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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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gespürt hast? Dein ganzer Körper wartet in jedem Moment genau darauf. Es ist wichtig, dass du täglich zwei Phiolen Blut trinkst, sonst wird das immer schneller passieren. Dein Körper will sich nähren, und die nötige Selbstbeherrschung zu entwickeln wird ein wenig dauern.«
    Er zog seine Hosen an und ging zu einem verzierten Spiegel, der an der gefliesten Wand hing.
    »Sehe ich anders aus? Bin ich … ich weiß nicht. Hübscher? Blasser?«
    Ich betrachtete ihn. »Deine Augen sind anders. Und dein Geruch. Du bewegst dich anders. Aber es ist nicht so, wie wenn man völlig verwahrlost in einen Salon kommt und komplett gepflegt mit neuem Haarschnitt wieder geht.« Ich beobachtete, wie er im Licht der Laternen auf seine Hände starrte, und fuhr fort: »Und deine Hände werden sich erst nach und nach dunkel färben. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir sie auf dem Ball verbergen können.«
    »Der Ball.« Er seufzte und starrte eindringlich in seine Augen im Spiegel, als würde er dort nach etwas suchen, das nun verschwunden war. »Mir bleibt nur ein Tag, um alles zu lernen, was ich wissen muss.«
    »Über das Leben als Bludmann?« Ich schnaubte. »Du weißt schon alles. Trinke Blut, sei stolz, kämpfe bis zum Tod und lache laut.«
    »Über Frostland. Über dein Volk, deine Familie und eure Sitten. Darüber, warum dieser Ball des Zuckerschnees so verdammt wichtig ist. Darüber, wie man mit Leuten redet, wie man sich verbeugt. Wie man einen Akzent vortäuscht. Wie ich Ravenna töten soll, falls sie dich vor allen Leuten umbringt.«
    Ich streckte mich behaglich und schnippte mit den Fingern in Richtung seines Spiegelbildes.
    »Pff. Das kannst du alles in der Kutsche lernen. Solange du weißt, wie man tanzt und sich ruhig verhält, ist alles gut.«
    Seine Haltung veränderte sich, und gleich darauf tanzte er elegant mit seinem Schatten durch das Zimmer, Schultern gestrafft, mit flinken Füßen, die muskulösen Arme elegant zu einem leeren Käfig geformt. »Ich denke, du wirst in mir einen mehr als geeigneten Tanzpartner finden. Das ruhige Verhalten allerdings – ich stelle fest, dass ich forscher bin denn je. Ich weiß nicht, ob Schweigsamkeit noch eine Option für mich ist. Ich fühle mich, als könnte mich nichts und niemand aufhalten. Es ist wirklich befreiend.« Mit einer letzten Drehung kippte er seine unsichtbare Partnerin hintüber. Sein Haar fiel nach vorn und schimmerte in den Regenbogenfarben des Lichts, und ich konnte einfach nicht aufhören, ihn anzustarren. Er war das anziehendste Geschöpf, dem ich je begegnet war, und es hatte etwas Beunruhigendes an sich, ihn so anders und doch so unverändert zugleich zu sehen.
    Als er wieder aufstand und sich lachend das Haar zurückstrich, fiel mir auf, wie gut doch seine Grübchen zu seinem neuen Lächeln passten. Ich merkte, wie ich errötete, und senkte den Blick.
    »Also, was machen wir jetzt?«, fragte er.
    Ich rutschte ein wenig unbehaglich herum, denn ich empfand die Nachwirkungen unseres Liebesspiels als etwas peinlich und unordentlich. »Es ist ein Gasthaus. Wir haben für die ganze Nacht bezahlt. Also werden wir die Nacht hier verbringen, morgen früh eine Phiole zu uns nehmen und dann zu Verusha zurückkehren, um uns vorzubereiten.«
    »Eine angenehme Nacht voll Schlaf und eine gründliche Verschönerung«, meinte er mit einem weiteren Kichern. »In Ordnung. Ich vermute mal, dass ich irgendwo zwischen neuer Kraft, Hunger und Euphorie todmüde bin.«
    »Der Prozess soll sehr ermüdend sein. Ich denke, Schlafen wird uns beiden guttun.« Mit leicht wackeligen Knien stand ich auf und hielt das Laken um meinen Körper herumgewickelt. Im Überschwang des Augenblicks war mir Kleidung in der Tat sehr lästig erschienen, und es hatte Augenblicke gegeben, in denen ich kurz davor gewesen war, sie mir selbst vom Leib zu reißen. Doch jetzt, da er mich anstarrte mit einer Mischung aus Neugier, Zärtlichkeit und, irgendwie, noch mehr Hunger, war das Laken ein wahrer Segen. Es zog sich wie eine Schleppe hinter mir her, als ich zu der schmalen Tür an der gegenüberliegenden Wand ging.
    »Dann müssen wir also immer noch … auf die … ähm …«
    Ich brach in Gelächter aus. »Wir sind Raubwesen, du Dummerchen. Keine Statuen.«
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht, als ich das Laken fallenließ und die Tür zuschlug, war unbezahlbar.
***
    Als ich wieder aus dem Badezimmer kam, lag er entspannt auf dem Bett ausgestreckt. Das Bett war gemacht worden, die Decken

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