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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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andere nach und gibt denen Tips, wie sie am besten unsere Häuser ausräumen können.»
    Raupach erhob sich und bog das Mikrofon nach oben. «Markulla muß verschwinden! Ehe der uns fertigmacht, machen wir ihn fertig! Ich sag immer: Lieber fremdes Blut am eigenen Messer, als daß ich niedergestochen werde!»
    Noch stärkerer Beifall als eben dankte ihm für seine Worte. Auch Erika Raupach erhob sich.
    «Ich schlage vor, wir bilden eine kleine Unterkommission, die sich Gedanken darüber macht, wie dieser Markulla dazu gebracht werden kann, daß er ganz von selbst den Erlengrund verläßt.»
    Dieser Vorschlag wurde dann auch einstimmig angenommen, und nach Abschluß der Vollversammlung trat die Unterkommission sogleich unter ihrer Leitung zusammen.
     
     
    Markulla hatte auf dem Fernsehbildschirm Fußball gegen sich selbst gespielt, als das Telefon klingelte.
    «Apparat Marotzke – bitte?»
    Eine heiser-inquisitorische Stimme. «Markulla, du…?»
    «Wer ist denn da?» fragte Markulla.
    «Zitzner natürlich, du Träne – Zitze…»
    «Ach so…»
    Zitzner lachte. «Freust dich wohl gar nich, wie?»
    «Doch, mächtig.»
    «Rocky hat mich von dir gegrüßt.»
    «Nett von ihm.»
    Zitzner begann sein Verhör. «Bei ‘ner Speditionsfirma arbeitste jetzt?»
    «Ja.»
    «Kranold & Co.?»
    «Ja, Kranold & Co.», antwortete Markulla.
    «Die haben doch auch Fuhren nach Persien runter, Täbris – oder irr ich mich da?»
    «Nein, haben sie.»
    «Und innerhalb der EG?» Zitzner zog das Netz immer enger.
    «Auch.»
    «Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn auch?»
    «Ja, sicher», brummte Markulla.
    «Wo haste denn den Job her?»
    «Ein Sozialarbeiter in Tegel, der kannte ‘n Bewährungshelfer hier…»
    «Besser hätt’s gar nich kommen können», sagte Zitzner leichthin; «ich such nämlich jemand, der in seinem Lastzug ‘n paar Kilo braunen Afghanen aus Täbris mitbringt, und ‘n anderen, der Pelze nach Jugoslawien mitnimmt – Umarbeitung und so. Da is was drin für die Jungens – mehr als der alte Kranold ihnen ‘s ganze Jahr über zahlt.»
    Markulla atmete tief durch. «Hat dir Rocky nicht erzählt, daß bei mir der Ofen aus ist?»
    «Nee, hat er nicht.»
    Markulla zog die Spiralen in der Telefonschnur auseinander. «Ich bleib sauber jetzt.»
    «Meinetwegen, aber das kannste auch bei uns. Du gehörst nun mal zu uns – solange bis de die Augen auf Null drehst. Das is so wie bei meinem Vater: Da kann ich auch nich plötzlich kommen und sagen, du, Vater, von heute ab kann ich nich mehr dein Sohn sein.»
    «Das is doch ganz was anderes!» rief Markulla.
    «Ist es eben nich.»
    «Ich hab nun mal ‘n neues Leben angefangen…»
    Zitzner lachte. «Kannste gar nich.»
    «Such dir doch deine Leute selber», sagte Markulla.
    «Guck du mal aus’m Fenster, wenn de keinen Kopf hast!»
    Markulla drückte mit dem Daumennagel Muster in Monas Tapete.
    «Bitte! Gegen die Italiener, die Franzosen, die Amis, gegen die Internationalen, gegen die Eurogangs, da hast du doch nie ‘ne Chance. Gib lieber rechtzeitig auf, eh’s zu spät ist.»
    «Ich hab schon ‘ne Chance, denn ich bin hier in Deutschland zu Hause; ich kenn hier alles, und die haben ihre Zentrale in Marseille oder Palermo. Alles Heimspiele für mich.»
    «Die fackeln nich lange», sagte Markulla.
    «Ich auch nicht. Ich setzte alles auf Noir – und Noir kommt.»
    «Spielste immer noch soviel?» fragte Markulla.
    Zitzner schien interessiert. «Haste was für mich – irgendein paar Knaben, die vor lauter Kies nich wissen, wohin damit?»
    «Ich hab überhaupt nichts mehr für dich – wann begreifste das denn endlich mal!» schrie Markulla.
    Zitzner zeigte keine Reaktion. «Du bist doch ‘n gebildeter Mensch – mittlere Reife und graduierter Betriebswirt und ‘n paar Semester auf der Uni…»
    «Was soll denn das! Ich brauch keine Drogen mehr, ich bin geheilt. Ich weiß, was mich kaputtgemacht hat – und mit Schnee kriegste mich nich mehr.»
    Zitzner behielt seinen jovialen Ton bei: «Geschenkt, geschenkt. Ich wollt dich ja bloß an den alten Goethe erinnern.»
    «Goethe – wieso?»
    «Na, kennste doch: Und bist du nich willig, dann brauch ich Gewalt.»
    «Da paß man selber auf!»
    «Das tut Rocky schon für mich. Aber du paß mal auf, daß die nich noch rausbekommen, was damals in Osterbüren war, Raiffeisenkasse. Wenn ich denen das stecke, kannste in Tegel ‘n Zusatzjahr buchen.»
    «Na und?»
    Zitzner trickste Markulla ein ums andere Mal aus. «Und diesmal

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