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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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den Stock mit voller Wucht in die Brust.
    Oh Gott. Ich spüre, wie das Holz in sein Fleisch eindringt, und schon krampft sich mein Magen zu einer viel zu menschlichen Reaktion zusammen. Nicht drüber nachdenken ,mahne ich mich. Wenn ich dieses Gefühl zulasse, bin ich erledigt. Wieder.
    Der Numa reißt die Augen auf und stöhnt laut, während er beide Hände um den Stab legt, der ihm in der Brust steckt. Mit einem Ruck ziehe ich den Stock heraus und der Numa fällt zu Boden.
    Schnell fahre ich zu dem anderen Numa herum, die blutige Stockspitze vorn. Ich schwinge nach seinem Kopf, doch er greift danach und reißt mir den Stock aus den Händen. Dann gleitet ihm der blutige Stab jedoch aus den Fingern und fällt zu Boden. Ich bin zu nah, er kann sich nicht gefahrlos hinunterbeugen, um ihn aufzuheben.
    Er brüllt vor Zorn, hebt die Fäuste und holt zum Schlag aus. Doch ich bin schneller, ducke mich unter seinem Arm nach links weg und trete ihm mit dem rechten Fuß heftig gegen die Brust. Er taumelt einen Schritt zurück, macht dann einen Satz und schnappt sich meine ehemalige Waffe.
    Er holt aus wie mit einem Baseballschläger und lässt den Stab dann auf meinen Rücken krachen. Ich stürze vornüber und lande – Gesicht zuerst – auf dem Boden, spüre, wie mir Dreck und Steine die Wangen aufschürfen. Ich bleibe kurz liegen, kann nicht mehr atmen. Dann komme ich auf alle viere, keuche, spucke Blut und Erde. Ich bekomme keine Luft mehr, Sternchen tanzen mir vor den Augen und ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis ich ohnmächtig werde. Ich höre, wie sich der Numa von hinten nähert, versuche wegzukrabbeln. Doch er greift schon nach meinen Haaren, umschließt ein paar nasse Strähnen mit einer Hand und reißt mich daran auf die Füße. Mit der anderen Hand hält er das spitze Ende des Stocks vor mein Gesicht. Seine Miene verrät mir, dass er sich schon auf das Ergebnis seiner Tat freut, als er meinen Kopf ein Stück zurückreißt, um ihn mit Schwung gegen den Stock zu rammen. Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich Vincent noch einmal vor mir. Er steht an der Uferbefestigung der Seine in der Sonne, die Hände tief in die Taschen seiner Jeans geschoben und seine Lippen umspielt das schiefe Lächeln, das nur eine Aussage hat: »Ich liebe dich.« Ich liebe dich auch , denke ich und ersticke meine Angst mit einem letzten Atemzug.
    Doch bevor der Stab mein Gesicht trifft, höre ich ein Surren. Der Numa kippt um und landet schwer auf der Erde. Er zuckt noch einmal, dabei hat ihn der Pfeil, der ihm in der Schläfe steckt, schon getötet, ehe er überhaupt fallen konnte.
    »Kate!«, schreit Vincent und drückt mich dann so fest an sich, dass ich sein Herz an meiner Brust schlagen spüre. Ich ringe nach Luft und übergebe mein komplettes Gewicht an ihn, während ich zu fassen versuche, dass er wirklich hier ist . Irgendwann hält er mich ein Stück von sich weg und streift mir das nasse Haar aus dem Gesicht, damit er mich richtig betrachten kann. Dann wischt er mir mit den Fingerspitzen das Blut und den Dreck von den Wangen. Da liegt so viel Liebe in seinem Blick, dass mir vor Rührung Tränen in die Augen steigen.
    »Du lebst«, sagt er.
    »Na ja, nicht so richtig«, erwidere ich, meine Brust hebt und senkt sich noch immer nach all der Anstrengung. Und dann schlingt er die Arme um mich und presst mich so fest an sich, dass ich gar nichts mehr sagen kann.
    »Ich habe gedacht, ich sehe dich nie wieder«, flüstert er. Er nimmt meinen Kopf in beide Hände und küsst mich.
    Der Kuss ist zart. Innig. Es ist der erste Kuss nach meiner Reinkarnation. Seit mein Herz aufgehört hat zu schlagen und dann wieder angefangen hat. Ich bin untot und trotzdem küsst Vincent mich. All meine Sorgen, dass er mich nun nicht mehr will, dass sich seine Gefühle für mich geändert haben, lösen sich in Nichts auf.
    Ich erwidere den Kuss, verdränge für den Moment meine Ängste, meine Zweifel und meine Trauer über alles Verlorene und gebe mich ganz dem Genuss hin, ihn wieder spüren zu können.
    Als ich mich von Vincent löse, sehe ich Charlotte mit einem Bogen in der Hand und einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen ganz in der Nähe stehen. Sie strahlt. Nicht nur vor Freude, sondern buchstäblich. Alles um sie herum glüht in einem goldenen Schein und über ihrem Kopf schwebt der Heiligenschein der Bardia. »Eine Aura wie ein Waldbrand«, hatte Gwenhaël dazu gesagt.
    Ich betrachte Vincent genauer, auch er hat einen goldenen

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