Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)
meinen Vater nichts als ein ständiges Andenken an ihre Treulosigkeit war.“
Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann sagte Landon sanft: „Er hat dir Unrecht getan. Du hättest so viel mehr verdient.“
Maggie schluckte. Sie hatte inzwischen das Haar in Landons Nacken und an den Seiten geschnitten und trat nun vor ihn.
„Hm, kannst du den Kopf ein wenig nach links drehen?“
Landon schob die Füße auseinander und machte so Platz für Maggie zwischen seinen Oberschenkeln. Dann neigte er den Kopf. „So?“
„J…ja. Noch ein bisschen.“ Sie legte ihre Fingerspitzen an sein Kinn und drückte seinen Kopf sanft zur Seite. Ihre Blicke begegneten sich, und Maggies Herz begann wild zu klopfen.
„Es ist nicht einfach, ein Kind alleine großzuziehen.“ Landons Worte ließen sie erröten. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was Willie ihm über Alans Eigenschaften als Vater erzählt hatte. Vermutlich, dass er gar keine besaß. In den ersten Jahren war er ein stolzer Vater gewesen, der sogar gerne ein bisschen mit dem süßen kleinen Mädchen angab. Seit ihrer Scheidung sprach er jedoch fast gar nicht mehr mit Anna.
„Ich ziehe sie ja nicht alleine groß. Ich habe Grandma, meine Freunde, die beiden alten Haudegen …“
„Du bist eine wundervolle Mutter, Maggie.“
Maggie schluckte. Seine Stimme war so warm, so voller Zärtlichkeit, und sie spürte, wie ihr die Tränen kamen. Schon lange hatte sie niemand mehr dazu gebracht, stolz auf sich zu sein.
„Stimmt was nicht?“, fragte Landon. Er hatte noch immer das Gesicht zur Seite gewandt und wartete darauf, dass Maggie fortfuhr.
„Oh, doch doch, alles klar.“
„Außerdem hast du gute Fortschritte mit Black Jack gemacht. Schätze, du hast den richtigen Hokuspokus gefunden?“
In seinen Worten lag kein bisschen Spott, sondern ehrlicher Respekt, der Maggie erneut die Tränen in die Augen trieb.
„Es war gar kein Hokuspokus nötig. Es musste ihm nur erst einmal klar werden, dass ihm niemand hier wehtun will. Dass er hier sicher ist. Und dass er mir vertrauen kann.“
Landon straffte die Schultern. Sie könnte ebenso gut über mich sprechen, dachte er wieder irritiert.
Maggies Handrücken streifte behutsam seine Stirn. „Genug von mir. Warum erzählst du mir nicht etwas über dich?“
„Da gibt es nichts zu erzählen.“
„Oh, mit Sicherheit. Alles, was wir über dich wissen, ist, dass du viel herumgekommen bist. Aber was ist mit deiner Familie?“
„Es gibt keine mehr.“
„Und die Ranch deines Bruders …“
„Ich habe die Ranch vor vier Jahren verlassen.“ Er streifte ihre Hände ab und erhob sich.
„Seit vier Jahren bist du nur unterwegs gewesen?“
„Schwer vorstellbar für einen häuslichen Menschen, was?“
„Ich glaube, im Grunde bist du das auch. Häuslich, meine ich. Vermisst du nicht Still Waters? Deinen Bruder?“ Sie nahm ihren Mut zusammen. „Und deine Tochter?“
Landon erstarrte. „Du hast mich im Stall mit Anna reden hören.“
Maggie nickte betreten. Reglos stand Landon auf der Veranda und starrte ins Nichts. „Sara“, sagte er mit erstickter Stimme. „Ihr Name war Sara. Sie ist tot.“
Eiskalt kroch der Schock in Maggies Herz. Nur wer selbst ein Kind hatte, konnte annähernd den Schmerz verstehen, den Landon fühlen musste.
„Es tut mir so leid“, flüsterte sie. „Ich weiß gar nicht, was ich … Es muss so furchtbar … Vielleicht sollte ich einfach den Mund halten …“
Landon fuhr herum. Tiefer Schmerz zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Mit einer einzigen Bewegung drehte er sie um und zog sie an seine Brust. Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt. „Ja, halt den Mund, Maggie.“
Die Worte kamen leise und verzweifelt.
Der Wunsch, ihn zu trösten, wurde übermächtig. Maggie konnte es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen, und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie viel Landon in den vergangenen Jahren ertragen hatte.
Er schloss die Augen. Maggie näherte sich seinem Gesicht.
Ein schriller Schrei zerriss die Stille. Landon riss die Augen auf und starrte Maggie erschrocken an.
„Anna!“
Gemeinsam stürmten sie ins Freie und sahen sich suchend um. „Wo ist sie?“, rief Maggie ängstlich, als ein zweiter Schrei über den Hof drang. Diesmal war es das scharfe, schrille Wiehern des wilden Mustangs.
„Oh mein Gott, Black Jack!“ Landon rannte los. Annas Schrei hatte in ihm eine Art Urangst geweckt, die sich nun wie eine kalte Faust um
Weitere Kostenlose Bücher