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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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Voss 1896.
    Dies ist eines der bedeutendsten Werke der Wissenschaftsgeschichte, das nach über einhundert Jahren immer noch grundlegend für die Erforschung des Sehens ist. Helmholtz fasst die wissenschaftliche Literatur mit 7833 aufgeführten Veröffentlichungen von 1600 bis 1894 zusammen, die er vermutlich alle gelesen hat. In seinem Handbuch formuliert er auch ein Problem,das uns Neurowissenschaftler bewegt und noch immer ungelöst ist: Warum erscheint uns die Welt stabil, wenn wir doch unsere Augen dauernd bewegen und das Abbild dieser Welt sich laufend ändert? Eigentlich müsste doch zusammen mit den Augenbewegungen auch das äußere Bild der Welt hin und her springen.
    Harry Helson: Adaptation-Level Theory. An Experimental and Systematic Approach to Behavior, New York: Harper & Row 1964.
    Hier wird eine außerordentlich interessante Theorie formuliert, die vermutlich sogar richtig ist, aber in der Psychologie irgendwie in der Versenkung verschwunden ist – auch die Wissenschaft unterliegt Moden. Helsons Theorie besagt Folgendes: Wann immer wir sensorische Reize verarbeiten, die sich innerhalb einer Wahrnehmungskategorie in ihrer Intensität unterscheiden, dann werden diese in unserem Gehirn derart integriert, dass ihr geometrischer Mittelwert (oder der arithmetische Mittelwirt ihrer Logarithmen) bestimmt wird. Diese Operation bringt den Vorteil mit sich, dass die Sensitivität für Unterschiede im Bereich des Mittelwerts, wo üblicherweise die meisten Beobachtungen liegen, verbessert wird. Was heißt das konkret? Wer zum Beispiel verschiedene Weine zu beurteilen hat, entwickelt hierfür eine feine Nase und ist schließlich in der Lage, auch kleinste Unterschiede zu bemerken. Besonders gut gelingt ihm dies im Bereich der aktuell mittleren Qualität, denn das Gehirn ist so optimiert, jeweils eine operative Mitte zu bestimmen, an der sich die Beurteilung orientiert. Doch gilt dieses Gesetz natürlich nicht nur für die Beurteilung von Wein, sondern für alle Wahrnehmungskategorien.
    Beth A. Hennessey & Teresa M. Amabile: „Creativity“, in: Annual Review of Psychology 61 (2010), S.   569 – 598.
    Aus Hennesseys und Amabiles Übersichtsartikel wird deutlich, dass die empirische psychologische Forschung zum abstrakten Konzept der Kreativität noch in den Kinderschuhen steckt. Trotzdem wurden schon einige wichtige Dinge herausgefunden: So ist offenbar die rechte Hirnhälfte an kreativen Prozessen besonders beteiligt, etwa wenn man eine plötzliche Einsicht hatte, wenn sich also ein Aha-Erlebnis einstellt. Dies ist insofern interessant, als die rechte Gehirnhälfte besonders mit der räumlichen Vorstellung und dem emotionalen Bewerten assoziiert ist. Auf die Bildlichkeit, die Imaginationund auf die emotionale Einbettung im kreativen Akt wird immer wieder hingewiesen. Darüber hinaus betonen die Autorinnen, dass der kulturelle Rahmen kreatives Verhalten ganz entscheidend prägt. In meinen Umfragen an der Peking University wurde mir sehr deutlich, dass das Konzept der Kreativität in diesem Kulturkreis eher negativ besetzt ist. Wenn das Ziel einer Kultur Harmonie ist, dann können kreative Vorschläge in der Tat ein Störfaktor sein.
    Toshihiko Izutsu: Philosophie des Zen-Buddhismus, Hamburg: Rowohlt 1979.
    Wer sich mit Hirnforschung befasst, muss immer auch Denkweisen anderer Kulturkreise kennenlernen, weil diese einen Rahmen definieren, der auf der Grundlage biologischer Randbedingungen die kulturelle Formbarkeit des Gehirns erkennen lässt. Izutsus Buch erlaubt genau das, und hat man sich eine Weile mit den asiatischen Kulturen beschäftigt, wird schnell deutlich: Wie Kreativität beurteilt wird, das ist in verschiedenen Kulturen durchaus unterschiedlich. Zu viel Kreativität kann auch störend sein und das soziale Miteinander belasten, wie es in asiatischen Kulturen häufig gesehen wird.
    Oliver Jahraus: Kafka. Leben, Schreiben, Machtapparate, Stuttgart: Reclam 2006.
    Oft ist bereits der erste Satz ist die herausragende Leistung eines Schriftstellers. Wer ist nicht fasziniert von der Erzählung „Die Verwandlung“, in der sich Gregor Samsa eines Morgens „in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“ sah! Jahraus verweist bei dieser Erzählung wie bei dem Roman „Der Prozeß“ auf die Bedeutung des ersten Satzes, in dem bereits die ganze Handlung implizit enthalten sei. „Der Prozeß“ beginnt mit den Worten: „Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas getan hätte,

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