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Von Mäusen und Menschen

Von Mäusen und Menschen

Titel: Von Mäusen und Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Ameisen hat.«
    »Hab gesehn, wie sie Slim Augen gemacht hat. Slim is
    ’n famoser Roßpfleger. Ein verteufelt netter Kerl. Slim hat’s nich nötig, im Korntrupp hohe Absätze zu tragen. Ich hab gesehn, wie sie Slim Äugelchen gemacht hat. Curley hat’s nich gesehn. Und ich hab gesehn, wie sie Carlson Äugelchen gemacht hat.«

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    George tat, als interessiere ihn das nicht. »Es sieht aus, als würden wir noch allerhand Spaß haben.«
    Der Alte stand von seinem Sitz auf. »Weißt du, was ich denke?« George antwortete nicht. »Ich denke, Curley hat
    … ’ne Hure geheiratet.«
    »Wäre nich der erste. Is schon vielen so gegangen.«
    Der Alte bewegte sich auf die Tür zu, und sein alter Hund hob den Kopf und blickte umher, und dann hob er sich mit Mühe auf die Pfoten und wollte folgen. »Ich geh die Waschbecken für die Leute hinstellen. Die Trupps werden bald zurückkommen. Werdet ihr Gerste laden?«
    »Ja.«
    »Du wirst Curley aber nix sagen von dem, was ich er-zählt hab?«
    »Zum Teufel, nein.«
    »Also schau se dir an, junger Mann. Dann sollste sehn, ob se nich ’ne Hure is.« Und er ging zur Tür hinaus in den vollen Sonnenschein.
    George legte seine Karten nachdenklich aus, kehrte die Häufchen von je dreien um und legte Treff vier auf das As. Der Sonnenstreifen war jetzt am Fußboden, und die Fliegen schwippten hindurch wie Funken. Ein Geräusch von klirrendem Pferdegeschirr und das Knirschen von Wagenachsen unter schwerer Last wurde draußen hörbar.
    Aus der Ferne kam ein deutlicher Ruf: »Stallknecht – hallo – Stallknecht!« Und darauf: »Wo zum Teufel ist der gottverdammte Nigger?«
    George starrte auf seine Patience, und dann schmiß er hastig die Karten zusammen und drehte sich um zu Lennie. Dieser lag auf seiner Schlafstelle und beobachtete George.
    »Schau, Lennie, die Sache hier läuft nicht gut. Ich bin in Sorge. Du wirst Schwierigkeiten kriegen mit diesem Burschen Curley. Hab so was schon erlebt. Er hat dir gewis-34
    sermaßen auf den Zahn gefühlt. Bildet sich ein, daß du Angst vor ihm hast. Bei der ersten Gelegenheit wird er versuchen, dich zu verhauen.«
    In Lennies Augen zeigte sich Schrecken. »Ich will keine Schwierigkeiten«, sagte er klagend. »Sorg dafür, daß er mich nich verhaut, George.«
    George stand auf und ging zu Lennies Schlafstelle hin-
    über und setzte sich zu ihm. »Solche miesen Typen sind mir verhaßt«, sagte er. »Hab ihrer viele gesehn. Wie der Alte sagt, Curley ist nicht vom Glück abhängig. Gewinnt immer.« Er dachte einen Augenblick nach. »Wenn er mit dir was anzettelt, Lennie, dann werden wir rausgesetzt.
    Darüber müssen wir uns klar sein. Er is der Sohn des Chefs. Halt du dich weit weg von ihm, willste? Sprich nie zu ihm. Wenn er hier rein kommt, geh du stracks auf die andre Seite der Stube. Willste das tun, Lennie?«
    »Ich will keine Schwierigkeiten«, murmelte Lennie.
    »Hab ihm nie nix Böses getan.«
    »Gut, aber das hilft dir nix, wenn Curley es sich in den Kopf setzt, sich als Kämpfer aufzuspielen. Das Beste, du hast nix mit ihm zu tun. Kannste das behalten?«
    »Sicher, George. Kein Mucks werd ich sagen.«
    Der Lärm des heimkehrenden Trupps schwoll an, man hörte das Aufschlagen der Hufe auf dem harten Boden, das Nachschleppen der Hemmschuhe und das Klirren der Stränge. George saß noch immer auf der Schlafstelle neben Lennie, und unter seinen Gedanken zog sich seine Stirn zusammen. »Bist doch nich bös, George?« fragte Lennie schüchtern.
    »Bin nich bös auf dich. Bin bös über diesen Hundsfott Curley. Ich hatte gehofft, wir würden zusammen was auf die hohe Kante legen – vielleicht hundert Taler.« Sein Ton wurde sehr bestimmt. »Halt du dich fern von Curley, Lennie.«

    35
    »Mach ich, George. Ich sag kein’ Ton.«
    »Laß ihn nich an dich rankommen. Aber wenn dieser Schweinehund dich versohlt – dann soll er’s haben.«
    »Was soll er haben, George?«
    »Laß sein, laß sein. Ich sag dir’s, wenn’s Zeit is. Ich has-se solche Burschen. Schau Lennie, wenn du in irgendein Unglück rennst – weißte noch, was ich dir gesagt hab, was de dann tun sollst?«
    Lennie stützte sich auf seine Ellbogen. Sein Gesicht war ganz verzerrt vor Nachdenken. Dann wanderten seine Augen traurig auf Georges Gesicht zu. »Wenn ich ins Un-glück renne, dann läßte mich nich die Kaninchen versorgen.«
    »Nein, das mein ich nich. Weißte noch, wo wir letzte Nacht geschlafen ha’m? Unten am Fluß?«
    »O ja. Ich weiß wohl. O sicher, ich besinn

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