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Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Titel: Von ganzem Herzen Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Byrne
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durchzulassen, da sah ich Sid Juliet anlächeln. Er beugte sich zu ihr hinunter, die Haare fielen ihm ins Gesicht, und als sie sich dann küssten, setzte bei mir einen Moment der Herzschlag aus.
    »Emily«, hörte ich Doktor Gilyard sagen.
    Ich blickte auf die Schreibtischplatte und merkte, dass ich den großen weißen Bogen über und über mit EmilyEmilyEmilyEmilyEmilyEmily vollgeschrieben hatte.
    »Ich hab gesehen, wie sie sich geküsst haben«, flüsterte ich, als wäre es ein Geheimnis.
    »Warum hat dich das so schockiert, Emily?«
    »Ich hab sie vorher nie sich küssen sehen.«
    Doktor Gilyard wirkte überrascht. »Du hast vorher nie gesehen, wie sie sich geküsst haben?«
    Hatte ich natürlich, aber nicht so. Es war immer ganz flüchtig gewesen, ein schnelles Küsschen zwischen den Kursen oder wenn sie ihm in der Cafeteria eine Dose Cola geholt hatte. Keine Ahnung, warum. Vielleicht weil wir so viel Zeit zu dritt verbrachten und sie einfach nur Rücksicht auf mich nahmen. Weil sie nicht wollten, dass ich mich unwohl fühlte. Ich hatte mir nie ausgemalt, dass sie der Typ Pärchen sein könnten, der Stunden mit Küssen verbringt, aber als ich sie in dem Moment sah, seine Hände um ihr Gesicht gelegt, wurde mir klar, dass sie das sehr wohl taten. Sie küssten sich – nur nicht in meiner Gegenwart.
    »Wie hast du dich da gefühlt, Emily? Warst du eifersüchtig?«
    Ich schüttelte den Kopf und starrte auf die Schreibtischunterlage. »Nein, es war mir peinlich.«
    »Warum war es dir peinlich?«
    Ich blickte hoch. »Sie haben darauf gewartet, dass ich wegging, damit sie sich küssen konnten. So war es doch, oder?« Darum hatte Sid auch so lange gebraucht, bis er kam, um mich zu holen. Er wartete nicht den richtigen Zeitpunkt ab. Er zögerte es einfach so lange wie möglich hinaus. Ich stellte mir vor, wie Juliet zu ihm sagte, jetzt musst du aber gehen, und wie er sie noch einmal küsste, noch einmal und noch einmal, und sagte, nur noch eine Minute.
    Ich fragte mich in diesem Augenblick plötzlich, wie oft sie mich wohl heimlich angeblickt hatten, wenn wir zusammen waren, und sich gedacht hatten: Wann kapiert sie denn endlich und lässt uns allein? Wie häufig sie mich angelogen hatten, angeblich keine Lust zu haben, abends noch etwas zu unternehmen, weil sie dafür zu müde seien oder noch zu viel für die Schule zu tun hätten – um endlich einmal einen Abend allein verbringen zu können und zusammen ins Kino oder Sushi essen zu gehen.
    Bei diesen Gedanken brannten mir die Wangen. Ich starrte sie an, wie sie sich küssten. Als sie einen Moment innehielten und lachten und Sid sich eine von Juliets Locken um den Finger wickelte, hielt ich es nicht mehr aus. Ich drehte mich weg.
    »Was willst du denn nun?«, brüllte ein Kerl, als ich mich wieder Richtung Bar schob. Aber ich entschuldigte mich nicht. Ich entschuldigte mich bei niemandem, sondern bahnte mir nur meinen Weg durch die Menge bis zur Theke.
    Während ich hinter einem Mädchen mit einem Strichcode-Tattoo auf ihrem Nacken wartete, wanderte mein Blick zu den Türen in die Lobby, und am liebsten wäre ich dorthin gerannt und dann hinaus und einfach immer weiter, bis ich nicht mehr gekonnt hätte. Ich wollte nicht mehr hier sein. Nicht mehr neben Sid und Juliet stehen und so tun, als würde ich nicht bemerken, wie sie Händchen hielten und heimlich Küsse austauschten, sobald sie glaubten, dass ich es nicht bemerkte. Aber als das Mädchen vor mir dann zur Seite trat und der Typ hinter der Theke mich fragte, was ich wollte, rannte ich nicht davon, sondern gab meine Bestellung auf.
    Ich bestellte vier Bier und leerte eins davon gleich an der Bar. Dann drehte ich mich wieder zu der Menge um. Ich versuchte, diesmal einen anderen Weg zu nehmen, um möglichst wenig Bier zu verschütten, aber das bedeutete, dass ich durch eine Gruppe von Kerlen hindurchmusste, die johlten, als sie mich sahen.
    »Alles klar, Pink Lady?«, sagte einer von ihnen und grabschte mir an den Hintern.
    Ich zischte ihm zu, er solle mich in Ruhe lassen. Mehr konnte ich mit drei Bier in der Hand nicht tun. Deshalb grabschte er gleich noch mal, und ich war machtlos.
    Als ich zu Sid und Juliet zurückkam, küssten sie sich immer noch. Juliet kicherte, als sie mich sah. »Tut mir leid!«, sagte sie, als sie ein Bier nahm, und ich musste mich stark zusammennehmen, ihr die anderen beiden nicht ins Gesicht zu schütten.
    Als sich auch Sid sein Bier genommen hatte, wollte ich mich in der Menge

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