Von Namibia bis Südafrika
viel Geld. Denn betriebswirtschaftlich gesehen stehen Arzneimittelhersteller auf der sicheren Seite, da Menschen regelmäßig krank werden. Deshalb lassen sich die Hersteller synthetischer Arzneimittel nicht einfach die Butter vom Brot nehmen. Kein Wunder, ist noch keiner deutschen Regierung eine echte Gesundheitsreform gelungen. „Bevor ein pflanzliches Medikament auf dem deutschen Markt eingeführt werden kann, muss es dieselben Hürden nehmen wie synthetisch hergestellte Medikamente“, erläuterte Werner. „Wenn wir eine Heilpflanze aus der Wüstenapotheke in unsere Medizin integrieren wollen, genügen die auf Erfahrungen basierenden Berichte der traditionellen Heiler nicht. Das pflanzliche Medikament muss mit allen wissenschaftlichen Methoden überprüft werden.“
So seltsam das klingen mag, aber dazu gehört zunächst einmal der Nachweis seiner Wirksamkeit – ungeachtet dessen, dass die Heilpflanze seit Hunderten von Jahren erfolgreich verwendet wurde. Dann wollen die Wissenschaftler ihre Leitsubstanzen herausfinden. Sie nennen das den Daumenabdruck der Pflanze. Dieser soll helfen, später eine gleich bleibende Qualität zu erzielen. Außerdem müssen Verträglichkeitsstudien durchgeführt werden, wie zum Beispiel der Vergleich der Heilpflanze mit einem Placebo, also einem Scheinmedikament. Ein Arzneimittel darf schließlich keine schweren Nebenwirkungen verursachen. Daran ist nichts auszusetzen, was alle Mütter von Contergan-Kindern bestätigen werden.
Contergan kam als Beruhigungsmittel Ende 1950 auf den Markt. Er enthielt den Wirkstoff Thalidomid, der gegen Schwangerschaftsübelkeit empfohlen wurde. Vertrieben wurde das Medikament von der Pharmafirma Grünenthal, die recht schnell nach der Markteinführung über 1 600 Warnungen wegen Fehlbildungen an Neugeborenen auf dem Tisch hatte. Trotzdem verkaufte Grünenthal Contergan weiter. Am Ende der Katastrophe zählte man 10 000 schwer missgebildete Kinder und eine unbekannte Anzahl an Totgeburten. Grünenthal lehnte jede Verantwortung ab und als es zum Prozess kam, gingen die Verantwortlichen straffrei aus. Auch im Fall von Contergan gab es wissenschaftliche Studien. Diese kämpften mit demselben Problem, mit denen Studien heute kämpfen: Erkenntnisse aus Tierversuchen sind in vielen Fällen nicht auf Menschen übertragbar. So verursachte Thalidomid im Tierversuch keine Missbildungen. Trotzdem setzt man weiterhin auf diese grausamen und unsicheren Evaluierungsmethoden.
„Bei Studien ist nur eines klar“, sagte Werner. „Dass sie sehr teuer sind und sehr lange dauern. Sagte ich sehr teuer und sehr lange? Extrem teuer und unendlich lange trifft es besser.“
Was wiederum dazu führt, dass viele Heilpflanzen in Deutschland niemals auf den Markt kommen – zumindest nicht auf legalem Weg.
„Alice liegt im ehemaligen Homeland Transkei“, sagte Uli Feiter. „Reisejournalisten schreiben, es sei besser, die Gegend zu meiden. Dort leben die ärmsten Menschen Südafrikas. Grund genug für mich, in dieser Region Kapland-Perlagonien anzubauen.“
Wir saßen im Flugzeug nach Port Elizabeth, einer Stadt nicht weit entfernt vom Addo Elefant Park. Von dort wollten wir in die Provinz Ostkap, wie die beiden ehemaligen Homelands Transkei und Ciskei heute heißen. In dieser Provinz lebt der Volksstamm der Xhosa. Er siedelte lange vor der weißen Kolonialisierung Südafrikas im Gebiet zwischen Bushmans- River und Great-Kei-River. Nach langen Kriegen mit den Buren wurden die Xhosa aus ihrem Lebensgebiet verdrängt und während der Apartheid in der Transkei interniert.
Wahrscheinlich ist Nelson Rolihlahla Mandela der berühmteste Xhosa aller Zeiten. Für lange Jahre war er zumindest der berühmteste Gefangene, auch wenn ich bezweifle, dass ihm viel an dieser Auszeichnung liegt. Mandela wurde am 18. Juli 1918 in der Transkei geboren, im Dorf Mvezo am Mbashe- Fluss. Rolihlahla kann man mit „Am Ast eines Baumes ziehen“ übersetzen, aber umgangssprachlich auch mit „Unruhestifter“ – was er gar nicht war, zumindest nicht in seiner Kindheit, die er als Angehöriger des Königshauses Thembu in relativem Wohlstand verbrachte. Man sollte dies aber nicht mit dem Lebensstandard des europäischen Adels verwechseln. Auch als Königsspross musste Mandela Schafe und Kälber hüten, was meines Wissens Prinz Charles nie getan hat. Zum Unruhestifter wurde er erst später, während seines Anwaltsstudiums als Mitglied des Studentenrats und ab 1942 als Mitglied des African
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