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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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Telefonklingeln erschreckte mich, lenkte mich aber Gott sei Dank von meinen Gedanken ab.
    »Hallo?«, sagte ich zögernd, weil ich nicht wusste, ob ich die Stimme am anderen Ende erkennen würde.
    »Hey, hier ist Travis.«
    Travis. Noch ein Fragezeichen. Ich kannte jetzt seinen Namen, und seit seinem Besuch im Krankenhaus wusste ich, dass er sich in einem rätselhaften romantischen Dreieck befand – vielleicht war es auch ein Quadrat oder ein Fünfeck. Dirk erzählte eine Travis-Version und Cat eine andere. Anscheinend war der Mann immerhin beharrlich und hatte sich nicht von Dirk abschrecken lassen, deshalb beschloss ich, ihm zuzuhören.
    »Hi, Travis«, sagte ich.
    »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut, denke ich. Ich versuche gerade, mich an irgendetwas zu erinnern. Zum Beispiel, ob ich gerne in einem Kalt-Wetter-Staat lebte und wenn ja, warum?«
    »Gute Frage. Um die Kälte zu spüren?«
    »Nein, ich hasse sie«, sagte ich.
    »Ja, heute ist es brutal. Willst du wirklich über das Wetter sprechen?«, fragte er, und ich glaubte ein Lächeln durch den Hörer zu hören.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Das ist nur so ein schön einfaches Thema. Ich weiß nicht, über was ich sonst reden könnte. Im Krankenhaus haben sie ein paar Übungen mit mir gemacht, in denen sie Bilder hochgehalten und mich darüber ausgefragt haben. Das können wir vielleicht machen … Aber wohl nicht am Telefon.«
    »Ja«, sagte er und lachte, »ist wohl schlecht.«
    »Ja …«, erwiderte ich, und dann entstand eine Pause. Er hatte mich angerufen, also musste er auch einen Grund dafür gehabt haben.
    »Und … hast du dich an etwas erinnert?«, fragte er erwartungsvoll. »Irgendwelche Leute?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich wünschte, ich hätte. Leute sind so etwas wie ein fehlendes Glied.«
    »Das tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß, dass das schwer ist. Kann ich dir ein paar Sachen nennen und gucken, ob das etwas bei dir auslöst?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Das Leuchtfeuer?«
    »Nein.«
    »Longfellow?«
    »Nein. Ist das jemand, den ich kenne?«
    »Nein, es sei denn, du bist ungefähr 150 Jahre alt«, sagte er. »Lass uns weiter versuchen … Thanksgiving? Dass du mit mir Thanksgiving bei Fremden hineingeplatzt bist?«
    »Nein … Haben wir das echt gemacht?«
    »Oh ja, das haben wir.« Er musste lachen, als er sich daran erinnerte. »Du warst großartig.«
    »Letztes Thanksgiving oder wann?«
    »Ja.«
    »War ich nicht bei meiner Familie?«, fragte ich.
    »Doch, aber du hattest dir eine kleine Pause gegönnt.«
    »Oh.«
    »Autoskooter?«, fragte er weiter.
    »Tut mir leid«, antwortete ich.
    »Okay. Du kannst nichts dafür. Aber zumindest ist es diesmal nicht mein Fehler.«
    »Ja«, sagte ich, »da scheint was dran zu sein.«
    »Jordan, es ist furchtbar. Die Leute erzählen dir alle möglichen Dinge … und wir hatten so etwas wie einen Streit. Aber – und damit will ich dich echt nicht durcheinanderbringen – wir waren vor dieser … dummen Auseinandersetzung richtig glücklich.«
    »Okay«, sagte ich, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte.
    »Ich weiß, du musst eine Menge verarbeiten und hörst sicher von allen Seiten unterschiedliche Geschichten, aber ich habe dich wirklich sehr gern. Und es gibt eine Erklärung für alles, was zwischen uns steht – zumindest von meiner Seite.«
    »Weißt du«, sagte ich, »ich weiß ja nicht einmal, was zwischen uns steht, also kann ich darüber auch nicht reden.«
    »Ja, ich weiß«, sagte er. »Ich wollte es dir nur einmal sagen. Es musste gesagt werden.«
    »Okay …«
    »Jetzt kannst du weitermachen, wobei auch immer ich dich gestört habe.«
    »Okay, Travis.«
    »Und falls du mich sehen möchtest oder dir irgendwas einfällt, möchte ich nur, dass du weißt: Ich bin nicht verrückt, und ich kann alles erklären …« Er unterbrach sich selbst. Und fing wieder an. »Vergiss es. Ich hab’s ja schon gesagt. Also, Jordan. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Travis.«
    ***
    Am nächsten Nachmittag kam Cat wieder vorbei und war sehr zufrieden mit sich selbst, denn sie hatte einen Plan. Sie wollte versuchen, mein Gedächtnis mit schlechten Assoziationen anzuregen. Sie kam deshalb darauf, weil sie es bei meinem ersten Amnesie-Anfall mit meinen Lieblingsdingen versucht hatte. Sie hatte mir mein Lieblingsessen gekocht, mich mit zu meinen Lieblingsplätzen genommen, mir Bilder von den guten alten Zeiten gezeigt, und nichts hatte gewirkt.
    Also hatte sie entschieden, es diesmal anders

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