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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ein anderer als dieser Einbrecher für den Mord in Frage komme – sofern es sich überhaupt um einen Mord handle. Natürlich, und darin gab er mir recht, müsse man auch die Möglichkeit ins Kalkül ziehen, daß der Einbrecher sich nur zur Tarnung wie ein solcher verhalten habe und in Wahrheit von einer dritten Person dazu gedungen und bezahlt worden war, Nedomanski in diesem so günstigen Augenblick zu ermorden. Aber dann müßte diese dritte Person ja gewußt haben, was Nedomanski und Borkenhagen vorhatten – und wie sollte sie zu dieser Information gelangt sein? M. gab zu, daß man rein theoretisch auch an eine Tötung auf Verlangen denken könne, und damit an Borkenhagen, aber das sei doch außerordentlich unwahrscheinlich. Man werde sich auf alle Fälle auf den Einbrecher konzentrieren. Möglicherweise habe er, sollte er nicht selber der Täter sein, diesen bei der Ausführung der Tat beobachtet oder aber Nedomanskis Todeskampf bzw. Selbstmordversuch miterlebt. Ja, das könne man nicht so ohne weiteres ausschließen, daß Nedomanski einen Selbstmordversuch unternommen habe und dann trotz der kaum dazu geeigneten Versuche und Umstände infolge seiner besonderen Konstitution tatsächlich gestorben sei – daß er dem Tod quasi etwas nachgeholfen habe. Er habe ja des öfteren unter Herzkrämpfen gelitten; auch seien die Ärzte im Gerichtsmedizinischen Institut zu dem Schluß gekommen, Nedomanski hätte auch ohne die Geschehnisse an diesem Abend nicht mehr viel länger als ein Jahr zu leben gehabt. Wenn er sich recht entsinne, habe man von einer sehr weit fortgeschrittenen Arteriosklerose gesprochen, genauer gesagt einer Koronarsklerose, also einer Verkalkung der Kranzgefäße des Herzens. Dazu sei eine Angina pectoris gekommen, die ja stets mit schwerster Atemnot verbunden ist… Unter diesen Umständen könne man natürlich nicht ausschließen, daß Nedomanski durch bestimmte Manipulationen seinen Tod bewußt eingeleitet habe; aber er neige ganz eindeutig zu der Ansicht, daß der Einbrecher ihn in einer klassischen Affekthandlung ermordet habe. Es sei doch alles ziemlich klar – Nedomanski habe sich auf den Einbrecher gestürzt und dieser habe sich gewehrt.
    M. beharrte auch im Verlauf unseres Gesprächs auf dieser Ansicht. Wir plauderten noch ein wenig über unsere gemeinsamen Freunde und Bekannten, dann verabschiedeten wir uns. Das Gespräch hatte von 17.30 bis 18.45 Uhr gedauert. M. versprach mir, mich stets auf dem laufenden zu halten.
     
     
    Ich lege dies Gedächtnisprotokoll mit einem leisen Fluch beiseite. Damals, nach diesem Gespräch mit Mannhardt, war ich auch nicht viel klüger als vorher. Aber der Fall begann mich langsam zu interessieren.
    Meine Frau kommt herein, in ein höchst verführerisches Neglige’ gewandet. Sie küßt mich, sagt mir gute Nacht und versucht mich zu überreden, das zu tun, was wieder mal fällig ist.
    Ich stöhne. „Du bist gemein! Du weißt doch, daß der Kram bis morgen fertig sein muß…“
    Sie zieht ab. Schmollend. (Warum besitzt die im allgemeinen nicht eben ausdrucksarme deutsche Sprache dafür nur dieses Verb? Schmollen – das ist doch reines 19. Jahrhundert…)
    Ja, ich witterte damals eine ergiebige Story. Ich bekam auch grünes Licht, Zeit und Geld für die nötigen Recherchen. Es war mir sofort klar, daß ich vorerst nur vorankommen konnte, wenn ich mit Borkenhagen zusammenarbeitete. Ich setzte mich also mit ihm in Verbindung, und zwar telefonisch. Ich wußte, daß man ihn mitunter in der soziologischen Bibliothek in der Garystraße erreichen konnte. Und ich hatte Glück. Wie immer in solchen Fällen habe ich auch dieses Gespräch mittels Adapter und Tonband mitgeschnitten… Ein Knopfdruck; das Bandgerät läuft.
Freie Universität.
Bitte die soziologische Bibliothek.
Augenblick bitte.
Soziologische Bibliothek, Ratzlaff…
Guten Morgen. Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber könnten Sie bitte mal sehen, ob Herr Borkenhagen in der Bibliothek sitzt?
Ja, der sitzt drin.
Könnten Sie ihn mal an den Apparat holen, bitte?
     
Wer ist denn da?
 -ky.
Wie bitte?
 -ky. Ka-ypsilon.
 -ky, so… Sind Sie zufällig Vietnamese?
 Den Witz muß ich irgendwann schon mal gehört haben…
‘schuldigen Sie schon! Also, ich hol ihn.
Ja, danke.
(Pause. Knacken in der Leitung.)
Borkenhagen hier. Doc?
Ja… Freut mich, daß Sie noch immer auf freiem Fuß sind, Herr Dr. med. Hartmann.
Die Freude ist ganz meinerseits. Haben Sie mein Manuskript gelesen?
Hab ich. Das ist auch

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