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Von Mäusen und Menschen

Von Mäusen und Menschen

Titel: Von Mäusen und Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Schäferhunde, denk ich. Solche hab ich meist hier herum gesehen, als sie läufig war.«
    »Hat also fünf Junge, huh. Willste alle fünf behalten?«
    »Weiß nich. Muß se jedenfalls eine Weile behalten, damit se Lulus Milch trinken.«
    Carlson sagte nachdenklich: »Sieh mal her, Slim. Ich hab drüber nachgedacht. Candys Hund is so gottverdammt alt, daß er kaum mehr gehn kann. Und er stinkt wie die Pest. Jedesmal, wenn er in den Schlafsaal kommt, kann ich es noch zwei, drei Tage lang riechen. Wie wär’s, wenn man Candy dazu brächte, den alten Hund zu erschießen und ihm einen jungen zum Aufziehen gäbe. Ich kann den 41
    Hund ’ne Meile weit riechen. Hat keine Zähne, is so gut wie blind, kann nich essen. Kann nix mehr kauen.«
    George hatte Slim intensiv angeschaut. Plötzlich ertönte draußen eine Triangel, erst langsam, dann schneller und schneller, bis der Klang der Schläge in dem Nachklang unterging. Es hörte so unvermutet auf, wie es begonnen hatte.
    »Jetzt geht es los«, sagte Carlson.
    Draußen hörte man ein Durcheinander von Stimmen, als die Arbeiter vorübergingen.
    Slim stand langsam und mit der ihm eigentümlichen Würde auf. »Ihr Burschen kommt besser herein, solang es noch was zu essen gibt. In ein paar Minuten wird nichts mehr übrig sein.«
    Carlson trat zurück, um Slim vorangehen zu lassen, und dann gingen beide zur Tür hinaus.
    Lennie beobachtete George erregt. George warf seine Karten durcheinander zu einem unordentlichen Haufen.
    »Ja«, sagte George, »ich hab’s gehört, Lennie. Ich werd ihn fragen.«
    »Ein weißbraunes«, sagte Lennie aufgeregt.
    »Komm, laß uns zum Essen gehn. Ich weiß nich, ob er ein weißbraunes dabei hat.«
    Lennie rührte sich nicht von seiner Schlafstelle. »Frag ihn sofort, George, damit er keins mehr tötet.«
    »Gewiß. Aber nu komm, mach dich auf die Füße.«
    Lennie rollte von seiner Schlafstelle hinunter und kam auf die Füße zu stehen, und beide gingen auf die Türe zu.
    Als sie sie gerade erreicht hatten, platzte Curley herein.
    »Habt ihr hier eine junge Frau gesehn?« fragte er ärgerlich.
    George antwortete kühl: »Vor etwa einer halben Stunde.«
    »Na, was zum Teufel hat se hier gemacht?«
    George stand still und sah den wütenden kleinen Mann 42
    scharf an. Dann sagte er herausfordernd: »Sie sagte, sie suche dich.«
    Es war, als sähe Curley George wirklich zum erstenmal.
    Seine Augen maßen George, schätzten seine Höhe, seine Armweite, sahen seine wohlgebaute Gestalt.
    »Na und, nach welcher Seite is se gegangen?« fragte er schließlich.
    »Weiß nich. Hab nich achtgegeben, als se wegging.«
    Curley blickte finster auf ihn, machte kehrt und ging hurtig zur Tür hinaus.
    George sagte: »Weißte, Lennie, ich fürchte, ich werde mit diesem Hundsfott selber was anstellen. Sein Bauch is mir zuwider. Jesus Christus! Komm. Sonst is verflucht nix mehr zu essen da.«
    Sie gingen zur Tür hinaus. Der Sonnenschein lag in schmaler Linie unter dem Fenster. Aus der Ferne hörte man das Geschirr klappern.
    Einen Augenblick später kam der alte Hund humpelnd durch die offene Tür herein. Er blickte mit weichen, halb-blinden Augen umher. Er schnupperte und dann legte er sich nieder, den Kopf zwischen den Pfoten. Wieder platzte Curley zur Tür herein und stand suchend mit dem Blick in die Stube. Der Hund hob den Kopf, aber als Curley davon-stob, sank der graue Kopf wieder auf den Boden nieder.

    III

    Obwohl das helle Abendlicht durch die Fenster des Schlafgebäudes strömte, herrschte im Innern bereits Dämmerung. Durch die offene Tür kamen bald dumpfe, 43
    bald hellere Töne eines Hufeisenspiels, hie und da ver-mischt mit Stimmen des Beifalls oder des Spottes.
    Slim und George traten miteinander in das dunkelnde Schlafgebäude ein. Slim reichte mit der Hand über den Spieltisch und drehte das elektrische Licht unter einem blechernen Lampenschirm an. Sofort war der Tisch grell erleuchtet; der kegelförmige Lichtstrahl ergoß sich nur abwärts, so daß die Winkel des Raumes im Dämmerlicht verblieben. Slim nahm einen der Sitze ein und George setzte sich ihm gegenüber.
    »Nicht der Rede wert«, wiederholte Slim. »Hätte sowie-so die meisten ertränken müssen. Gar nichts zu danken.«
    George antwortete: »Mag sein, hatte für dich nix zu bedeuten. Aber für ihn is es verdammt viel. Jesus Christus, ich weiß nich, wie wir ’n dazu kriegen werden, hier zu schlafen. Wird absolut mit ihnen draußen in der Scheune schlafen wollen! Paß auf, es wird Mühe

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