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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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mehr mit. Farben und Konturen verschwimmen. Er schließt sie.
     
     
    Soweit Borkenhagens dichterisches Intermezzo. Wenn ich den Bericht wirklich schreiben sollte, werde ich sein ganzes Elaborat in einem Satz zusammenfassen müssen: Da er sich davon gewisse finanzielle und berufliche Vorteile verspricht, kommt Borkenhagen im Laufe der Nacht zu dem Entschluß, daß es das Beste wäre, bei der Kripo eine Art Geständnis abzulegen… Hoffentlich ist er mir nicht allzu böse, wenn sein bestes Kapitel unter den Tisch fällt.
    So, wie geht’s denn weiter? Die Kripo ist also alarmiert, und allmählich merkt man, daß Freund Borkenhagen weder betrunken noch bescheuert ist. Man fährt zu Nedomanskis Villa, findet den Toten und übergibt ihn den Herren Gerichtsmedizinern. Maria Nedomanskis Aussagen decken sich mit denen von Borkenhagen. Die kriminalpolizeilichen Mühlen beginnen zu mahlen.
    Zum Glück habe ich einen Draht zur Kripo; Oberkommissar Mannhardt ist ein alter Bekannter von mir. Ich habe mich gleich mit ihm verabredet.
     
     
    Blatt Nr. 11. Unterredung mit Kriminaloberkommissar M. am 14. 7. im Romanischen Café.
    M. wußte ganz genau, worauf ich hinauswollte; er zierte sich aber, auf den Fall Nedomanski zu sprechen zu kommen. Statt dessen hielt er mir einen längeren Vortrag über die Möglichkeiten und Grenzen der daktyloskopischen Spurenauswertung mittels Computer. Der Arbeitsaufwand bei der Computer-Auswertung sei gegenüber der manuellen Kombinations-Auswertung in der Zehnfingerabdrucksammlung rund dreimal, gegenüber der manuellen Auswertung in der Einzelfingerabdrucksammlung rund siebenmal kleiner… Und so weiter und so weiter. Um M. nicht, zu verstimmen, zeigte ich mich interessiert.
    Endlich kam er auf Borkenhagen zu sprechen. Man traue ihm nicht so recht über den Weg, müsse aber im Augenblick davon ausgehen, daß er die Wahrheit sage; er für seine Person habe kein Verständnis für die makaberen und sittenwidrigen Abmachungen zwischen Nedomanski und Borkenhagen, aber in einer Zeit, da man in einem Sex-Blatt ungestraft inserieren könne Suche für Bordell in Husum Mädchen unter 21, möglichst ohne Anhang, sei ja alles möglich. Die gerichtsmedizinische Untersuchung habe ergeben, daß Max Nedomanski an Atemnot zugrunde gegangen sei. Man habe sich auf Tod durch Ersticken geeinigt. Im Mund des Toten hätten sich Fasern des Kopfkissenbezugs gefunden, am Kopfkissenbezug Spuren von Nedomanskis Speichel. Es deute zwar alles darauf hin, daß jemand das Kopfkissen genommen und Nedomanski auf den Mund gepreßt habe, man könne aber keineswegs die Möglichkeit ausschließen, daß der herzkranke Nedomanski ohne Gewaltanwendung infolge der Aufregung eines natürlichen Todes gestorben sei und im Todeskampf in das Kissen gebissen habe. Sein Bett wäre so oder so zerwühlt gewesen, und aus der Lage des Leichnams hätte man keine diesbezüglichen Schlüsse ziehen können. Auf meine Frage erklärte M. es sei zwar theoretisch denkbar, daß ein herzkranker, asthmatischer Mann Selbstmord begeht, indem er sich selber den Mund verschließt – man denke nur an die Fälle der Selbsttötung mittels eines eigenhändig über den Kopf gezogenen Plastikbeutels – , aber im Fall Max Nedomanski halte er das für so ziemlich ausgeschlossen. Warum sollte Nedomanski Selbstmord begehen, wo er doch systematisch auf den Augenblick seiner »Auferstehung« hingearbeitet habe? Auf meinen Einwand, durch die Vortäuschung eines Mordes und die damit ausgelöste Suche nach einem Mörder hätte er sich auf geradezu geniale Weise an seinen verhaßten Gästen rächen können, bemerkte M. nur, der dafür zu zahlende Preis wäre einem kühlen Rechner wie Nedomanski sicherlich zu hoch gewesen. Seiner persönlichen Meinung nach scheide auch ein natürlicher Tod aus, denn es sei ja immerhin ein Einbrecher im Haus gewesen, und direkt über Nedomanskis Bett befinde sich ein Safe. Außerdem hätten im Nachttisch einige tausend Mark gelegen. Der Einbrecher, nach dem fieberhaft gefahndet werde, habe vermutlich mitbekommen, daß der Hausherr gestorben war und sich im Zimmer des Toten ein ungestörtes Arbeiten erhofft. Man müsse sich die Sache so denken, daß der im Bett auf seinen Auftritt wartende Nedomanski mit dem Einbrecher gekämpft habe; dieser sei verständlicherweise stärker gewesen und habe ihn mit dem Kissen erstickt. Trotz der von Borkenhagen erwähnten Spannungen in Nedomanskis Familie und Mitarbeiterkreis würde alles dagegen sprechen, daß

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