Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)
scheren, sondern bloß einen Mann.“ Bloß ein Mann . Ein Mann, der ihrer kleinen Tochter allein in der letzten Woche mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte, als ihr eigener Vater in den vergangen zwei Jahren.
Maggie lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Es war das erste Mal seit einer Woche, dass sie mit ihm allein war – so allein, wie man mit einer achtjährigen Anstandsdame eben sein konnte. Landon hatte inzwischen auf dem Stuhl Platz genommen, das Handtuch über seine Schultern gebreitet und sein Haar mit einem Lederband zusammengefasst. „Schneide den Zopf über dem Band ab, okay?“
„Verstanden.“
Unter Maggies wachsamen Blick griff sie nach der Schere.
„Ich krieg’ das schon hin, Mama“, sagte sie selbstsicher, „ich hab’ dir oft zugesehen, wenn du Hanks und Willies Haar geschnitten hast. Siehst du, ich … ups!“
Schwarze Strähnen und ein Stückchen Lederband fielen auf die Zeitung.
„Ups?“ Landons Stimme war ruhig, aber die Muskeln in seinen Schultern spannten sich. Maggie grinste hinter vorgehaltener Hand.
„Was in aller Welt treibt ihr drei denn da?“ Hank und Willie kamen über den Kiesweg auf die Hütte zu. Willie trug einen großen Pappkarton, in dem es verdächtig rumorte.
„Wir haben dir was mitgebracht, Kleines.“
Anna gab Maggie blitzschnell die Schere und sprang die Stufen hinunter. Ein klägliches Maunzen drang aus dem Karton.
„Was habt ihr gemacht? Und was hat der Arzt gesagt, Hank?“ Maggie sah den alten Cowboy streng an.
„Ach, alles bestens. Ähm, ich meine, diese dummen Bandagen werd’ ich wohl noch ’ne Weile tragen müssen.“ Er sah Willie verstohlen an und zwinkerte verschwörerisch. „Noch zwei, drei Wochen.“
„Richtig“, fiel Willie eifrig ein. „Vielleicht sogar länger. Wir werden dich also noch ein bisschen brauchen, Cartwright.“
Maggie warf einen vorsichtigen Blick in Landons Richtung, doch dieser schaute Anna zu, die aufgeregt den Karton öffnete.
„Kätzchen! Wie süüüß!“ Ihre Stimme überschlug sich. Über den Rand des Pappkartons konnte man ein schwarz-weißes Fellknäuel erkennen.
Im Stillen verwünschte Maggie die beiden alten Männer, denen es irgendwie gelang, gleichzeitig zerknirscht und stolz auszusehen.
Hank sagte jetzt: „Ich geh’ dann mal besser, meine Tabletten nehmen. Ärztliche Anweisung, wisst ihr.“
„Tu das. Und ich trag dir den Karton ins Haus, kleine Lady.“ Willie war fast ebenso gut wie Hank, wenn es darum ging, Ärger aus dem Weg zu gehen. Die beiden schlurften über den Kiesweg zurück, und Anna sprang vergnügt hinter ihnen her. Das herzzerreißende Miauen begleitete die drei, bis sie außer Sichtweite waren.
„Und schon ist sie weg.“ Landon kreuzte die Arme vor der Brust. „Gegen diese niedlichen kleinen Flaumbällchen habe ich gar nichts zu bieten.“
Oh, das würde ich nicht sagen . Maggie betrachtete seine starken Arme. „Tut mir leid. Wie du weißt, ist die Aufmerksamkeitsspanne kleiner Mädchen ziemlich begrenzt.“
Plötzlich war da ein harter Zug um seinen Mund. „So, weiß ich das?“
Was ging in ihm vor? Maggie fragte sich, wie alt seine Tochter wohl war. Wo lebte sie? War Landon schon einmal verheiratet gewesen?
„Nachdem du so mutig warst, dir von Anna die Haare schneiden zu lassen, will ich das wiedergutmachen. Mit einer richtigen Frisur, meine ich.“
Landon zögerte. Dann zuckte er die Achseln.
„Wie kurz soll es denn werden?“
„Egal. Ich vertraue dir.“
Ihr Herz machte einen kleinen Sprung. Sei nicht albern, es geht um einen Haarschnitt.
Seine Schultern entspannten sich. Dann begann er, eine leise Melodie zu summen.
Sie setzte die Schere an. Eingehüllt in seinen Duft aus Heu, Seife und leichtem Männerschweiß begann sie, das seidige, schwarze Haar zu ordnen.
„Du bist so sanft.“ Landons Stimme brachte sie kurz aus der Fassung.
Konzentrier dich, Mädchen! Sie begann zu schneiden.
Das Rattern von Hanks Truck ließ sie kurz aufsehen, und beim Anblick der beiden Männer, die gemeinsam vom Hof fuhren, kamen all die zärtlichen Erinnerungen wieder hoch, die sie mit ihren beiden Ersatzvätern teilte. Die beiden hatten mehr Pflaster aufgeklebt, mehr Tränen getrocknet und mehr Trost gespendet, als ihr Vater es jemals getan hatte.
„Als ich vier Jahre alt war, ist meine Mutter mit einem der Cowboys davongelaufen.“ Maggie sprach leise. Die Worte flossen unaufhaltsam aus ihrem Mund. „Ich habe eine Weile gebraucht, um zu begreifen, dass ich für
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