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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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persönlicher Experte für alles, was in irgendeiner Weise mythisch ist.«
    Papy nickte, hörte aber nur mit halbem Ohr zu, weil er tief in Gedanken versunken war. »Im jüdischen Volksglauben gibt es den Golem …« Und schon ratterte er eine groteske Geschichte nach der anderen herunter, in der ein noch so kleines Körnchen Wahrheit stecken könnte. Wir anderen lauschten – ich gebannt, während Mamie und Georgia versuchten, ihm zu folgen, jedoch bereits das Interesse verloren hatten, bevor der Nachtisch aufgegessen war.
    Nach dem Essen folgte ich Papy in sein Arbeitszimmer, wo er sich an seinem Schreibtisch niederließ und anfing, seine Pfeife mit Tabak zu stopfen. Mit einer Geste bat er mich, die Tür zu schließen – wohl damit Mamie seine Raucherei nicht mitbekam. Dabei waren wir beide uns durchaus darüber im Klaren, dass er ihr da wirklich nichts vormachen musste. Diese Heimlichtuerei war vielmehr Ausdruck seiner Dankbarkeit darüber, dass sie bei diesem Laster beide Augen zudrückte.
    »Erzähl mir, was der guérisseur zum Thema Verkörperlichung gesagt hat«, verlangte er.
    »Es klang ganz so, als wäre er davon ausgegangen, dass die Revenants darüber Bescheid wissen. Man hat es bei Bardia angewandt, deren Körper gegen ihren Willen zerstört wurden und die ihr Dasein daraufhin als wandernde Seelen fristen mussten.«
    »Ich gehe davon aus, dass so ein Vorkommnis extrem selten ist, oder? Normalerweise wird ein Numa sein Opfer doch sofort verbrennen, um sowohl Körper als auch Seele auszulöschen.« Er hielt das Streichholz an den Tabak und paffte, bis die Flamme übergriff. »Außer natürlich er verfolgt einen ähnlich infernalischen Plan wie Violette.«
    »Das hat Gaspard auch gesagt.«
    Papy dachte einen Moment lang nach. »Wie alt ist die oder der älteste Revenant von Paris?«
    »Jean-Baptiste stammt aus der Zeit Napoleons. Gaspard hatte mal erwähnt, dass JB fast zweihundertvierzig ist. Aber Arthur, der ehemalige Beschützer Violettes, ist schon um die fünfhundert.«
    »Und selbst er hatte von dieser Möglichkeit noch nicht gehört?«
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Wenn keiner dieser Revenants sich daran erinnert, muss die Geschichte vor fünfzehnhundert stattgefunden haben. Wie weit reicht Brians Stammbaum zurück?«
    »Das Buch, das die Numa aus deinem Geschäft gestohlen haben – Unsterbliche Liebe – stammt aus dem zehnten Jahrhundert und dort wird seine Familie schon erwähnt.«
    »Hm. Dann hat diese guérisseur -Linie ihr geheimes Spezialwissen über Revenants spätestens seit dem Mittelalter weitergegeben. Kein Wunder, dass sowohl die Numa als auch die Bardia so großes Interesse an ihnen zeigen. Sie müssen ja über einen wahren Schatz an Informationen verfügen.«
    Er zog ein paar Minuten lang an seiner Pfeife, lehnte sich dann in seinem Sessel zurück und sah mich an. »Wir können also davon ausgehen, dass dieses Wissen – sofern man denn wandernden Seelen tatsächlich wieder einen Körper geben kann – seit weit vor dem fünfzehnten Jahrhundert nicht mehr im Revenantkontext überliefert wird. Wir suchen also Beispiele aus dem Mittelalter bis vielleicht zurück in die Antike, bei der es sich ja bekanntlich um mein Spezialgebiet handelt. Ich kann mich freilich nicht daran erinnern, schon auf etwas Derartiges mit direktem Bezug zu den Revenants gestoßen zu sein, aber ich werde mich eingehend mit dem Gedanken und der Suche beschäftigen.«
    Ich beobachtete, wie mein Großvater ein paar Notizen in seine mit Lederkanten versehene Kladde kritzelte, und war plötzlich überwältigt von einem Gefühl der Dankbarkeit. Ich hatte nicht ausdrücklich um seine Hilfe gebeten und doch war er gleich darauf angesprungen und hatte sich der Aufgabe angenommen. Weil er mich liebte.
    Und weil er immer für eine gute Schnitzeljagd zu haben war, besonders wenn sie auf seinem Lieblingsgebiet, den nicht wirklich ausgetretenen Pfaden geheimen Wissens über antike Wesen, stattfand. Wozu die Revenants definitiv gehörten. Ganz egal, aus welchem Grund, ich war froh, ihn an Bord zu haben.
    »Danke, Papy«, sagte ich, ging um den Tisch herum und umarmte meinen Großvater.
    »Mach dir nicht zu viele Sorgen, ma princesse . Aber halte mich bitte auf dem Laufenden über alles, was der guérisseur herausfindet, damit ich eine möglichst fundierte Ausgangsbasis für meine Recherche habe.«
    »Mach ich«, versprach ich und ließ ihn in einer Wolke Pfeifenrauchs zurück, vertieft in seine Grübeleien über

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