Von jetzt auf gleich
Cookie-Dough-Becher und ging in die Küche. Ich sah mich im Spiegel. Das Licht ließ meine Halskette funkeln, und ich ging ein bisschen näher dran, um sie mir genauer anzusehen.
»Hast du mir die geschenkt?«, rief ich ihm zu.
»Was?«, fragte Dirk, gab mir einen Löffel und riss den Deckel von seinem Becher ab.
»Diese hübsche Halskette.«
Er sah mich genauso an, wie er Sneevil angesehen hatte, als er ihn das erste Mal sah, deshalb wusste ich, dass die Antwort ›nein‹ sein würde. So wenig ich ihn auch kannte, ich konnte Blicke wiedererkennen, die ich bereits gesehen hatte.
»Nein«, sagte er.
»Hmm«, sagte ich, neigte mich dem Spiegel entgegen und öffnete das Medaillon. Das Foto darin sah ich zum ersten Mal.
»Da ist ein Leuchtturm drin«, sagte ich.
»Sieht so aus«, erwiderte Dirk und hob seinen Löffel, um einen Toast auszusprechen. »Auf uns und einen neuen Anfang!«
Wir stießen die Löffel aneinander und tauchten sie dann in die Eiscreme.
***
Seit meinem Krankenhausaufenthalt waren mehrere Wochen vergangen. Ich hatte zweimal die Woche Physio- und Psychotherapiesitzungen, deshalb war ich irgendwie beschäftigt. Trotzdem war ich bereit, mein wirkliches Leben wieder zu beginnen, was auch immer das war. Deshalb war ich nicht gerade unglücklich, als ich eines Morgens einen Anruf aus der Personalabteilung von Splash Media bekam. Eine sehr nette Frau fragte mich, wann ich bereit wäre, wieder zur Arbeit zu kommen. Ich sagte ihr, dass ich bereit wäre, wann auch immer sie es wären. Am nächsten Tag bekam ich direkt einen Folgeanruf von einer Frau namens Lydia, die auch extrem nett war und sehr daran interessiert zu sein schien, dass ich zurückkam.
Am folgenden Montag zog ich eine graue Wollhose, eine weinrote Seidenbluse, schwarze Slipper und einen schwarzen Blazer an und machte mich auf den Weg ins Büro.
Ich kam bei Splash Media an, und mir fiel sofort das Chaos auf, das dort herrschte. Die Leute waren außer sich, und es war gerade mal 9.00 Uhr. Ich traf einen Mann, der mich von oben bis unten ansah und lachte.
»Hast du ein Vorstellungsgespräch?«, fragte er.
»Habe ich das?«, fragte ich, nicht sicher, worüber er sprach.
»Oh, richtig«, sagte er. »Entschuldige, das hab ich ganz vergessen. Ich bin Kurt.«
»Hi, Kurt.«
»Dein Outfit«, sagte er, während er seinen Arm vor mir hoch und runter bewegte. »Du ziehst dich normalerweise nicht so an. Wir verarschen ein bisschen die Leute, die hier im Anzug auftauchen. Dann wird immer vermutet, sie hätten ein Vorstellungsgespräch bei einer anderen Firma, weil wir uns hier nicht so in Schale werfen.«
»Oh«, sagte ich, fühlte mich auf einmal unsicher und wünschte mir, ich hätte Klamotten zum Wechseln dabei.
»Du siehst aus, als würdest du gleich losheulen«, meinte Kurt. »Lass dich nicht verrückt machen, du siehst gut aus.«
Ich war nicht drauf und dran loszuheulen. »Danke«, sagte ich. »Ich bin okay. Aber einige Dinge sind mir nicht ganz klar. Wie der Weg in mein Büro. Kannst du mir vielleicht zeigen, wo es ist?«
»Sicher«, sagte er. »Das ist nur den Gang runter, in diese Richtung.« Ich folgte ihm, bis wir bei meinem Büro ankamen.
Ich hatte gerade mal drei Minuten an meinem Schreibtisch gesessen, als eine Frau im Türrahmen stand.
»Herzlich willkommen, ich bin Lydia.«
»Hi«, sagte ich, während ich nervös einen Stapel von Post-it-Zetteln durchblätterte.
»Hör mal«, sie seufzte tief, »ich weiß, dass das, was geschehen ist, dir einen gewissen Eindruck vermittelt haben könnte, und ich möchte das klarstellen. Okay?«
»Es tut mir leid, aber das funktioniert nicht«, sagte ich, und sie erstarrte. Ich öffnete meinen Mund, um ihr zu sagen, dass das okay ist, aber dann wurde mir klar, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, worüber sie redete. In den Behältern meines Gehirns – einige waren leer, andere überfüllt – hatte der mit dem Etikett Lydia sehr wenig Inhalt. Erkannt hatte ich sie, aber ich wusste nicht, ob sie meine Chefin war oder mir jeden Morgen Kaffee und Plätzchen brachte. Ich hatte keine Ahnung. Ich erinnerte mich, dass ich getextet hatte, und es schien so, dass sie mit mir zusammengearbeitet hatte. Denn ihr Gesicht war mir vertraut, aber ich konnte es nicht mit einer ›Lydia‹ oder irgendwelchen konkreten Erfahrungen in Verbindung bringen.
»Ich wollte dich nicht erschrecken«, fuhr ich fort. »Ich … ich habe einfach gar keinen … Eindruck von dir. Das tut mir leid. Im Moment
Weitere Kostenlose Bücher