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Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Titel: Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clough Patricia
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interessierten mich ihre langweiligen Männer überhaupt nicht, ich war aus geschäftlichen Gründen da.«
    Â»Mag sein«, meinte Angela, »aber ich glaube, so war es nicht. Ich bin nicht der Typ Verführerin, das sieht jeder. Aber ich habe mich verraten gefühlt, verarscht, weil Peter, der mich gerade quasi auf der Müllkippe abgeladen hatte, mit seiner neuen Freundin durch die Stadt zog, sich in den besten Restaurants sehen ließ, ins Theater ging, bei Abendessen auftauchte …
    Meine Kinder waren es, die mich schließlich aus dieser Situation gerettet haben. ›Komm schon, Mutti‹, sagte meine Tochter. ›Du darfst dich nicht so einigeln. Du musst dein Leben ganz neu aufbauen, wir werden dir dabei helfen.‹ Sie nahmen mich mit ins Kino, schleppten mich zu Konzerten und organisierten Ausflüge. Meine Kinder und Enkel zeigten mir, dass ich in unserer kleinen, warmherzigen Familie aufgehoben war. Ich begann, mich wieder für das Leben zu interessieren. Ich arbeitete mehr, stellte im Haus die Möbel um. Was mir aber am meisten fehlte – neben Peter, an dem ich noch immer hing –, waren die gemeinsamen Reisen. Denn die Urlaube waren immer unsere schönste Zeit gewesen. Wir haben uns mindestens eine Reise im Jahr erlaubt. Und es gibt für mich nichts Schöneres, als neue, exotische Länder zu sehen, die Sitten und Bräuche anderer Völker kennenzulernen, alte Ruinen zu besichtigen. Marrakesch, Bali, Persepolis … Das haben wir alles gesehen.«
    Angela sah verträumt auf, warf einen Blick in den Abendhimmel.
    Â»Ich hätte auch allein losziehen können. Am Geld lag es nicht, die Trennung war fair über die Bühne gegangen. Aber wie sollte ich das anstellen? Allein, als Frau, mit sechzig? Ich fühlte mich ja schon elend, wenn ich nur allein in einem Restaurant essen musste. Selten genug kam das vor, und immer fühlte ich mich beobachtet. Ich dachte dann, dass die Leute mich ansahen und fragten: Was will die denn hier? Hat die keinen Mann abbekommen? Es machte mich so einsam, es war zum Verzweifeln.
    Ich hätte auch mit den Kindern, mit ihren Familien in Urlaub fahren können. Doch meine Bedürfnisse sind mit zwei Wochen Strandleben, mit Sonnenöl und ein paar Sandburgen, leider nicht zu stillen. Ich habe da etwas andere Vorstellungen.
    Wieder war es dann meine Tochter, die mir den letzten Schubs gab. Sie zeigte mir eine Anzeige: Ein Reisebüro organisierte eine Zehntagetour nach Delhi und Rajasthan. Meine Tochter sagte: ›Fahr mit, dann brauchst du dich um nichts zu kümmern. Und du bist nicht allein.‹
    Hab ich gemacht. Indien war toll. Natürlich. Ich habe mich trotzdem elend gefühlt. Die Gruppe bestand aus jungen Leuten, die lieber Joints rauchten, als Mogulenpaläste zu besichtigen, und einigen holländischen Rentnern, die mindestens zehn Jahre älter waren als ich und alles andere als kommunikativ. Und nicht nur wegen der Sprachprobleme. Das heißt, ich war eigentlich allein. Ich hatte niemanden, mit dem ich auf einer Wellenlänge kommunizieren konnte. Die Reiseleiter waren immer diese Peter-Pan-Typen, also nicht mehr ganz junge Männer, die mit Drogen und Mädchen noch irgendwie versuchten, sich an ihre Jugend zu klammern, statt endlich erwachsen zu werden und eine Familie zu gründen. Ich wusste, dass diese Gruppe nicht unbedingt typisch war, doch die Idee einer Gruppenreise ist für mich seither gestorben.
    Warum ich nicht mit einer Freundin verreist bin? Meine Freundin Gisela, der ich von meinen Erlebnissen erzählt habe, hat auch gleich gemeint, wir sollten nächstes Mal zu zweit losziehen, wohin auch immer. Doch ich habe gezögert. Als ich verheiratet war, hatte ich immer ein wenig Mitleid mit Frauen, besonders älteren Frauen, die sich in dieser Weise zusammentaten. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein habe ich wohl geglaubt, dass mit diesen Leuten etwas nicht stimmte, beinahe, als müssten sie sich für ihre Situation schämen. Ihr braucht gar nicht so zu gucken, mir ist auch klar, dass diese Denkweise nicht ganz auf der Höhe der Zeit war. Ich wusste es halt nicht besser, es war ja alles neu für mich. – Doch bald war ich überzeugt, dass es eine gute Lösung war. Wir kannten uns schon lange, wir verstanden uns gut, wir einigten uns schnell auf ein Reiseziel: Sizilien. Wir flogen nach Catania, nahmen einen Mietwagen und fuhren einmal um die Insel. Die

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