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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Unsterblichkeit.

I ch lag im Bett und wartete auf den Schlaf, konnte aber nicht aufhören, an Bran zu denken, der in der Bibliothek von La Maison saß und nach einem Weg suchte, Vincent wieder einen Körper zu geben. Ich fragte mich, ob der dann wohl auch wieder so aussehen würde wie früher, und entschied, dass mir das egal war. Ihn berühren zu können, ihn anschauen zu können, ihn wieder zurückzuhaben, das war wichtig … Ja, sein Aussehen war mir egal, solange er nur wieder aus Fleisch und Blut war.
    Geistesabwesend schnappte ich mir ein Buch von dem Stapel neben dem Bett und grinste, als ich den Titel las. Die Brautprinzessin. Das Buch hatte ich bereits drei- oder viermal gelesen. Minimum. Vor ein paar Wochen hatte ich es aus einem ganz bestimmten Grund wieder hervorgeholt. Und wo mir doch nichts anderes übrig blieb, als mich gedanklich in etwas hineinzusteigern, das sowieso nicht in meiner Hand lag, kam diese Ablenkung gerade recht. Also ließ ich mich von S. Morgensterns Worten aus der Wirklichkeit in die märchenhafte Welt einer anderen entführen.
    Als ich bei dem Schwertkampf mit Inigo Montoya angelangt war, in der mein absoluter Lieblingsschlagabtausch beschrieben wird, wurden meine Gedanken plötzlich von folgenden Worten unterbrochen: Was liest du?
    Ich klappte das Buch zu und saß kerzengerade im Bett. »Verdammte Axt, hast du mich erschreckt«, sagte ich.
    Tut mir leid ,mon ange , ich dachte , du erwartest mich .
    »Na, ich habe gehofft, dass du kommst, aber ich war mir nicht sicher, ob du dich an dein Versprechen erinnern würdest – nach der ganzen Aufregung rund um das Familienarchiv«, gab ich zu und wand mich ein bisschen.
    Wie könnte ich vergessen, dass ich dich sehen will? , fragte er, seine Worte fühlten sich an wie eine Umarmung. Ähm, Kate – wieso versteckst du das Buch unter deiner Decke?
    Seufzend zog ich es wieder hervor und hielt es in die Luft, zeigte es in alle möglichen Richtungen, weil ich nicht wusste, wo genau er war.
    Er lachte. Jetzt sag nicht, du glaubst immer noch, unsere wirklich längste Debatte für dich entscheiden zu können.
    »Das Buch ist besser als der Film, Vincent. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Ironie bzw. der trockene Humor bei dir nicht angekommen ist, weil du das Buch auf Englisch gelesen hast.«
    Du willst doch jetzt nicht ernsthaft darüber diskutieren, während ich volant bin und du das Buch noch dazu in der Hand hältst. Das ist ja wohl mal ein unfairer Vorteil.
    Ich ignorierte sein Flehen um eine Vertagung. »Im Film wird nichts über Fezziks und Inigos Vorgeschichte erzählt«, beharrte ich.
    Im Buch wird Wundermax nicht von Billy Crystal gespielt ,entgegnete Vincent.
    »Der Punkt geht an dich«, murmelte ich, da konnte ich nichts gegenhalten, »aber diese Sache ist noch lange nicht abgehakt.«
    Abgemacht.
    Ich musste lächeln. Dann legte ich das Buch auf den Nachttisch und machte es mir im Schneidersitz bequem, so als würde ich mich mit einer realen Person unterhalten, die vor mir am anderen Ende des Bettes saß. Die Vorstellung half zumindest etwas.
    Ich richtete den Blick auf ein gerahmtes Foto, das Vincent und mich an meinem Geburtstag zeigte. Wir waren kurz davor, in das Ruderboot zu klettern, und grinsten wie bescheuert. Etwas riss schmerzhaft in meiner Brust wie ein überspanntes Gummiband.
    »Ich kann gar nicht fassen, dass wir uns überhaupt über so was unterhalten«, sagte ich wehmütig, »wo ich mir heute Morgen nicht mal sicher war, ob wir uns überhaupt je wieder hören würden.«
    Ich weiß, was du meinst , antwortete er. Dabei mache ich fast nichts lieber, als mit dir über Bücher zu sprechen.
    Lächelnd erinnerte ich mich an unsere Gespräche über Literatur, die meist epische Ausmaße annahmen. Dabei waren wir uns fast immer einig, eben abgesehen von den Verfilmungen. Während ich überwiegend die Bücher bevorzugte, gefielen Vincent die Filme besser. »Wenn du hier eine Diskussion mit mir über Belletristik des zwanzigsten Jahrhunderts vom Zaun brichst, kann ich wohl davon ausgehen, dass es keinen nennenswerten Fortschritt bei Brans Recherche gab, oder?«, fragte ich.
    Genau , sagte Vincent. Bran studiert sorgfältig Seite für Seite, damit ihm wirklich nichts entgeht. Problematisch ist halt, dass in den Büchern genauso viel oder sogar noch mehr über Fälle von Migräne und die Bestimmung des Geschlechts von Ungeborenen steht wie über Revenants. Immerhin hat er schon zwei der fünf Bücher durch. Schade,

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