Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)
abgerungen hatte. Ein Kuss, den er noch immer auf seinen Lippen spüren konnte.
Landon nahm einen weiteren tiefen Zug aus der Flasche. Es war bereits die dritte an diesem Abend, und noch dazu auf leeren Magen. Auf dem Heimweg vom Blue Creek hatte er im Supermarkt noch ein paar Dinge besorgt. Die Sandwiches hatte er diesmal nicht beachtet, sondern einen kühlen Sechser-Pack Bier, Zigaretten und eine Prepaid-Karte für sein Mobiltelefon gekauft. Dann war er ohne Umweg nach Hause gegangen.
Nein, nicht nach Hause. Das ist nicht dein Zuhause, egal, wie wohl du dich hier auch fühlst.
Immerhin hatte er auf dem Rückweg seinen Bruder angerufen. Es war schon eine Weile her, dass er mit Chase gesprochen hatte, und der hatte sich gefreut, ihn zu hören – obwohl Landon ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Es tat gut, Chase’ Stimme zu hören. Sie klang genau so rau und tief wie die ihres Vaters: nach unzähligen, harten Arbeitsstunden an der frischen Luft. Sie hatten den Pferdehandel besprochen und überlegt, wann die Tiere nach Texas gebracht werden sollten. Chase hatte versucht, mehr über den Ort herauszufinden, an dem Landon sich gerade befand. Mit so wenigen Worten wie möglich hatte Landon ihm Maggie und Crescent Moon beschrieben, ohne etwas über seine Gefühle zu verraten.
„Diese Maggie ist etwas Besonderes, nicht?“, hatte Chase schließlich gefragt. Dann hatte er ihn sehr taktvoll ermutigt, ein neues Leben zu beginnen und die Schrecken der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Daraufhin hatte Landon das Gespräch sehr schnell beendet, doch er hatte versprochen, sich bald wieder zu melden.
Jetzt lag das Telefon auf der Veranda und erinnerte Landon daran, dass es trotz allem noch eine Verbindung zu seiner Vergangenheit gab. Er griff nach den Zigaretten und suchte in seiner Tasche nach Zündhölzern. Allerdings ertasteten seine Finger neben dem Streichholzbriefchen auch die vertraute, glatte Oberfläche des Medaillons. Trotz der warnenden Stimme in seinem Kopf, es nicht herauszunehmen, zog er es hervor und betrachtete es gedankenverloren.
Seit Wochen hatte er sich das kleine Porträt seiner Tochter nicht mehr angesehen. Im Grunde war das auch nicht nötig, denn er kannte es genau. Saras rosige Wangen, ihr dunkles Haar und die großen, vertrauensvollen Augen, die seinen so ähnlich waren. Sein kleines Mädchen. Nur ein paar Wochen nach ihrem zweiten Geburtstag hatte das Feuer sie ihm genommen.
Er riss ein Streichholz an und öffnete das Medaillon. Das flackernde kleine Licht der Flamme tanzte über ihr Gesicht. Grauenvolle Visionen aus jener Nacht krochen aus der Dunkelheit und fielen über ihn her. Er versuchte, die Augen vor ihnen zu verschließen, in denen bereits die Tränen brannten.
„Pass auf, dass du dich nicht verbrennst.“
Landon riss die Augen auf.
Vor ihm stand Maggie. Sie hatte den straffen Knoten im Stoff gelöst, der ihr Shirt zusammengehalten hatte, und die Stiefel ausgezogen. Landons Blick glitt über den kurzen Jeansrock und ihre langen, schlanken Beine hinab. Die nackte Haut sah im Mondlicht fast unwirklich zart und glatt aus. Sie deutete auf die Stiefel, die sie neben sich auf den Boden gestellt hatte.
„Die Dinger haben mich fast umgebracht.“ Dann sah sie ihn an. „Ich wusste gar nicht, dass du rauchst.“
„Tue ich auch nicht“, murmelte er, die Zigarette im Mundwinkel. Als er Maggies erhobene Braue sah, nahm er rasch den Filter aus dem Mund. „Ich habe mal geraucht, eine Zeit lang … dann hab ich aufgehört.“
„Ja, das sehe ich“, sagte Maggie. „Wann?“
Er klappte das Medaillon zu und verbarg es in seiner Faust. Dann ließ er Streichholz und Zigarette in eine der leeren Flaschen fallen und stellte sie beiseite. „Vor ungefähr neun Monaten. Ich hab mir den Mist angewöhnt, als ich im …“
Schlagartig hielt er inne und presste die Lippen zusammen. Gut gemacht, du Genie. Erzähl ihr doch gleich ein paar Geschichten vom Knast .
Landon ließ das Medaillon in seiner Jeans verschwinden und trank die Flasche aus. „Alte Gewohnheiten lassen sich nun mal schwer ablegen, schätze ich.“ Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie sie langsam nickte. „Was machst du eigentlich hier?“
„Ich wohne hier.“
„Ich meine, was machst du hier ?“
Sie biss sich auf die Lippe. „Hast du was dagegen, wenn ich mich setze?“
Der Alkohol weckte seine Neugier, obwohl tief in seinem Inneren eine Alarmglocke schrillte. „Hey, es ist deine Ranch.“
Sie setzte sich neben ihn.
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