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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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überging Lamars Stichelei und ging weiter.
    „Gut, dass du da bist. Wie sieht es aus? Hast du dir vom Gelände einen Überblick verschafft? Gibt es einen Hinweis auf unseren Freund ?“
    „Nein. Ich habe mich heute Mittag wie besprochen dem Mund der Wahrheit von hier aus genähert, aber es gab nichts Ungewöhnliches. Kein Mensch hat heute den Palatin betreten, und die Ruinen wirken wie der perfekte Spielplatz für sein krankes Hirn.“
    „Du hast recht. Er spielt mit uns.“
    Julien reichte Lamar den Brief.
    „Wir glauben, dass er mit Alessas Schwestern die Seherinnen, also die Sibyllen meint, und ihre Worte die sibyllinischen Bücher sind. Soweit wir wissen, befanden sich diese zuletzt im Apollon-Tempel. Wenn das alles kein Zufall ist!“
    Lamar überflog die Zeilen und nickte zustimmend.
    „Was meint er damit, dass diese Worte die Lippen verstummen lassen ?“
    „Keine Ahnung. Lass uns die Bücher finden – oder was immer uns an der Tempelruine erwartet – und hoffen, dass wir dann in der Lage sind, sein Rätsel zu lösen.“
    Sie hatten den Circus hinter sich gelassen und erreichten nun ein weiteres historisches Gelände, aus dessen Mitte drei riesige Säulen emporragten: die Überreste des Apollon-Tempels. Auch sie wurden von Strahlern in Szene gesetzt und leuchteten hell vor den finsteren Bögen des danebenstehenden Theaters.
    Gänsehaut überzog Fays Körper, als sie sich vorstellte, der Wanderer würde im Schatten der Bögen lauern. Das ungute Gefühl, genau dort zu sein, wo er sie haben wollte, ließ sie zittern, und sie beeilte sich, den Männern hinterherzukommen, die schon dabei waren, den gut zwei Meter hohen Sockel zu erklimmen.
    „Hier ist nichts!“, rief Lamar, der als Erster erkannte, dass die meterbreiten Säulen und die spärlichen Überreste des verzierten Frieses hoch über ihren Köpfen nicht viele Möglichkeiten für ein Versteck boten.
    „Oh, Gott, bitte! Wir können doch nicht wieder falsch liegen!“, flehte Fay, und die Sorge um ihre Schwester wuchs mit jeder sinnlos verstreichenden Minute. Was würde geschehen, sollten sie um Mitternacht noch immer kein Stück weitergekommen sein?
    Erschöpft ließ sie sich an der mittleren Säule hinabgleiten und schwang ihre vom vielen Laufen schmerzenden Beine über den Rand des Sockels.
    Dabei strich sie mit den Händen über die marmornen Erhebungen einer umlaufenden Verzierung.
    Die Wärme des Tages war noch im Stein gespeichert, und ihre Finger kribbelten, als sie sich vorstellte, wie alt diese kunstvolle Arbeit schon sein mochte.
    Lorbeerblatt an Lorbeerblatt hatte der Steinmetz das Rankenmuster aus dem massiven Marmorblock heraus gearbeitet.
    Unter dem fahlen Mondlicht wirkte die Maserung des Sockels, als wäre der Stein in Bewegung. Wie der warme Leib eines ruhenden Riesen, in dessen bläulichen Adern sein mystisches Blut zu seinem Herzen rann. Fay zögerte. Wieder strich sie über die Steinarbeit. Sie legte den Kopf schief und sah sich den Marmor genauer an. Die Arterien des Gesteins funkelten im silbrigen Licht.
    Am Rand ihres Bewusstseins hörte sie Julien und Lamar darüber streiten, wie sinnlos ihre Suche hier war.
    „Hier ist nichts!“
    „Das gibt es nicht! Hat er vielleicht eine weitere Nachricht oder einen Hinweis versteckt? Siehst du vielleicht irgendwo einen Lorbeerzweig? Das ist doch sein selbstgewähltes Symbol.“
    Obwohl Fay die beiden nicht weiter beachtete, drangen deren Worte bis tief in ihr Innerstes.
    „Lorbeer“, hauchte sie, und es schien, als wäre es ein magisches Zauberwort. Sie fühlte etwas Großes unter ihren Fingern, das ihren Herzschlag beschleunigte, und die Hitze, die sie trotz der sich langsam über die Stadt senkenden Kühle erfasste. Mit der flachen Hand auf dem Stein folgte sie dem Pulsschlag des Marmors bis zum schimmernden Herzen des Riesen.
    Genau hier schien jede einzelne Marmorierung ihren Anfang zu nehmen und auch der gemeißelte Lorbeerzweig trug hier seine einzige Frucht. Als wäre der Stein eine Karte, deren marmorne Straßen alle zu diesem Ziel führten. Als bestünde die Maserung aus einer Vielzahl von Flüssen, die alle in diesen Ozean mündeten. Den Ozean, in dessen silberner Mitte die einzige Beere des kunstvollen Lorbeerzweigs wie eine geheimnisvolle Insel lag.
    „Jungs“, rief Fay, und die Spannung in ihrer Stimme war so greifbar, dass sie nicht mehr Aufsehen hätte erregen können, wenn sie es laut in die Nacht hinaus geschrien hätte.
    Noch ehe Julien und Lamar an ihrer Seite

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