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Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Titel: Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clough Patricia
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eindrucksvollsten Zeugnisse der griechischen, römischen, arabischen und normannischen Besiedlung findet man nämlich vor allem an den Küsten. Die Zitronenbäume blühten, die ganze Insel schien zu duften, es war himmlisch. Ich schwelgte …
    Nur Gisela störte. Meine Freundin war nämlich voller Vorurteile. Sie hörte einfach nicht auf, sich über die Einheimischen lustig zu machen! Ständig kamen irgendwelche abfälligen Bemerkungen … als lebten in Sizilien nur primitive Idioten und nicht die Nachfahren einer uralten, unvergleichlichen Zivilisation! Und wenn etwas nicht so funktionierte, wie sie es sich vorstellte, wenn etwa ein Museum geschlossen war oder die gebuchten Zimmer keinen Meerblick hatten, regte sie sich wahnsinnig auf und schmollte stundenlang. Meine Einstellung ist immer eine ganz andere gewesen: Wenn man unterwegs ist, muss man die Dinge nehmen, wie sie kommen. Das gehört einfach dazu. Es kann nicht alles so gut funktionieren wie zu Hause.
    Am Ende unserer Reise war ich total gestresst. Ich konnte einfach nicht mehr an mich halten und habe sie angeschrien, wir haben uns richtig gefetzt. Auf dem Heimflug saßen wir schweigend nebeneinander. Inzwischen haben wir uns natürlich wieder versöhnt, wir haben beschlossen, gute Freundinnen zu bleiben und nie wieder gemeinsam zu verreisen.
    Trotzdem hat mich diese Erfahrung deprimiert. Offenbar gab es für mich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich nahm meinen Mut zusammen und reiste allein, oder ich blieb zu Hause. Doch eines Tages blätterte ich beim Zahnarzt in einer Zeitschrift und las einen Artikel über Frauenhotels. Offenbar war das ein richtiger Trend, was völlig an mir vorbeigegangen war. In diesen Hotels herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre, die nicht nur von Touristinnen, sondern auch von Geschäftsfrauen geschätzt wird. Man kann an der Bar sitzen, etwas trinken, mit anderen Gästen ins Gespräch kommen. Man kann auch allein an einem Tisch sitzen, ohne von irgendwelchen Männern bedrängt zu werden. Diese Hotels schaffen eine Umgebung, die ganz auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt ist – vom Lockenwickler bis zum Internetzugang bekommt man hier alles. Ich glaube, in meinem Alter sind aufdringliche Männer nicht mehr so das Problem, aber ich fühle mich noch immer ausgesprochen unwohl, wenn ich allein in einem Restaurant sitze, oder in einer Hotellobby. Ich glaube, die meisten Frauen sind so. Also bestellt man sich das Essen aufs Zimmer.
    Na gut, dachte ich, das probiere ich mal aus, nur für ein Wochenende. Mal sehen, ob mir das gefällt. Ich fuhr nach Hamburg, wo ich mir unbedingt eine Ausstellung ansehen wollte, und stellte fest: Das ist etwas für mich. Es hatte so eine leichte Clubatmosphäre, als gehörte man gleich dazu. Mir war gar nicht unangenehm, dass ich allein unterwegs war. Ganz im Gegenteil: Ich war entspannt, fühlte mich frei. Man konnte sich mit den Gästen unterhalten, vielleicht sogar etwas unternehmen, oder man zog allein los. Mir gefiel das so gut, dass ich ein paar Monate später nach Paris fuhr, wieder in ein Frauenhotel. Es gab so viel zu sehen, zu entdecken! Ich war nur einmal mit Peter dort gewesen, und er hatte mich in einem Wahnsinnstempo von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten geschleppt – also zu den Orten, die er für interessant hielt. Ich wollte einfach nur durch die Quartiers schlendern und die Atmosphäre aufsaugen. Im Hotel lernte ich dann eine Witwe aus München kennen, und es stellte sich schnell heraus, dass wir viel gemeinsam hatten. Wir verstanden uns auf Anhieb. Wir gingen einkaufen und stellten fest, dass wir einen ähnlichen Geschmack und ähnliche Vorstellungen hatten. Auf einmal bemerkte ich, dass ich viel mehr Spaß hatte als mit Peter. Einige Monate später verabredeten wir uns in einem Londoner Frauenhotel. Ich hatte inzwischen herausgefunden, dass es eine ganze Reisebranche gibt, die nur auf Frauen zugeschnitten ist. Es gibt Pauschalreisen, Wellnessreisen, Bildungsreisen, alles. Doch ich war längst einen Schritt weiter. Ich hatte Selbstvertrauen gewonnen und nahm die Herausforderungen, die meine neue Situation mit sich brachte, gern an. Mein Ziel war es, wie Sorrel zu werden.«
    Sorrel? Ich war verwirrt. Doch dann erinnerte ich mich, dass ich Angela von meiner englischen Freundin Sorrel Bentinck erzählt hatte, die 2002, im Alter von sechzig Jahren, eine Weltreise

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