Von Göttern und Dämonen: Am Anfang war der Nebel (Erstes Buch)
deine Pflicht, mir zu helfen? Was ist gestern eigentlich passiert und wer waren diese … diese Cherubim? Sind das nicht eigentlich Engel? Warum wurden wir von Ihnen angegriffen und vor allem: Wo sind meine Frau und mein Kind?“
„Das gefällt mir an euch Sterblichen: Ihr seid wissbegierig“, schmunzelte Nagar. „Ich werde versuchen, deinem beschränkten, menschlichen Verständnis einiges näher zu bringen. Vielleicht begreifst du ja diese mystischen Vorgänge wenigstens zum Teil. Ich befürchte aber, dass dein Geist hierzu nicht in der Lage sein wird. Du bist eben doch nur ein Menschlein.“
„Dann musst du allwissender Hort der Weisheit es mir eben so erklären, dass ich es verstehe“, knurrte Alex sichtlich ungeduldig.
Nagar lachte „Ungezügeltes Temperament gepaart mit Ungeduld – das liebe ich! Ehrlich, du machst mir Spaß und deshalb werde ich etwas Licht in das Dunkel deines Geistes bringen.“
Alex schnappte nach Luft, doch er kam nicht weit.
„Unterbrich mich nicht, denn dies wird etwas dauern. Und mach dir keine Sorgen um deine Familie. Ihnen wird nichts geschehen und tagsüber haben wir nicht die Möglichkeit, an den Ort zu gelangen, an dem sie sich befinden. Übe dich in Geduld und höre mit gut zu…“
Und er erzählte eine Geschichte, deren Tragweite Alex sich so nie hätte vorstellen können.
„Ihr Menschen neigt dazu, euch die Welt einfach einzuteilen: In Schwarz oder Weiß, in Gut oder Böse, in Licht oder in Schatten. Das macht es euch einfach und erleichtert euer Gewissen. Leider ist aber alles nicht ganz so simpel.“ Nagar stand auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken sah auf den Boden und ging auf und ab, während er weitererzählte.
„Am Anbeginn der Zeit, bevor Gott die Erde schuf, genossen seine Engel die volle und einzigartige Liebe und Aufmerksamkeit ihres Herrn. Es gab sie und ihn und sonst nichts dergleichen. Und Gott hat nichts mit dem alten, rauschebärtigen und
gnädigen Mann zu tun, den euch das Christentum oder der Islam verkaufen will. Nein, Gott ist vielmehr ein allmächtiges aber jähzorniges und schnell gelangweiltes Kind.“
Er stand kurz still und sah Alex mit durchdringendem Blick an, auf eine Reaktion hinsichtlich seiner Provokation wartend.
Doch Alex blieb ruhig, nur eine Amsel protestierte lautstark gegen seine Äußerung.
„Er erschafft Welten und vernichtet sie nach Belieben, eine Million eurer Jahre sind nur ein Wimpernschlag in seiner Herrlichkeit. Als er diese, eure Erde erschuf, gingen wir davon aus, dass auch sie nur ein kurzzeitiges Spielzeug in seinen Händen und bald langweilig und wieder wüst und leer sein würde. Aber wir hatten uns getäuscht, er hatte ein anderes Spiel im Sinn. Er schuf nicht nur, wie üblich, seelenlose Pflanzen und stinkendes Getier, nein er musste ja unbedingt Menschen mit einer niedrigen, aber immerhin vorhandenen Intelligenz in seinen Spielzeugzoo setzen. Er erschuf sie nach seinem Ebenbild … du kannst dir vorstellen, das sich einige Engel auf die Füße getreten fühlten. Als er dann noch auf die grandiose Idee kam, ihnen den göttlichen Odem einzuhauchen und ihren Seelen Unsterblichkeit zu verleihen, war das Maß voll, Teile der Engel reagierten entsetzt.“
Nagar hieb abwesend mit seiner rechten Faust in die offene, linke Hand. Sein Blick war starr irgendwo ins Nichts gerichtet, während er wieder anfing, auf und ab zu laufen.
„Gott schenkte euch durch seinen Atem nicht nur unsterbliche Seelen, uns Engeln gleich. Nein, er gab euch damit die Möglichkeit so stark wie wir und sogar so stark wie er zu werden. Und das ist das Gefährliche an der Geschichte. Dieses debile Kind, das ihr als Gott anbetet, schafft sich also aus Langeweile ebenbürtige Gegner, um im Himmel mit ihren Seelen ein bisschen Krieg spielen zu können.“
Alex schnaufte laut hörbar durch. „Sorry, aber was hast du geraucht, Mann? Ich will wissen was mit meiner Familie ist und nicht die Geschichten hören, die du dir wahrscheinlich nach deinem letzten Trip ausgedacht hast. Das hört sich wirklich unglaublich blöde …..“
Spätestens nachdem Nagar wie von Zauberhand einige Meter in die Höhe geschwebt war und angefangen hatte, zu strahlen wie eine zweite Sonne, war Alex der Rest des Satzes im Mund stecken geblieben.
Nagar schwebte wieder herab und lächelte. „Bitte lass mich nun ausreden, sonst sind wir wirklich bis heute Abend mit Erzählen
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