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Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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Soacha ernannt, «der Mensch ist gut, nur manche…» Er dreht sich weg und schaut zum Bild des Herrn, langes wallendes Haar, gepflegter Bart, Strahlen um Herz und Haupt.
    «Reátiga und Píffano, um es klar zu sagen, waren schwul bis auf die Knochen», zirpt Dra. Ana Patricia Larotta Pacheco.
    Bevor Píffano sein Zimmer verließ, Cra 798 No 42 C Sur, machte er das Bett, Reátiga zog eine zweite Unterhose an.
    Es war längst dunkel, 19 Uhr, als die Priester, unterwegs in Reátigas Auto, CDX505, an der Avenida Villavicencio anhielten, Kreuzung Avenida Ciudad de Cali, und mit zwei Männern sprachen, die dort warteten, ein Motorrad neben sich, el Gavilán, der Sperber, und ein anderer, der sich Tatá nannte, ein Kind noch, siebzehnjährig.
    Gavilán stieg ins Auto, setzte sich auf den Hintersitz, Reátiga, gestreiftes Hemd ohne Kragen, saß am Steuer, Píffano daneben.
    Nun fuhren sie langsam die Avenida Villavicencio hinab, Tatá folgte auf dem Motorrad, irgendwann war kein Asphalt mehr, links nur noch Sumpf und Wiese, darin ein Kanal, gefüllt mit Plastik und Scheiße, rechts ein paar Hütten aus Stein und Blech, kein Licht am Ende der Welt.
    Hier und jetzt, sagte Reátiga, wenn nicht hier, dann nirgends.
    Er hielt an, drehte die Scheinwerfer nicht aus, stellte den Motor nicht ab, Tatá, der Siebzehnjährige, setzte sich neben Gavilán, vier Männer in einem Chevrolet Aveo Gti Emotion, Opfer vorn, Täter hinten.
    Wie ein Raub muss es aussehen, sagte Reátiga, und reichte den Mördern sein Handy, das letzte Geld, 140000 Pesos, Píffano 60000.
    Wir wollen sofort sterben.
    In derselben Sekunde.
    Und wir wollen, dass ihr unsere Hände, wenn wir tot sind, voneinander löst.

Zweihundertsechzig Tage
    Die Frau sitzt in der Küche, ein Puzzle vor sich aus tausend Teilen, daneben ein Stift, ein Blatt Papier, sie schaut auf die Uhr an ihrem Arm.
    Mach vorwärts, Sanne!
    Immer häufiger greift sie zum Stift und zeichnet kleine Kreuze aufs Papier, ein Kreuz für leichten Schmerz, zwei Kreuze für mittleren, drei für großen.
    Sanne!
    Der Name klingt wie Wind und Wolken, auf Bäume wird das Mädchen klettern, laut und wild, ihr Bettchen, frisch gemacht, ist apfelgrün, Sanne, auch dein Wickeltisch nebenan, der Schrank, fast dein ganzes Zimmer, apfelgrün.
    Drei Kreuze –
    Jetzt weckt die Frau den Mann, Dordsestraat 33, dritter Stock.
    Johan, es ist so weit.
    Mitten in der Nacht!, sagt der Mann, seit Tagen fiebrig.
    Die Hebamme bringt eine Gehilfin mit, Linda legt sich auf ihr Bett, sie schreit und presst, Johan hält ihre Hand: 04 Uhr 47: Sanne: dunkle Augen, Sommersprossen im Gesicht, 20. Januar, ein Samstag.
    Die Hebamme, das Mädchen im Arm, dreht sich weg.
    Was ist?, fragt Linda.
    Was ist?
    Kann sein, dass mit den Beinen etwas nicht ganz stimmt, sagt die Hebamme mit tiefer Stimme.
    Mit den Beinen?
    Mit der Haut an den Beinen.
    Mit der Haut?, fragt Linda.
    Sannes Beine sind so rot.
    Die Gehilfin legt das Kind auf ein weiches warmes Tuch und deckt es zu, Sanne weint nicht: 2450 Gramm, fünfzig Zentimeter, Tag 1.
    Kurz vor sechs fährt der Krankenwagen vor, Linda legt sich auf die Bahre, die Hebamme trägt das Kind zu Johans Auto.
    Die Beine, sagt Johan, sehen aus wie verbrannt.
    Die Hebamme schweigt.
    Bleich liegt Linda M. im Scheper Ziekenhuis, Zimmer 4.66, Johan setzt sich neben die Frau und streichelt.
    Wie geht es ihr?, fragt sie.
    Sannes Beine.
    Was ist mit ihnen?
    Wie verbrannt.
    Jetzt leuchtet an der Wand ein Bildschirm auf, Sanne, in weißes Tuch geschlagen, liegt am anderen Ende des Hauses in einem kleinen Bett, die Augen weit, ihre Hände geballt.
    Ein schönes Kind, sagt Linda.
    Findest du nicht?, fragt sie.
    Zwei Ursachen sind möglich, sagt ein Arzt, entweder ist die Haut ihres Kindes nicht fertig ausgebildet oder aber, und das ist eher unwahrscheinlich, Sanne leidet an einer Erbkrankheit, EB genannt. So oder so, sagt der Arzt, wir schlagen vor, Sanne nach Groningen in die Universitätskinderklinik zu bringen, dort sind die Spezialisten, Experten auch, wenn nötig, im Fach der Hauttransplantation.
    Hauttransplantation!
    Vielleicht, flüstert irgendwo eine Pflegerin, hat sie ja nur Klumpfüße.
    Klumpfüße kann man operieren, nicht wahr, Johan?
    Der Mann, lang und hager, wandert durch die Gänge des Krankenhauses, hinüber zu Sanne, jetzt sind auch ihre Arme rot.
    Dann stehen Lindas Eltern im Zimmer 4.66 und versuchen zu lächeln, Mama, Papa, zehn Geschenke tragen sie ans Bett ihrer Tochter, zehn Geschenke für

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