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Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)

Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)

Titel: Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Geiss , Robert Geiss , Andreas Hock
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Aufgaben so gut es ging zu helfen. Im Gegenzug hatte er bei mir einen gut. Wir überlegten unsein paar Tage vorher ein wasserdichtes System, das folgendermaßen aussah: Zunächst mussten wir es irgendwie hinbekommen, bei der Prüfung nebeneinander zu sitzen – und das natürlich nicht unbedingt in der ersten Reihe. Dann galt es, die dreißig Fragen eine nach der anderen abzuarbeiten und für die entsprechenden Antworten bestimmte Klopfzeichen zu vereinbaren.
    Das sollte sich doch verhältnismäßig unauffällig bewerkstelligen lassen. So kam es dann auch: Wir saßen gemeinsam ganz hinten im Raum. Drei Antwortmöglichkeiten waren vorgegeben, und wenn mein Kumpel einmal mit seinem Kugelschreiber leicht auf den Tisch klopfte, kreuzte ich Antwort eins an. Zwei Mal Klopfen hieß Antwort zwei, drei Mal entsprechend Antwort drei. Immer lag er zwar auch nicht richtig. Aber am Ende landete ich bei einer schönen Zwei. Das ergab zusammen mit meinen anderen Ergebnissen die Endnote Drei! »Befriedigend« – das war es nicht nur für mich, sondern auch für meinen Vater. Ich war nun tatsächlich gelernter Groß- und Einzelhandelskaufmann. Das klang doch schon mal ganz gut.
    »Setz Dir immer Ziele im Leben und versuche, diese Step by Step zu erreichen!«
    Mein Vater bezahlte mich recht ordentlich. Und die Zusatzeinnahmen à la Zauberwürfel warfen auch ganz gut etwas ab. Doch leider durchkreuzte Vater Staat alle Pläne: An einem Tag im März fiel mir ein blauer Umschlag in die Hände, der dank des Wappens der Stadt Köln sehr offiziell aussah – und dessen Inhalt nix Gutes vermuten ließ. Klar, die Berufsschule war vorbei, das wussten die im Bonner Verteidigungsministerium sicherlich auch. Immerhin war gerade Kalter Krieg, und wenn Andropow seine Truppen plötzlich in Richtung Westen schicken sollte, brauchten die natürlich jeden Mann. Dass ich als aufstrebender Geschäftsmann gerade absolut unabkömmlich war, konnte weder der Herr Minister, noch unser Kreiswehrersatzamt wissen.
    Wenige Wochen zuvor war ich gemustert worden. Im Vorfeld hatte ich mir zwar von ein paar schlauen Kumpels wertvolle Tipps geholt, wie man im Idealfall vom Stabsarzt das Prädikat »Untauglich« bekommen könnte: am selben Morgen eine Schachtel Kippen nacheinander wegrauchen, bei Liegestützen unauffällig die Luft anhalten oder bei Antworten auf intime Fragen irgendwelche Zuckungen vortäuschen. Aber was in der Theorie prima funktioniert hat, das funktionierte bei Robert Geiss in der Praxis leider überhaupt nicht. Ich wurde ohne große Diskussionen für tauglich befunden.
    Allerdings hatte ich diese Tatsache verdrängt. Jetzt ging das nicht mehr! Ich öffnete also den besagten blauen Brief. »Sehr geehrter Herr Geiss«, hieß es dort, »Sie werden gemäß Paragraph Fünf, Absatz Eins Wehrpflichtgesetz in das Luftwaffenausbildungsregiment Vier in Ulmen zugeteilt.«
    Ulmen! Das lag ja mitten in der Sackeifel! Schlimmer konnte das gar nicht kommen. Dass die Eifel-Maar-Kaserne, die für die nächsten Monate mein Zuhause werden sollte, nur rund hundert Kilometer von Köln entfernt lag, tröstete mich nicht. Was nützte es mir, wenn ich die Strecke am Wochenende zwar auf einer Arschbacke runterrutschen konnte, ich von Montag bis Freitag aber dort in der tiefsten Provinz bleiben musste? Ich las das Schreiben sicherheitshalber noch einmal durch. Aber am Inhalt änderte sich nichts: Fünfzehn Monate verschenkte Lebenszeit lagen vor mir. Ich fasste es nicht. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen.
    Ein Bekannter, der seine Zeit beim Bund schon ein paar Jahre hinter sich hatte, bemerkte ein paar Tage später meine Frustration. Er versuchte mir Mut zu machen, indem er mir erzählte, dass es auch im Nachhinein ein paar Möglichkeiten geben würde, aus der Nummer beim Militär wieder rauszukommen. Eine davon war, einen auf Lala zu machen. Also einen kleinen Schaden im Oberstübchen vorzutäuschen. Das aber konnte ich mir nicht vorstellen. Dazu war ich dann doch zu normal.
    Die augenscheinlich rettende Idee lag vielmehr in einem Passus, den das vom Gesetzgeber ausgefeilte Wehrpflichtgesetz in einem kleinen Unterabsatz enthielt: Bei einer sogenannten »Unzumutbarkeit des Soldaten für die Truppe« würde von einer Ableistung des Wehrdienstes abgesehen werden, erzählte mir mein Freund. Die Regelung hatte ihren Ursprung noch in der Nazi-Zeit, weil die braune Bande so verhindern wollte, dass einzelne subversive Elementedie ganze schöne Wehrkraft zersetzten.

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