Von Natur aus kreativ
Technologie, zu dem übrigens viele Deutsche beigetragen haben.
Pöppel: Sich eine neue Identität zu schaffen, in der die Moderne und die Tradition vereint sind, erfordert auch Kreativität. Was sind deine Erfolgsrezepte?
Al Karam: Am Anfang waren wir nur eine sehr kleine Gruppe, alles Araber, Männer und Frauen, mit sehr verschiedenem Bildungshintergrund. Inzwischen sind viele Vertreter anderer Länder hinzugekommen, doch obwohl wir einige Hundert Mitarbeiter sind, ist der Kern weiterhin arabisch. Trotzdem gibt es eine reibungslose Kommunikation zwischen allen, die hier arbeiten. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass wir alle in einem offenen Büro sitzen und jeder zu jedem jederzeit Zugang hat. Ich als Direktor bin in diese Gemeinschaft eingeschlossen und kann jederzeit angesprochen werden. Was mir besonders wichtig erscheint: Wir sind nicht überorganisiert. Viele Entscheidungen werden im persönlichen Gespräch, oft beiläufig, getroffen, also eher informell. Das setzt aber natürlich voraus, dass alle darüber informiert sind. Wir können viele kreative Ressourcen freisetzen, weil wir eine offene Kommunikationsstruktur und eine hohe Diversität von Kompetenzen haben.
P öppel: Gibt es auch Widerstände beim Aufbau des neuen Bildungssystems?
Al Karam: Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, sich von anderen abzuschotten. Menschen aus verschiedenen Regionen der Welt bleiben zunächst einmal gerne unter sich. Vielleicht gibt es eine Angst, seine eigene Identität zu verlieren, wenn man sich zu sehr den anderen gegenüber öffnet. Wir halten dies für falsch, und deshalb versuchen wir, solche „Silo-Mentalitäten“ zu durchbrechen. Wer hier in Dubai in die Schule geht, muss Arabisch lernen, auch wenn die Familie aus Indien oder Pakistan kommt. Und alle müssen auch über die arabische und islamische Kultur Bescheid wissen. Damit sind jene, die hier zur Schule gegangen sind, natürliche Botschafter für unser Land, wenn sie in ihre Heimatländer zurückkehren. Damit sie gute Botschafter sein können, müssen wir sicherstellen, dass die Qualität unserer Bildungsinstitutionen ausgezeichnet ist. Ob wir langfristig erfolgreich sein werden, das muss sich erst noch zeigen. Die Gefahr, die für uns und auch für mich persönlich besteht, ist, sich vom Erfolg unserer Arbeit blenden zu lassen. Die größte Gefahr des Erfolgs ist der Erfolg selbst. Man beginnt, sich auf dem Erreichten auszuruhen, und man vergisst dann, die Augen offenzuhalten für die schnellen Veränderungen in dieser Welt, die uns jeden Tag von Neuem überraschen.
Die Zeit der Gegenwart
Gesammelte Anregungen zur Kreativität
Kreativität lässt sich nicht erzwingen. Aber in diesem Kapitel finden Sie alle Tipps und Anregungen, die wir im Laufe des Buches bekommen haben.
Das rettende Aha-Erlebnis, der Einfall, stellt sich manchmal ganz unvermutet ein, wenn man gar nicht an das Problem denkt. Oder wahrscheinlich gerade deshalb. Denn im Unbewussten denkt unser Gehirn weiter und beglückt den Menschen dann einfach nur mit dem Endergebnis. So geschah es Archimedes, auf den der Begriff des Heureka-Erlebnisses zurückgeht, vor über 2000 Jahren. Von König Hieron II. von Syrakus hatte der griechische Gelehrte die Aufgabe erhalten, dessen Krone zu untersuchen. War sie aus reinem Gold? Der König kannte seine Leute und vermutete, dass das Gold durch billigeres Material gestreckt worden war. Aber wie sollte er das beweisen?
Es ist nicht überliefert, wie lange Archimedes mit dem Problem beschäftigt war. Doch wir können annehmen, dass er nicht pausenlos vor der Krone saß und nachdachte. Denn die Lösung kam ihm, als er in eine Wanne stieg und dabei Wasser überlief. Die Menge des überlaufenden Wassers steht in direktem Verhältnis zu dem Volumen, das ins Wasser eingetaucht wird. Das ist das archimedische Prinzip, das bis heute alle Schüler lernen müssen. Archimedes aber war so glücklich über seine Entdeckung, dass er nackt durch die Straßen lief und „Heureka!“ rief. Nun musste er einfach die Krone und einen Goldbarren mit demselben Gewicht ins Wasser tauchen. Wenn die Menge des verdrängten Wassers gleich groß ist, ist auch das Material das gleiche, schlussfolgerte er. Doch das war nicht Fall. Die Krone verdrängte mehr Wasser als der gleich schwere Goldbarren, also bestand sie nicht aus reinem Gold, sondernenthielt Material mit geringerer Dichte. Der König hatte mit seinem Verdacht Recht gehabt.
Ein Heureka-Erlebnis befreit von
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