Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
haben die Bedingungen mit Bertha Cool abgesprochen, nicht wahr?«
    »Ja, gewiß«, antwortete sie. »Mrs. Cool hat die Gebühren festgesetzt. Ich muß leider sagen, daß sie ziemlich habgierig ist, Mr. Lam, und auch sehr mißtrauisch. Sie wollte das Geld gleich durch Boten zugeschickt haben. Ich ging also zur Bank, hob den Betrag ab und ließ ihn Mrs. Cool hinbringen.«
    »Gemeinsames Konto mit Ihrem Gatten?« fragte ich.
    Sie nickte.
    »Nehmen wir jetzt mal an«, sagte ich, »der zurückbleibende Mitfahrer übernahm das Steuer, setzte Ihren Mann, so oder so, gefangen, fuhr mit ihm an einen einsamen Ort, schlug ihm eins über den Schädel und warf ihn hinaus. Was dann?«
    »Dann bin ich Witwe.«
    Ich sah sie fest an, und diesmal wich sie meinem Blick nicht aus. »Ganz recht«, bestätigte ich, »dann sind Sie Witwe.«
    »Ich denke doch, Mrs. Cool hat im Gespräch mit Ihnen erwähnt, daß mein Mann mit fünfundsiebzigtausend Dollar versichert ist, daß sich die Summe aber bei Tod durch Unfall verdoppelt.«
    »Also — falls er tot ist, wollen Sie die Tatsache festgestellt haben, um die Versicherungssumme kassieren zu können?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wenn er aber am Leben ist?«
    »Dann will ich Unterhaltszahlungen.«
    »Hm... Beschreiben Sie mir doch bitte möglichst genau sein Aussehen.«
    »Also, mal überlegen«, sagte sie. »Er hat dunkles Haar, sehr wellig. Nicht so dunkel wie meins, es schimmert bei bestimmter Beleuchtung etwas bräunlich. Augen blau, Größe 1,85 Meter, Gewicht vierundachtzig Kilo.«
    »Wie alt?«
    Sie zögerte eine Minute, bevor sie erwiderte: »Ich sagte Ihnen doch schon, daß er zehn Jahre älter ist als ich.«
    »Wie alt?« wiederholte ich unnachgiebig.
    »Hat denn kein Mensch das Recht, im Umgang mit Detektiven irgend etwas für sich zu behalten?« gab sie zurück.
    »Die Information bleibt vertraulich«, sagte ich. »Wie alt?«
    »Er ist sechsunddreißig.«
    »Was für einen Wagen fährt er? Einen, der schon arg mitgenommen ist und nur noch als Transportmittel dient, oder...?«
    »Nein, nein«, unterbrach sie mich, »das muß ich Malcolm schon lassen, er schafft sich immer das Feinste an. Jetzt fährt er einen Roadracer, neuestes Modell, mit allen Schikanen, verstellbaren Sitzen, ausfahrbarer Antenne, Klimaanlage — alles, was es so gibt.«
    »Wissen Sie die Zulassungsnummer?«
    »Natürlich: NFE 801.«
    »Sie sagten, Sie hätten ein Foto von Ihrem Mann.«
    »Zwei sogar.«
    Sie holte zwei Amateuraufnahmen aus ihrer Tasche, eine zeigte eine Gruppe von drei Männern. »Der hier rechts ist es«, zeigte sie.
    Ich streckte die Hand nach dem andern Bild aus.
    »Ach, ich weiß nicht, ob...«, begann sie. »Darf ich die eine Hälfte zuhalten, und Sie betrachten nur den Teil, auf dem er zu sehen ist?«
    »Versuchen können Sie's«, sagte ich.
    Sie bedeckte die eine Hälfte des Bildes mit der Hand. Auf der andern sah ich denselben Mann wie auf dem ersten Bild, hier mit Badehose. Ein kräftiger Mensch mit schlanker Taille, schönen Schultern und behaarter Brust. Er hatte sichtlich den Atem angehalten und die Schultern gereckt, damit seine Figur bestens zur Geltung kam.
    »Diesen Schnappschuß kann ich gebrauchen«, erklärte ich. »Die Aufnahme ist am Strand gemacht, an einem Tage mit bedecktem Himmel, so daß die Schatten nicht so hart hervortreten wie auf dem andern Bild. Hier hat man einen guten Eindruck von seinem Gesicht.«
    »Wie können Sie wissen, wo das aufgenommen wurde?«
    »Oh, in meinem Beruf lernt man auch über die Technik der Fotografie einiges«, erwiderte ich. »Schließlich kann man über ein Bild schon eine Menge sagen, wenn man's bloß mal richtig ansieht. Dieses zum Beispiel wurde aufgenommen bei Hochnebel, spätnachmittags. Momentaufnahme mit 1 / 100 Sekunde und ungefähr Blende 16. Ziemlich hochempfindlicher Film.«
    Sie machte große Augen. »Wie selbstverständlich Sie das alles feststellen!« staunte sie.
    »Einfache Sache«, versicherte ich. »Das Bild ist scharf. An der Tiefe der Bildschärfe können Sie erkennen, daß die Blende klein eingestellt war. Bei einer Entfernung von ungefähr fünf Metern ist auch der ganze Hintergrund noch scharf. Bei so großer Tiefenschärfe sicher nicht mit einer Kleinbildkamera aufgenommen, sondern mit einer Box von etwa sechs mal sechs Zentimeter, wahrscheinlich einer doppellinsigen Spiegelreflexkamera, die solche Schärfen erzielt. Und doch hat das Foto etwas weiche Konturen bekommen, ein Zeichen, daß die Kamera bei der

Weitere Kostenlose Bücher