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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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so etwas wie ein Lachen zustande. „Ach, so ist das also! Naja – Spaß muß sein bei der…“ Leiche, hatte er sagen wollen und konnte es gerade noch runterschlucken. Hastig fuhr er fort: „Da ich Sie gerade an der Strippe habe, Herr Schumann – kommt es denn heutzutage noch öfter vor, daß irgendwo wertvolle Gemälde auftauchen…?“
    Schumann gab sich jovial. „Aber sicher!“ Er war offenbar Elsässer; er sprach mit alemannischem, leicht französisch eingefärbtem Akzent.
    „Sieben Mark hat ein englischer Friseur neulich bei einem Trödler für ein Bild bezahlt, das sich dann als echter Goya entpuppt hat – Wert 500 000 Mark. Soviel hat auch ein Tintoretto eingebracht, den ein Londoner auf seinem Dachboden gefunden hat.“
    „Das sind ja stolze Summen!“
    „Kann man wohl sagen… Apropos van Gogh – neulich hat ein 1886 gemaltes Stilleben mit Blumen von ihm bei Sotheby sage und schreibe 90 000 Pfund erzielt – da hätte mein Freund Max ganz schön was zum Investieren gehabt!“
    „Ganz gewiß…“ Borkenhagen wußte nun, was er wissen wollte. „Herzlichen Dank, Herr Schumann!“
    „Bitte sehr, gern geschehen!“
    Borkenhagen legte auf. Er schrieb schnell noch einen kleinen Liebesbrief an Martina, dann fuhr er hinaus zur Badenallee. Martina hin, Martina her – ganz gut, daß er sich ein bißchen um Ina, das Nedomanskische Kammerkätzchen, gekümmert hatte… Man soll eben nichts anbrennen lassen.
    Auf sein Klingeln hin erschien Ina in der Tür, knickste wie im Heimatfilm und sagte, gewollt lispelnd: „Die gnädige Frau ist leider ausgegangen…“
    „Das macht nichts. Ich möchte nur einmal das alte Gerümpel im Kohlenkeller ansehen.“
    „Im Kohlen… Bist du Lumpensammler geworden?“
    „Vor allem sammle ich tränenfeuchte Schürzen.“
    „Idiot… Wenn nicht das Haus voller Handwerker wäre, würde ich dich gar nicht reinlassen.“
    „Nett von dir, daß ich rein darf!“
    „Ich hab’s aufgegeben. Bei dir kommt man einfach nicht dahinter, was du willst und warum du’s willst… Komm!“
    „Also, was dich betrifft, sind meine Absichten völlig eindeutig!“
    Ina kicherte und führte ihn erwartungsvoll in den Keller, aber Borkenhagen hatte Martina im Kopf, und außerdem lärmte im Nebenraum ein Rohrleger. Ina zog enttäuscht von dannen.
    Die nächste Stunde verbrachte Borkenhagen als Archäologe. Von Staubwolken eingehüllt, wühlte er im jahrzehntealten Gerümpel herum. Da gab es alte Kinderwagen, Rodelschlitten, Weihnachtskerzen, Schlittschuhe und Modelleisenbahnbrücken, alte Stühle, Tische, ein Vertiko, Klingelzüge, ein Umbausofa und einen Einmachkessel, Spazierstöcke, Sonnenschirme, Stiefelknechte, Brennscheren, Gamaschen, einen Inhalationsapparat, einen Spucknapf und zwei schlechte Aquarelle, den Müggelsee bei Rahnsdorf und das Eierhäuschen in Treptow darstellend – doch keine Spur von einem Gemälde, das auch nur entfernt van Gogh-verdächtig gewesen wäre.
    Trotzdem hatte Borkenhagen gute Laune, als er sich oben von Ina abbürsten ließ. Die Spur war heiß. Er wußte, was zu tun war.
    Soweit Borkenhagen selber. Er tritt zwar auch noch in der nächsten Szene auf, doch da wird er von mir beschrieben. Er hat mir erzählt, was sich zunächst begab.
     
     
    Dreyer, Berlin-Wittenau, Tessenowstraße 102 – Borkenhagen hatte sich die neue Adresse auf einem alten Lottoschein notiert. Ein Blick auf den Stadtplan – dann fuhr er in seinem weinroten R 4 los. Bald darauf – es war kurz vor 17 Uhr – hielt er vor dem Einfamilienhaus, das Dieter (,Dieterle’) Dreyer als Erbteil zugefallen war. Ein weiß getünchter Würfel mit zwei Giebeln und einem roten Ziegeldach, erbaut Anno 1929, wie auf der Fassade zu lesen war, doch gut erhalten. Am Holzzaun schon das neue Schild: DIETER DREYER. Borkenhagen klingelte.
    Es vergingen zehn, fünfzehn Sekunden, dann öffnete Dreyer. Er trug einen schicken beigefarbenen Anzug. „Ja?“ Es klang wie: Scheren Sie sich zum Teufel!
    „Nanu – so festlich?“ fragte Borkenhagen. „Wollen Sie sich fotografieren lassen?“
    „Ich bin gerade aus der Stadt gekommen.“
    „Ich störe doch nicht?“
    „Eh… nein.“
    „Sie haben gesagt, ich könnte mir mal Ihre Kopien ansehen – das heißt, die Kopien Ihres Großvaters…“
    „Ja.“
    „Also dann – hier bin ich… Oder hat Ihnen schon jemand Ihre ganze Galerie abgekauft?“
    „Nein, nein.“ Dreyer schüttelte den Kopf.
    „Ich muß mir nämlich ‘ne neue Sammlung zulegen – meine Laube

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