Von den Sternen gekuesst
daran.
Nach ein paar Minuten spüre ich Boden unter den Füßen. Ich wate durch das Wasser an Land. Da ich keine Gebäude in der Nähe ausmachen kann, schätze ich, wir sind hier in einem der Nationalparks vor den Toren von Paris. Hier wird niemand sein. Niemand, den ich um Hilfe bitten kann , denke ich. Das heißt, ich gegen die Numa.
Ohne mich umzusehen, taumele ich vorwärts, völlig durchnässt hinterlasse ich eine Spur blutigen Wassers hinter mir. Auf der verzweifelten Suche nach einer Waffe breche ich einen toten Ast von einem Baum und reiße, so schnell es geht, sämtliche Zweige ab. Er hat fast die gleiche Größe wie die Kampfstäbe, die ich beim Training mit Gaspard benutzt habe, er ist bloß um einiges schwerer.
Dann drehe ich mich um und bin einen Moment lang überwältigt. Die beiden Männer im Wasser tragen zwar den gleichen blutroten Nimbus wie alle Numa, die ich bisher auf dem Boot gesehen habe. Aber auf die Entfernung strahlt das rote Licht sowohl nach unten ins Wasser aus als auch senkrecht in den Himmel wie ein kräftiger roter Laser. Ich schließe die Augen. Die kräftigen Strahlen verschwinden, bis ich die beiden Männer wieder in den Fokus nehme. Je näher sie kommen, desto mehr lässt der Lichtschein nach, und als sie das Ufer erreichen und aus dem Wasser auf mich zustürzen, verschwindet der Strahl ganz und sie tragen nur noch den nebligen roten Nimbus über dem Kopf.
Mir bleibt keine Zeit, mir über diese optische Merkwürdigkeit Gedanken zu machen, denn Gaspard hatte ganz recht. Die Numa sind so nah, dass sie mich im Nu eingeholt hätten, wenn ich auch nur ans Fliehen gedacht hätte. Außerdem habe ich keinen blassen Schimmer, wo ich hier genau bin. Überhaupt keinen Bezugspunkt. Selbst wenn ich ihnen entkommen könnte, würde ich mich gnadenlos im Wald verlaufen.
Nachdem ich mich mit der improvisierten Waffe umgedreht habe, vergehen gerade mal fünf Sekunden, in denen ich wie wild Rinde vom einen Ende des Stocks schäle und überlege, wie ich überhaupt ansetze. Dann sind die beiden bei mir angelangt.
Panik befällt mich, ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich mit zwei Numa gleichzeitig fertigwerden soll … Mit nichts mehr als einem Stock. Nicht denken , einfach handeln , sage ich mir. Ich atme tief und regelmäßig, versuche, in den Kampfmodus zu verfallen, wie ich es im Training mit Gaspard gelernt hatte.
Mir bleibt keine Zeit, mich zu sammeln. Meine Finger bluten, ein Stück Rinde hat sich mir schmerzhaft unter den Nagel geschoben. Doch der Schmerz hilft mir, mich zu konzentrieren. Leicht wankend, weil der Stock zu schwer ist, wuchte ich ihn hoch und lasse ihn auf die Schulter des Numa krachen, der mich als Erster erreicht.
Darauf ist er nicht vorbereitet. Er verliert das Gleichgewicht, stolpert, stürzt, knallt auf den Oberarm und schreit auf, weil der Arm auskugelt.
Der zweite Numa ist nun auch bei mir, unbeholfen schwinge ich nach ihm, komme mit dem schweren Stock nicht klar. Er trifft ihn leicht, streift seine Schienbeine, aber dieser Numa konnte sich darauf einstellen. Er schwankt zwar leicht, fängt sich aber wieder und setzt zu einem Sprung an. Ich hüpfe rechtzeitig beiseite, sodass er an mir vorbeirauscht. Natürlich dreht er sich sofort um und greift mich erneut an.
Nun ist auch der andere Numa wieder auf den Füßen. Jetzt muss ich wirklich gegen zwei Numa gleichzeitig kämpfen, aber ich bin bereit, habe meinen Rhythmus gefunden. Alles, was ich bei Gaspard gelernt habe, meldet sich wie automatisch zurück, ich hab die Sache unter Kontrolle.
Ich warte, wiege den Stock horizontal in beiden Händen und behalte den mir gegenüberstehenden Numa im Blick. Die beiden haben ganz offensichtlich keine gemeinsame Strategie, sondern greifen mich weiterhin einzeln an. Gaspard hatte mal erwähnt, dass eine der auffälligsten Schwächen der Numa ihre anarchische Kriegsführung ist. Sofern sie keinen starken Anführer haben, kämpft jeder für sich allein. Das nutze ich zu meinem Vorteil und knöpfe sie mir nacheinander vor.
Der Numa brüllt und stürzt frontal auf mich zu, ich mache eine schnelle Bewegung und ramme ihm das stumpfe Ende gegen die Schulter. Während er abprallt, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie der andere Numa von hinten angerannt kommt. Das spitzere Ende des Stocks ist bereits auf ihn gerichtet, ich klemme mir den Mittelteil fest unter den Arm, und als er noch einen knappen Meter entfernt ist, mache ich ein paar kraftvolle Schritte rückwärts und ramme ihm
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