Von Feuer und Nacht
Verkauf anbot. Cesca bemerkte den kraushaarigen Kotto Okiah, den sie zum letzten Mal auf Theroc gesehen hatte, bevor er von ihr mit der Untersuchung des kleinen Hydroger-Schiffs beauftragt worden war. »Kotto!«
Der exzentrische Techniker freute sich ganz offensichtlich, sie zu sehen.
»Sprecherin Peroni! Warten Sie nur, bis ich Ihnen von meinen neuen Ideen erzählt habe, an denen ich arbeite. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, Resonanz-Türklingeln hergestellt und Vorbereitungen getroffen ...«
»Warten Sie, Kotto«, unterbrach Cesca den Wortschwall, und er bemerkte ihren Gesichtsausdruck. Plötzlich schien er zu ahnen, was sie ihm mitzuteilen hatte. Cesca wandte sich an ihren Vater. »Ich möchte mit euch beiden reden, an Bord meines Schiffes.«
Als sie allein waren und im Frachtraum des kleinen Schiffes standen, sagte sie: »Kotto, Ihre Mutter starb auf Jonah 12. Es tut mir sehr leid. Wir flogen nach der Zerstörung von Rendezvous dorthin. Die Station war nur eine provisorische Operationsbasis, aber ... Es ging alles schief.«
Der Techniker sah sie an und wandte dann den Blick ab. »Ich bin selbst dort gewesen, habe den Krater gesehen und kein Anzeichen von Leben gefunden.« Er hob das Kinn. »Aber Sie sind entkommen. Gelang auch einigen anderen die Flucht?«
Erinnerungsbilder zogen an Cescas innerem Auge vorbei und brachten Schmerz. »Nein, Kotto. Nur ich habe überlebt. Nikko Chan Tyler kam, um mich zu retten, aber die Klikiss-Roboter schössen das Schiff ab. Jess brachte uns beide fort und überredete die Wentals dazu, mich zu verändern - das hat mich vor dem Tod bewahrt.«
Dadurch ergaben sich mehr Fragen. Cesca berichtete von den Klikiss-Robotern, die unter der Oberfläche von Jonah 12 gefunden worden waren und schließlich die Basis zerstört hatten. Kotto hörte zu und schien immer mehr in sich zusammenzusacken. »Meine Mutter starb also zusammen mit den anderen.«
Cesca schüttelte den Kopf. »Jhy Okiah starb friedlich, Kotto. Sie schied dahin, bevor das Chaos begann. Purcell Wan und ich bereiteten eine angemessene Roamer-Bestattung für sie vor und übergaben sie dem All. Erst danach brach die Hölle los.«
Diese Worte schienen Kotto ein wenig zu trösten.
»Ich erinnere mich daran, wie deine Mutter starb, Cesca«, sagte Denn.
»Roamer sollten daran gewöhnt sein, sich drastischen Veränderungen anzupassen und Katastrophen hinzunehmen, aber damals dachte ich, dass ich mich nie davon erholen würde.«
»Und doch bist du darüber hinweggekommen.« Cesca lächelte traurig.
»Meine Mutter forderte dich dazu auf, und du hast immer getan, was sie gesagt hat.«
Im Gegensatz zu vielen Roamern, die bei Unfällen starben oder den Launen des Alls zum Opfer fielen, hatte Cescas Mutter Zeit gehabt, sich auf ihren Tod vorzubereiten. Lyra Peroni hatte ihr eigenes Handelsschiff geflogen und nicht gewusst, dass ein Strahlungsschild des Cockpits durchlässig geworden war. Das Problem wurde erst nach einem Dutzend Flügen bei einer Routineuntersuchung entdeckt, und zu jenem Zeitpunkt hatte Lyra bereits eine tödliche Strahlendosis abbekommen.
Denn hatte sie nach Rendezvous gebracht, um sie dort behandeln zu lassen, aber es war bereits zu spät gewesen. Cesca hatte sich zu jenem Zeitpunkt in Rendezvous aufgehalten und von Sprecherin Okiah gelernt. Zusammen mit ihrem Vater hatte sie wochenlang an Lyras Bett gesessen, während sich ihr Zustand immer mehr verschlechterte. Als ihre Mutter zum letzten Mal nach Rendezvous gekommen war, hatte sie die symbolische Roamer-Kette bestickt und ihre Tochter für die Verlobung mit Ross Tamblyn in bunte Bänder und Schleifen gekleidet.
Vor einer Million Jahren und in einem völlig anderen Universum ...
Denn hatte seine Frau angefleht, die Hilfe eines Medo-Zentrums der Hanse in Anspruch zu nehmen, denn er glaubte, dass es dort bessere Möglichkeiten gab, ihr zu helfen. Aber Lyra hatte abgelehnt; sie hatte, wie die Ärzte der Roamer, gewusst, dass ihr Schicksal besiegelt war. Sie hatte Denn angewiesen, »darüber hinwegzukommen«. Sein Leben zu leben. Sich den Veränderungen anzupassen. Nach dem Tod seiner Frau war er dieser letzten Aufforderungen nachgekommen, wenn auch mit großen Schwierigkeiten.
»Ich schätze, uns stehen weitere Veränderungen bevor«, sagte Denn.
»Große Veränderungen«, bestätigte Cesca. »Und wir brauchen eure Hilfe.« Als sie nach draußen zurückkehrten, halfen Denn und Kotto dabei, die Leute auf Distanz zu halten. Fast eine Stunde lang
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