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Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten

Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten

Titel: Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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Theophyllin wirkt stark harntreibend, Theobromin ist das Hauptalkaloid der Kakaobohne. 80 Prozent des Coffeins verlassen den Körper unverändert, 20 Prozent werden abgebaut, aber nicht sehr stark. Tee enthält außer Koffein auch Polyphenole , die schädliche Radikale einfangen, das soll sehr gesund sein. Regelmäßiges Teetrinken soll vor Krebs und Herzinfarkt schützen – behauptet der Österreichische Kaffee- und Teeverband. Nun ja. Die Teeblätter werden bekanntlich fermentiert, darum wird der Tee ja dunkel. Es laufen Abbauprozesse, Oxidationen ab; die betreffende Stelle in meinem Buch über Phytopharmaka ist eine längere Chemievorlesung. Aber wenn der Prozess »natürlich« ist (was immer das heißen mag), wird er akzeptiert. Tee wird in Europa seit Beginn des 17. Jahrhunderts getrunken. Ich selber vertrage keinen Tee. Er macht mich nervös. Dagegen kann ich große Mengen schwarzen Kaffee trinken und tue das auch – Tee und Kaffee wirken verschieden.
    20 000 Tonnen Coffein werden jedes Jahr hergestellt, nur ein Fünftel gewinnt man aus Pflanzen, den Rest im Labor nach einem Verfahren des Chemikers Wilhelm Traube. Verwendet wird es in den bekannten Getränken, die sich ohne Coffein nicht der nun schon hundert Jahre andauernden Beliebtheit erfreuen würden, und darüber hinaus auch in Medikamenten; Coffein verstärkt die Wirkung von Schmerzmitteln, wodurch sie niedriger dosiert werden können.
    Die Medizin hat sich redlich bemüht, dem Kaffee negative Wirkungen zuzuschreiben, neuere Untersuchungen beweisen allerdings eher das Gegenteil: So berichten die Autoren Udo Pollmer und Susanne Warmuth in ihrem ernüchternden Sachbuch »Pillen, Pulver, Powerstoffe« von einer zusammenfassenden Analyse aus neun Studien mit insgesamt 200 000 Teilnehmern, wonach feststeht, dass jeder und jede, der oder die mehr als sechs Tassen Kaffee am Tag trinkt, ein um 35 Prozent niedrigeres Risiko hat, an Diabetes zu erkranken! Drei Tassen Kaffee pro Tag senken nach einer amerikanischen Studie die Sterblichkeit durch Herzleiden um 25 Prozent. Diese Angaben sind umso bemerkenswerter, als sie meiner Erinnerung nach in der erwähnten Publikation die einzigen positiven Aussagen über Lebensmittelinhaltsstoffe darstellen – aber wie dem auch sei: Mit Coffein hat es nichts zu tun, die »gesunden« Wirkungen scheinen durch andere Inhaltsstoffe des Kaffees verursacht. Ich bescheide mich – ausdrücklich ohne lebensverlängernde Wirkungen der schwarzen Brühe ins Feld zu führen – mit einem ebenso schlichten wie jede Debatte beendenden Zitat: »Der Kaffee ist die Quelle des Glücks und der Intelligenz.« William Harvey hat das gesagt, 1657 auf seinem Totenbett, als er gleichsam schon den Widerschein der Ewigkeit erspähte. Außerdem hat der Mann den Blutkreislauf entdeckt und die moderne Physiologie begründet.
    Also, was wollen Sie noch …

Ammoniak
    Der Wandel unserer Lebensverhältnisse zeigt sich manchmal an ganz einfachen Dingen: Zum Beispiel wird man heute nur noch wenige Menschen finden, die den Geruch von Ammoniak kennen. Er begegnete früher in zwei Formen, einer eher ländlichen und einer städtischen. Auf dem Land entströmte dieser Duft vor der Einführung der Wasserspülung jedem Plumpsklo, das eben viel eher nach Ammoniak roch als nach Exkrementen, wie man eigentlich annehmen sollte. (Ich weiß das von einem Ferienhäuschen in einem abgelegenen Tal, wo es keine WC gab und das Wasser vom Brunnen geholt werden musste.) In der Stadt war Ammoniak sofort riechbar, wenn die in jedem Haushalt vorhandene Flasche mit Salmiakgeist geöffnet wurde, um irgendetwas mit der Flüssigkeit zu putzen. Das hat auch funktioniert, war allerdings mit bedeutender Geruchsbelästigung verbunden, die beim Lüften wieder verschwand. Heute bietet jeder Supermarkt nach dem Grundsatz »Jede Oberfläche hat das Recht auf ein eigenes Putzmittel« viele Regalmeter mit bunten Plastikflaschen an, deren Inhalt nach Früchten und Blumen riecht, sicher nicht mehr nach Ammoniak. Der Geruch ist aus dem Haushalt verschwunden.
    Ammoniak ist ein Gas und leicht flüchtig, der Salmiakgeist war einfach eine schwache Lösung von Ammoniak in Wasser. Ammoniak ist geradezu verrückt nach Wasser (oder umgekehrt); ein Liter Wasser kann 700 Liter Ammoniakgas absorbieren, bis Sättigung eintritt; je kälter das Wasser ist, desto lieber nimmt es Ammoniakgas auf. Beim Erwärmen gibt es das Gas wieder ab. Bei gleich bleibender Temperatur bekommt man umso mehr Ammoniak ins Wasser,

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