Von Natur aus kreativ
Unklarheit und Ungewissheit. Es wird als Belohnung empfunden, was wiederum ein Ansporn dafür ist, neugierig zu sein und etwas wissen zu wollen.
Es ist förderlich für die Kreativität, den Rahmen zu verlassen, in dem man sich gerade befindet, und etwas anderes zu tun. Duschen oder baden zum Beispiel, wobei einem deshalb Ideen kommen können, weil wir nicht von anderen Denkinhalten abgelenkt werden, aber trotzdem aktiv etwas tun. Das Prinzip funktioniert auch mit Gartenarbeit oder Kochen. Während wir etwas anderes tun, geht die implizite Informationsverarbeitung weiter. Was in uns denkt, findet dann seinen Weg.
Diese Anregung geht auch auf den genialen Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg zurück, der empfohlen hat, eine geistige Lösung nicht zu erzwingen. Wenn man sich dem Ziel nah glaubt, dann sollte man eine Pause einlegen. Es denkt dann kreativ in einem weiter. Wenn das Schreiben oder ein anderer kreativer Akt überhaupt nicht funktioniert, sollte man abbrechen. Es kostet ansonsten überproportional viel Kraft, etwas zustande zu bringen. Kraftsparender ist es, sich in einem solchen Moment einer anderen Tätigkeit zuzuwenden, zum Beispiel Aufgaben des täglichen Lebens zum Abschluss zu bringen, Korrespondenz zu erledigen, den Abwasch zu machen oder Altglas wegzubringen.
Es ist auch sinnvoll, sich während eines Kreativitätsstaus von seiner Aufgabe vollends zu entfernen und sich etwas zu gönnen. Manche Menschen denken, dass man sich nur belohnen dürfe, wenn man etwas geleistet hat. Mitten im Arbeitsprozess ein Museum zu besuchen oder einen Ausflug ins Grüne zu machen, kommt ihnen nicht richtig vor. Wenn Sie zu diesen Menschen gehören, dann machen Sie sich bewusst, dass Sie sich in manchen Situationen zu einem schönen Erlebnis zwingen müssen, Ihrer Arbeit zuliebe. Denn das hat den Vorteil, dass Sie nicht übermäßig viel Kraft für ein Vorhaben vergeuden, das sowieso nicht gelingt. Zudem erholen Sie sich und sind am nächsten Tag um ein Vielfaches fitter, als wenn Sie weitergearbeitet hätten. Hier kommt das Paretoprinzip zur Anwendung: Ausgeruht erledigen Sie mit 20 Prozent Ihrer Kraft 80 Prozent der Arbeit, während Sie – müde und ausgelaugt – mit 80 Prozent Ihrer Kraft nur 20 Prozent der Arbeit bewältigen. Die uneffizient hineingesteckte Kraft fehlt Ihnen für weitere Einfälle. Zählen Sie also demnächst einen Museumsbesuch, einen Ausflug ins Grüne, einem Konzert zu lauschen zur Arbeitsplanung dazu.
Unser nächster Tipp hängt damit zusammen und ist praktischer Art: Tragen Sie immer einen Notizblock und einen Stift mit sich herum, um Gedanken dann festzuhalten, wenn sie Ihnen kommen, denn anschließend sind sie weg. Oder rufen Sie sich selbst an und sprechen Sie Ihren Gedanken auf Ihren Anrufbeantworter. Es macht übrigens einen Unterschied, ob Sie einen Gedanken in Ihre Tastatur hämmern, auf einem Blatt skizzieren oder mithilfe einer Wandtafel anderen Menschen erklären. Die Kreativität kann gefördert werden, indem Sie Ihre Ausdrucksmöglichkeit verändern.
Hängen Sie in Ihrem Arbeitszimmer persönliche Bilder auf, die eine Bedeutung für Sie haben. Stellen Sie, wenn Sie auf der Suche nach neuen Ideen sind, eine Verbindung zwischen Ihrer Vergangenheit, an die Sie das Bild erinnert, und der heutigen Situation her. Damit verknüpfen Sie unterschiedliche Denkinhalte, die normalerweise nicht zusammenkommen. Aus großer Diversität heraus hat die Natur viel Spielraum, Neues zu schaffen.
Nicht nur der Blick auf Bilder, die Fenster zur Vergangenheit, kann kreativitätsfördernd sein, sondern auch der Blick aus dem Fenster des Zimmers, in dem Sie arbeiten: Draußen entwickelt sich das Leben weiter und gibt Ihnen Denkanstöße. Dabei wirkt der Blick auf eine belebte Straße anregender als der Blick ins Grüne.
Kreativität ist ein aktiver Prozess. Aktivität heißt auch, mit anderen zu sprechen. Der Schriftsteller Heinrich von Kleist hat dies in seinem Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ (1805/06) beschrieben. Er rät, Probleme, die nicht durch eigenständiges Nachdenken zu lösen sind, mit anderen zu besprechen. Der Gesprächspartner muss gar nicht selbst in der Materie stecken. Es kann sogar von Vorteil sein, wenn er nichts von dem Problem versteht, das Sie gerade lösen wollen. Denn dann sind Sie gezwungen, den Sachverhalt strukturiert und verständlich vorzutragen. Das ist der erste Schritt, um selbst zu verstehen. Die bereits
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