Von Flammen verzehrt
Fahrt an sie presste, so nah an ihrem zu fühlen. Der Duft seiner Haut weckte Erinnerungen an zwei wunderbare Liebesnächte, und die Erlebnisse des Tages verstärkten noch ihr Gefühl der Verbundenheit.
„Das klingt so, als glaubtest du nicht, dass sich die Bücher noch an diesem Ort befinden.“
Julien zuckte mit den Schultern.
„Der Wanderer will uns dort haben … ob wir die Schriften jedoch dort finden werden …“
„Denkst du, wir liegen mit unserer Vermutung falsch?“
„Die Prophezeiungen zu finden, wäre eine Sensation. Sie gelten schon lange als verschollen.“
Fay grübelte. Das war alles so verwirrend … und surreal. Wie sollten sie finden, was Historiker sicher schon lange vergeblich gesucht hatten?
„Was, wenn der Schlüssel zu allem vielleicht doch in Alessas Küche verborgen ist?“, überlegte sie laut.
„Cruz wird dem nachgehen. Er wird Alessa von dem Brief berichten und uns wissen lassen, wenn er etwas herausfindet.“
Julien streichelte Fays Rücken, und sie konnte nicht anders, als sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn zu küssen. Die Gefahr, die Anstrengung und die Ungewissheit machten diesen Tag zum intensivsten in ihrem Leben, und sie sehnte sich danach, ihre aufgeriebenen Sinne in Juliens Armen zur Ruhe kommen zu lassen. Sein Kuss schmeckte nach einem süßen Versprechen, und Fay wünschte, er möge niemals enden. Sie grub ihre Finger in sein Haar und klammerte sich fester an ihn.
„Wir müssen hier raus“, unterbrach er seufzend den Kuss, als die Bahn abbremste.
„Sind wir da?“
„Nein, wir müssen umsteigen. Wir sind erst am Hauptbahnhof. Noch drei Haltestellen, dann sind wir da.“
Sie wechselten das Gleis und fuhren in südlicher Richtung weiter bis zum Circus Maximus .
Als sie den Untergrund verließen, war es bereits dunkel. Die Überreste der Ruinen der ehemaligen Wettkampfstätte wurden mit gelben und grünlichen Strahlern in Szene gesetzt. Es war gespenstisch. Anscheinend spürte Julien ihre Angst, denn er drückte beruhigend ihre Hand und führte sie weiter. Da die Straßen noch immer gesperrt waren und Polizisten jeden Durchgang verhinderten, wichen sie auf die staubigen Wege des historischen Areals aus.
Zu ihrer Linken lag das Gelände des ehemaligen Circus. Mächtige Säulen lagen wie die Rippen eines Skeletts in der früheren Arena aufgereiht und ließen erahnen, wie prachtvoll diese Wettkampfstätte einst gewesen sein musste. In perfekter Symmetrie schienen diese ein gigantisches Oval für Wagenrennen und Tierkämpfe gebildet zu haben.
„Wie war es, zu dieser Zeit zu leben, Julien?“, fragte Fay und versuchte, sich selbst gedanklich in die Vergangenheit zu versetzen. Beinahe roch sie das Blut der Wettkämpfer im sandigen Boden zu ihren Füßen und glaubte das Trampeln der Hufe und das Geräusch herandonnernder Streitwagen zu vernehmen.
Julien lachte leise.
„Es war anders – aber dennoch vollkommen normal. Wir haben viel gesehen, Fay, aber weil wir uns immer um Unauffälligkeit bemühten, vermieden wir es, uns zu sehr einzumischen. Wir zogen uns vor langer Zeit zurück, um die Wahrheit besser schützen zu können. Nur, wenn wir einen Hinweis auf weitere Rubine fanden, verließen wir unser Versteck – so, wie in Paris. Mein Leben war also nicht so spannend, wie du vielleicht vermutest.“
Er zog sie näher an seine Seite, und, obwohl sie sich beeilten, den Tempel zu erreichen, ließ er seine Hand auf ihren Hintern gleiten.
„Das Spannendste in letzter Zeit bist definitiv du“, flüsterte er und kniff sie leicht.
„Ach wirklich? Du behauptest also, die Suche nach dem Edelstein in Paris, dieses kranke Spiel mit dem Wanderer, unsere Jagd durch Rom – ganz zu schweigen von der Angst, von einem Rubinpfeil durchbohrt zu werden – wären nicht so aufregend wie ich?“
Julien grinste, und das Mondlicht ließ seine Augen funkeln. Noch ehe er antworten konnte, trat eine dunkle Gestalt aus dem Schatten auf sie zu.
Fay schrie erschrocken auf und griff nach dem Dolch, den sie unter der Bluse verborgen trug.
„Schöner Abend für einen romantischen Spaziergang, nicht wahr?“, grüßte Lamar ironisch, und sein bohrender Blick fiel auf ihre ineinander verflochtenen Hände.
Julien lächelte Fay ermutigend zu.
„Ich hätte sie nicht daran gehindert, dir den Dolch in die Brust zu stoßen, wenn du dich so anschleichen musst!“
„Entschuldige, Juls, aber ich konnte nicht wissen, dass ihr so … mit euch beschäftigt seid.“
Julien
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