Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
allergrößte Luxus, den wir vier haben. Und das ist auch das sicherlich größte Erfolgsgeheimnis einer funktionierenden Familie, wie wires sind. Wenn man so viel wie möglich zusammen unternimmt, wenn man den anderen immer teilhaben lässt an den Erlebnissen, die einen beschäftigen, dann bekommt man einen ganz besonderen Bezug zueinander. Davon bin ich überzeugt.
Klar weiß ich auch, dass das nicht ganz so gut klappen kann, wenn Papa täglich zehn Stunden im Büro schuften muss oder Mama als Krankenschwester im Schichtdienst tätig ist. Darum bin ich trotz der ganzen widrigen Umstände eigentlich sehr froh, dass wir verhältnismäßig spät Eltern wurden. So haben wir alles, was wichtig war, gemeinsam erleben dürfen.
Früher, als Robert bis zur Oberkante Unterlippein seiner Arbeit drinsteckte, hätte das alles nicht so einfach funktioniert. Aber wir hätten versucht, uns anderweitig Freiräume für die Familie zu schaffen. Denn für Kinder ist es nun mal irrsinnig wichtig, dass man sich mit ihnen beschäftigt, und zwar von klein auf. Ich finde es furchtbar, wenn manche Männer nur am Telefon mitbekommen, dass daheim das Söhnchen seine ersten Schritte gemacht beziehungsweise das Töchterlein ihr erstes Wort gesagt hat. Oder, wenn – wie bei anderen wohlhabenden Leuten bisweilen zu beobachten – eine Nanny die komplette Erziehung übernimmt und sich Mutter und Vater vollkommen raushalten, weil es ihnen zu viel Aufwand ist.
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Meine dringende Empfehlung an alle Eltern ist, ihren Kindern eine solide Bodenständigkeit beizubringen und sie nicht zu verziehen, gerade wenn wirtschaftlich alles in Butter ist. Sprecht mit ihnen über ihre Sorgen und Ängste und macht ihnen klar, dass Ihr immer für sie da seid. Und führt Euch ganz unabhängig vom Kontostand immer vor Augen: Wenn die Kinder mal von zu Hause ausgezogen sind, dann ist es zu spät für ein ausreichendes Miteinander. Verlorene Zeit kann keiner nachholen. Nicht mal Bill Gates mit seinen ganzen Milliarden ...
5. »Wenn Du nix hast, musst Du zusehen, dass Du was kriegst« – Robert
Carmen hat ja vorhin schon von meinem legendären »Weihnachtsbasar« in der Kölner Innenstadt erzählt. Der war von meinem eigenen Sportswear-Unternehmen noch meilenweit entfernt. Doch schon allein bis dahin war ein weiter Weg zu gehen. Und der begann im Grunde genommen an dem Punkt, an dem mir mehr oder weniger nahegelegt wurde, dass ich nicht mehr zur Handelsschule erscheinen brauchte. Das ist kein besonders rühmliches Kapitel. Das soll uns zumindest jetzt auch nicht weiter kümmern. Später komme ich noch mal darauf zurück! Aber vielleicht war’s genau der richtige Schuss vor den Bug zur richtigen Zeit. Auch, wenn das damals sicherlich alle Beteiligten anders sahen – einschließlich meiner Wenigkeit.
Trotzdem flippte zu meinem Erstaunen mein Vater überhaupt nicht aus, als er eines schlechten Morgens per Telefon vom Direktor persönlich vom Ende meiner Schul-Karriere erfahren hat. Stattdessen hatte er bereits einen konkreten Plan für meine Zukunft in der Schublade. Für ihn war klar, dass ich irgendwann in zehn oder meinetwegen zwanzig Jahren sein legitimer Nachfolger werden würde. Drum konnte es auch nix schaden, wenn ich die ganze Chose gleich bei ihm von der Pieke auf lernte.
Das hieß im Klartext, dass ich praktisch von jetzt auf gleich eine Lehre als Groß- und Einzelhandelskaufmann in unserem familieneigenen Kirmes- und Karnevalsartikel-Imperium anfangen musste. Auch wenn die Produktpalette für Außenstehende eher kurios anmutet: Wir stammen aus dem Rheinland! Hier ist Stimmung auch ein knallhartes Business. Und der Karneval alljährlich ein todsicherer Umsatzgarant.
Schon die Großeltern meines Vaters hatten eine eigene kleine Firma, in der sie unter anderem künstliche Blumen herstellten. In den Glanzzeiten vor dem Zweiten Weltkrieg haben dreißig bis vierzig Frauen jeden Winter über diese Papierdinger zusammengeklebt. Und sie entdeckten das Geschäft mit dem Rummel: Der Überlieferung nach hat mein Urgroßvater sogar gewissermaßen die Schießbude erfunden! Denn er war es, der die Idee hatte, dass Kirmesbesucher nicht mehr in Festzelten auf Zielscheiben schießen sollten, wie es damals üblich war. Sondern lieber in eigens dafür angefertigten Wagen auf Einweg-Tonröhrchen. Für jeden Treffer sollte es einen kleinen Preis geben – zum Beispiel eine Rose aus Seidenpapier. Und praktischerweise hatte er beides im Angebot: die Röhrchen und die
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