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Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Titel: Von ganzem Herzen Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Byrne
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ich ließ ihn meine Hand bis zu seiner rechten Schulter führen.
    »Oh!«, stieß ich hervor und zog die Hand hastig weg, als ich auf einmal eine Narbe spürte.
    Er lachte, und ich starrte ihn an, meine Finger zitterten noch.
    »Hat es sehr wehgetan?«
    Er nickte. »Ich lag wochenlang im Krankenhaus. Und als ich endlich entlassen wurde, musste ich Eve versprechen, dass sie so etwas nie mehr durchmachen müsste.« Er lächelte, als er das sagte, doch ich erinnere mich noch an die Spur von Bedauern in seiner Stimme, nur eine Sekunde lang.
    »Und deshalb machst du jetzt Sozialarbeit mit Jugendlichen?«
    Er nickte.
    »Gefällt dir deine Arbeit?«
    »Frag mich das morgen noch mal«, stöhnte er und ließ den Motor an.
    Sobald er das getan hatte, hörte ich die Klänge eines Cellos, und mein Herz fing an zu flattern. »Bach.«
    »
The Clash?
Johann Sebastian Bach?« Er zwinkerte mir zu. »Du bist ja echt ein Mädchen nach meinem Geschmack, Rose Glass.«
    Ich kicherte. Er bog in die Upper Street ein. »Warum hörst du Bach?«, fragte ich.
    »Nach dem Tag heute brauch ich einfach eine Dosis davon.«
    »Warum? Was war los?«
    »Ich hab fast den ganzen Tag auf der Polizeiwache verbracht.«
    Einen grässlichen Augenblick lang dachte ich, tatsächlich aufgeflogen zu sein. Er weiß es, schrie eine Stimme in meinem Innern. Er weiß, wer du bist. Deshalb hat er darauf bestanden, dich nach Hause zu fahren; deshalb ist er plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Natürlich war es nicht so. Aber das passierte mir damals häufig. Irgendjemand machte eine unschuldige Bemerkung, und auf einmal war ich mir sicher, dass derjenige Bescheid wusste.
    Ein Schwert hing über meinem Kopf, und irgendwann würde es herabsausen.
    »Warum denn?«, fragte ich vorsichtig nach.
    »Einer der Jugendlichen, die ich betreue, ist in eine Schlägerei geraten.«
    Endlich entspannte ich mich wieder. »Warum?«
    Er schwieg eine Weile, während er vor sich auf die Straße starrte. Ich hatte ihn noch nie so traurig erlebt, und wahrscheinlich hätten die meisten Menschen ihn jetzt zu trösten versucht, hätten ihm gesagt, alles würde schon wieder werden, aber was wusste ich denn?
    »Keine Ahnung«, sagte er schließlich. »Ich meine, natürlich kapier ich’s. Ich kapier, dass der andere Typ Scheiße gequatscht und ihn dumm angemacht hat und dass er irgendwann ausgerastet ist. Aber ich kann es nicht verstehen. Ich betreue solche Jugendlichen ständig, und ich weiß, dass sie eine schreckliche Kindheit hatten und oft nicht wissen, wo oben und unten ist, und erst recht nicht Richtig von Falsch unterscheiden können.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich werde nie verstehen, wie man einfach ein Messer in jemanden rammen kann. Nie.«
    Damals verstand ich das auch noch nicht.
    Ich musste an meinen Vater denken, drehte den Kopf zur Seite und blickte auf die Läden in der Upper Street mit ihren heruntergelassenen Rollgittern. Ich hätte Mike am liebsten gesagt, dass er doch Juliet fragen sollte. Sie wusste damit Bescheid.
    »Was passiert jetzt mit ihm? Kommt er ins Gefängnis?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Er ist erst fünfzehn, und es ist seine erste vorsätzliche Körperverletzung. Er wird wahrscheinlich eine Bewährungsstrafe mit bestimmten Auflagen erhalten.«
    Und Juliet?
    »Was ist mit seinen Eltern?«, fragte ich Mike, als er an der Ampel stoppte.
    »Seinen Vater kennt er nicht, und seine Mutter versuche ich gerade zu finden.«
    »Geht das, auch wenn du gar nicht mehr bei der Polizei bist? Jemanden aufspüren?« Auf einmal war ich hellwach.
    »Man kann heute fast jeden finden, wenn man weiß, wo man zu suchen hat.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist nicht mehr wie früher, Ro. Durch das Internet hat sich alles verändert. Es ist ein mächtiges Instrument, wenn man damit umgehen kann.«
    »Das ist alles, was du tun musst? Im Internet nachforschen?«
    Er nickte. Ich musste an meine eigene Mutter denken, und mein Herz fing an zu rasen.
    In einem anderen Leben hätte ich ihn bitten können, mir bei der Suche nach ihr zu helfen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er, als wir vor meinem Apartmentblock am Straßenrand hielten. Ich glaube nicht, dass er genau wusste, wo ich wohnte. Aber ich traute mich nicht, zu fragen. Ich wollte nur aus dem Auto raus.
    »Ja, alles in Ordnung. Ich bin bloß ziemlich müde. Dann bis die Tage.«
    Als ich mich zur Seite drehte, um die Tür zu öffnen und auszusteigen, legte er seine Hand auf mein Knie, um mich aufzuhalten. Mein ganzer

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