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Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
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Strecken unterwegs das pure Leben schenkte.

Von der Syrischen Wüste ins wilde Kurdistan
    Achill Moser
    In der Wüste hatte ich eine Freiheit gefunden, die in der Zivilisation nicht zu erlangen ist, ein Leben, das kein Besitz behindert, da alles, was nicht lebensnotwendig ist, eine Last bedeutet.
    Wilfred Thesiger, Die Brunnen der Wüste
    Schweißgebadet lag ich in einer Erdmulde zwischen Steinbrocken. Meine Nerven flatterten, jeder Muskel war angespannt. Neben mir kauerten drei wilde Gesellen, gekleidet in weite Pluderhosen, enge Westen und dicke Jacken. Darüber breite Patronengurte. Auf dem Kopf ein schwarzweiß gemustertes Tuch, das wie ein Turban gewickelt war. Kemils wettergegerbtes Gesicht umwucherte ein langer Vollbart, während Ahmed und Mohammed dunkle Oberlippenbärte trugen. Kurdische Rebellen, die Gewehre im Anschlag.
    Der Tag, an dem ich zwischen die Fronten geriet, war ein Donnerstag im Jahr 1989. Es war fast Mitternacht und Anfang August. Der Mond warf nur einen schwachen Abglanz auf die zerschundenen Berghänge Kurdistans, kantige Umrisse vor dem sternenklaren Himmel, als wir in der Stille der Nacht deutlich Geräusche hörten. Steine kullerten, sprangen über Felsblöcke, Astwerk knackte. Dann laute Stimmen, fast metallisch, im Befehlston. Eine türkische Militärstreife. Der Feind. Augenblicke später knatterten Salven von Maschinenpistolen. Ich zuckte zusammen, wollte davonrennen, doch Kemils Arm hielt mich zurück, zog mich hinter hohe Felsblöcke.
    »Bleib unten!«, flüsterte er.

Im äußersten Westen der Türkei ragt inmitten einer archaischen Felslandschaft der einstige Palast des Fürsten Ishak Pasha wie eine Trutzburg auf.

Ich nickte nur und spürte, wie mir die Angst in den Nacken kroch. Mein Herz pochte bis zum Hals. Mein Gott, worauf hatte ich mich da nur eingelassen! Hätte es in der Nähe einen Flugplatz gegeben, ich wäre so schnell wie möglich die Stufen der Gangway hinaufgestiegen, um das wilde, wüste Kurdistan zu verlassen.
    »Dort drüben sind sie«, riss mich Ahmeds Stimme aus meinen Gedanken und wies mit dem ausgestreckten Arm zu einem langen Bergrücken, über den etwa zehn Gestalten gingen. Gespenstische Silhouetten, die sich gegen den mondhellen Nachthimmel abzeichneten. An ihrer Körperhaltung konnte ich erkennen, dass sie mit Gewehren oder Maschinenpistolen bewaffnet waren. Auf den Köpfen trugen sie Schutzhelme.
    Sekunden dehnten sich zur Ewigkeit. Was konnten wir tun? Sollten wir im Versteck bleiben oder uns davonschleichen? Was würde passieren, wenn uns die Soldaten entdeckten? Ahmed, Kemil und Mohammed würden sicher im Gefängnis von Diyarbakir verschwinden. Und auch mir würde es vermutlich nicht anders ergehen. Immerhin war ich illegal im kurdischen Rebellenland unterwegs. Allein diese Tatsache hätte schon ausgereicht, um in größte Schwierigkeiten zu kommen. Flucht war also die beste Lösung.
    Als Kemil von einer Höhle sprach, die nur einige Kilometer entfernt lag, waren wir sofort bereit, dorthin zu flüchten. Wir mussten nur darauf warten, dass die Soldaten für einige Momente in einer Senke verschwanden. Dann griffen wir rasch zu unserem Gepäck und liefen los. Fast lautlos bewegten wir uns durch die düstere Bergwelt, hetzten durch ein ausgetrocknetes Flussbett, rutschten über einen schroffen Steilhang, folgten einem ausgehöhlten Felsband, kletterten über ein Gewirr von Steinklötzen und zwängten uns zwischen engen Felswänden hindurch.
    Dann kurzes Stehenbleiben. Sekunden des Verschnaufens.
    Gleich darauf tasteten wir uns weiter voran, einer dicht hinter dem anderen. Wie Schlafwandler fanden Kemil und Ahmed ihren Weg. Offensichtlich waren sie es gewohnt, in den Bergen herumzukraxeln und Hänge auf dem Hosenboden abwärtszurutschen. Mohammed tat sich dagegen etwas schwer, konnte kaum Schritt halten. Unsere Verfolger schienen – zum Glück – etwas zurückzubleiben. Hatten sie uns schon entdeckt?
    Irgendwann erreichten wir den Rand einer tiefen Schlucht, die mindestens 200 Meter lang war. Im diffusen Mondlicht waren genaue Schätzungen unmöglich. Gleichwohl konnte ich erkennen, dass die Seitenwände steil und zerschunden in die Tiefe fielen. Die Schlucht mündete in eine kleine Senke, wo neben nackten Felsklötzen ein paar Sträucher wuchsen.
    »Wie sollen wir da hinunterkommen?« fragte ich.
    »Ich kenne einen Weg«, erklärte Kemil.
    Also folgten wir ihm, mussten aber achtgeben, denn an einigen Stellen fiel die Felswand bis zu 300 Meter in

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