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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Mensch, daß ich da nicht gleich draufgekommen bin!“
    Dreyers rechtes Augenlid begann zu zucken. „Auf was bist du nicht gekommen?“ Seine Stimme klang dünn.
    „Daß das Bild ‘ne Kopie ist! Oder ‘ne Fälschung… Das hat er gleich gemerkt – und darum hat er dir den Schinken geschenkt.“
    „Denkste! Der ist echt… Ich hab nämlich auch die Expertise zu gefunden, denk mal an!“
    „Und Nedomanski – “ – Borkenhagens Augen weiteten sich – „der Alte hat nichts davon gewußt?“
    „Keine Ahnung hat er gehabt.“
    „Das Bild gehört seinen Erben… Oder den Erben von diesem Schierbaum, wenn er welche hat – was weiß ich. Dir gehört es nicht, auf alle Fälle!“
    „Red doch keinen Unsinn!“
    „Das ist kein Unsinn. Dadurch, daß du die Expertise vorenthalten bzw. gestohlen hast, hast du auch das Bild gestohlen… Vergiß nicht, ich verstehe was von der Juristerei!“
    „Das mit der Expertise weiß ja keiner.“
    „Ich weiß es!“
    „Das wird dir nichts mehr nützen, verstehst du?!“ Dreyer kickte einen herumliegenden Tischtennisball gegen die Kellertür. „Ein echter van Gogh ist mindestens ‘ne halbe Million Mark wert – mindestens! Und die gehört mir.“
    „Noch habe ich das Bild in der Hand“, sagte Borkenhagen.
    „Leg’s da drüben auf den Schuhschrank, sonst knall ich dich ab!“
    Borkenhagen rührte sich nicht vom Fleck. „Den Mord decken sie ganz sicher auf – und dann hast du gar nichts.“
    Dreyer lachte heiser. „Und du erst recht nicht!“
    Mit einem Ruck hob Borkenhagen das Bild, so daß es seinen Körper verdeckte. „Und wie willst du einen van Gogh verkaufen, der ein Schußloch hat?“
    „Du stehst…“ Die Pistolenmündung wanderte nach oben. „Du stehst auf Kopfschuß, wie?“
    Borkenhagen drehte das Bild so, daß es diagonal stand und die obere Ecke vor seinem Gesicht war. Er sah Dreyer nur mit dem rechten Auge. „So, dann triff mal schön… Wie gut schießt du eigentlich?“
    Dreyer zögerte.
    „Mann, überleg doch mal!“ sagte Borkenhagen beschwörend. „Wenn du mich umlegst, kriegen sie dich doch am Arsch! Und wenn sie dann das Bild finden, mit oder ohne Schußloch… Die sind doch nicht bekloppt, Mann! Dann hängen sie dir auch noch das Ding mit Nedomanski an – ob du’s nun warst oder nicht!“
    „Ich weiß gar nicht, was du willst – Walter hat doch längst ein Geständnis abgelegt…“
    „Aber er war’s nicht! Und er wird’s wieder zurücknehmen…“
    Sie starrten sich an. Draußen röhrte ein Moped vorbei; dann war es wieder still. Nur eine Standuhr tickte langsam. Borkenhagen schwitzte.
    Schließlich ließ Dreyer die Pistole sinken. „Was schlägst du vor?“
    „Kippe.“
    „Wie?“
    „Kippe. Halbe-halbe.“
    „Du bist ja… Du hast ja ‘ne Meise hast du ja!“
    „Weißt du was Besseres?“
    „Allerdings…“ Dreyer kniff ein Auge zu: „Achtzig-zwanzig?“
    „Sechzig-vierzig.“
    „Also gut: siebzig-dreißig… Aber das Bild bleibt hier – klar? Hier ist es am sichersten, mang die anderen Schinken.“
    „Siebzig-dreißig; einverstanden…“ Borkenhagen legte das Bild auf den dunkel gebeizten Schuhschrank. „Na bitte – ich wußte doch, daß wir uns einig werden!“ Hoffentlich merkt er nicht, wie ich zittere, dachte er.
    „Das ist… Also, eigentlich ist das die reine Erpressung!“
    „Na und? Das Geld reicht für uns beide.“
    „Das schon…“
    „Komm, jammere nicht, sei froh, daß du keinen Fehler begangen hast, der sich nicht wiedergutmachen…“ Er hielt inne.
    In diesem Augenblick klingelte es.
    „Scheiße!“ zischte Dreyer.
    „Pst…“
    Wieder lärmte die Klingel.
    Borkenhagen grinste. „Vielleicht dein Kunsthändler…“
    „Der geht auch wieder…“
    Jemand schlug von draußen mit der Faust gegen die Tür: „He, Dreyer – machen Sie auf! Ich weiß, daß Borkenhagen bei Ihnen ist. Sein Wagen steht hier draußen…“
    „Der Doc! So ‘ne Scheiße!“ Borkenhagen stampfte mit dem Fuß auf.
    Dreyer riß die Pistole hoch. „Abgekartetes Spiel ist das, du Schwein!“ Sein Gesicht war verzerrt.
    „Quatsch! Ich hab ihn nicht…“
    „Wenn wir ihn nicht reinlassen, schlägt er womöglich Alarm“, sagte Dreyer.
    „Dann laß ihn doch rein!“
    „Ich? Nee. Das machst du… Aber keine Dummheiten!“
    „Ich geh ja schon…“ Borkenhagen ging zur Haustür und öffnete. „Sie haben weiß Gott Talent für dramatische Auftritte, Doc!“ sagte er.
     
     
    Das erste, was ich sah, war die

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