Welche grundlegenden Probleme haben wir? Wo geraten wir immer wieder aneinander?
Auf einmal fällt es mir ein: Ich vergesse immer, den Deckel auf meine Shampooflasche zu schrauben, und Luke beschwert sich ständig, dass er in der Dusche darüber stolpert.
Das Zusammenleben mit Becky Bloomwood gestaltet sich schwierig, weil:
1. Sie immer vergisst, den Deckel auf die Shampooflasche zu schrauben.
Ja. Außerdem bin ich schusselig. Ich vergesse ständig die Zahlenfolge für die Alarmanlage. Einmal habe ich sogar bei der Polizei angerufen, um die zu fragen, aber irgendwie haben die mich falsch verstanden und gleich zwei Streifenwagen vorbeigeschickt.
Das Zusammenleben mit Becky Bloomwood gestaltet sich schwierig, weil:
1. Sie immer vergisst, den Deckel auf die Shampooflasche zu schrauben.
2. Sie ständig den Code für die Alarmanlage
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