Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
während der dritte Mann auf Martin, Niklas und Sarah zurannte. Er stellte sich als Dr. Koch vor, verschaffte sich ohne Umschweife einen Überblick über Sarahs Verfassung und es dauerte nur wenige Minuten, bis sie auf einer Trage zum Hubschrauber gebracht wurde. Niklas ging neben Sarah her und konnte seinen Blick nicht von ihrem blassen Gesicht abwenden. Ihre Lippen waren bläulich und es beunruhigte ihn, dass sie noch immer nicht ihre Augen aufgeschlagen hatte. Als Niklas hörte, wie Martin den Arzt fragte, ob er mitfliegen könnte und dieser bestätigend nickte, erklärte er:
„Ich komme dann mit dem Wagen nach.“
Dr. Koch blickte Niklas stirnrunzelnd an, wodurch sich seine ausgeprägten Falten vertieften.
„Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass Sie auch mit uns fliegen. Sie sehen beide so aus, als sollten Sie sich verarzten lassen und danach ein wenig ausruhen.“
Er deutete kurz auf einen seiner Mitstreiter, der bisher nur das Nötigste gesprochen hatte, und fuhr fort:
„Tim wird Ihren Wagen zurück nach Lindau fahren. Das ist kein Problem.“
„Nein danke“, wehrte Niklas ab und musste sich beherrschen, nicht zum Zoogebäude zu blicken. „Ich muss noch etwas erledigen und werde nachkommen.“
„Ich wette, dass in dem Gebäude noch jemand ist“, wandte sich Tim an Dr. Koch. „Ich habe schon die ganze Zeit über ein warnendes Kribbeln im Nacken und du weißt, dass ich mich in der Regel darauf verlassen kann.“
Als der Arzt bemerkte, wie sich Niklas’ und Martin anspannten, hob er beruhigend seine Hand.
„Keine Sorge. Wir sind hier, um zu helfen. Das hat Vando doch nicht vergessen zu erwähnen, oder?“
Als die Angesprochenen schwiegen, seufzte der Arzt resignierend und stieg in den Hubschrauber, wandte sich von dort aus jedoch noch einmal an Niklas:
„Da viele unserer Kameraden Vampire sind, ist dieser Rettungshubschrauber entsprechend ausgerüstet. Das bedeutet, dass wir auch Blutkonserven an Bord haben. Brauchen Sie welche?“
Niklas überlegte fieberhaft, ob er dem Arzt vertrauen sollte, und entschied sich dafür. Dr. Koch und seine Begleiter gehörten, wie Rea Vando, zur Organisation, und Rea hatte ausdrücklich erklärt, dass deren Ziel nicht die Ausrottung von Vampiren war und auch dementsprechend gehandelt. Außerdem benötigte Lyonel Blut und ihre eigenen Konserven waren aufgebraucht. Deswegen nickte er langsam und gab zu:
„Ein paar Blutkonserven wären nicht schlecht.“
„Warum hast du das nicht gleich gesagt“, murmelte Dr. Koch und gab Tim ein Zeichen. Der Soldat verschwand im Hubschrauber und kam kurz darauf mit einer Kühlbox zurück, die er Niklas reichte.
„Passen Sie auf sich auf“, rief der Arzt ihm zum Abschied zu, woraufhin Niklas nickte. Er warf Martin einen letzen Blick zu und rannte zum Zoogebäude. An der Flügeltür blieb er stehen, wartete, bis der Rettungshubschrauber abgehoben hatte, und betrat anschließend das Gebäude. Es wurde Zeit, dass er, Lyonel und seine Mutter von hier wegkamen.
16. Veränderungen
Als Niklas eineinhalb Stunden später in sein Elternhaus lief, das Wohnzimmer abdunkelte und Lyonel Rachel, die noch immer schlief, auf die große Eck-Couch legte, hätte er sich am liebsten ebenfalls darauf fallen lassen. Seine Kleidung war klamm und er fror, sein Körper schmerzte, sein Kopf hämmerte und seine Augen brannten vor Müdigkeit. Als er hinter Lyonels Van hergefahren war, hatte er Mühe gehabt, sich zu konzentrieren, um keinen Unfall zu verursachen.
Niklas betrachtete das Gesicht seiner Mutter, das nicht mehr leichenblass wirkte, allerdings mit einem leichten Schweißfilm überzogen war. Er fuhr mit seinen Fingern sanft über die Haut ihrer Arme und spürte die Hitze, die sie ausstrahlte. Überall war getrocknetes Blut, doch von den Schnitten waren nur noch dicke, rote Narben zu sehen.
„Bereitet die Verwandlung ihr Schmerzen?“
„Ich habe sie, bevor ich sie hereingebracht habe, erneut in einen Tiefschlaf versetzt, damit sie sich nicht zu sehr quälen muss“, erklärte Lyonel und strich Rachel liebevoll über die Haare. „Das werde ich alle eineinhalb bis zwei Stunden wiederholen, bis sie ein Vampir ist.“
„Mein Vater hat mir erzählt, dass nicht alle Vampire diese Fähigkeit besitzen“, sagte Niklas ohne den Blick von seiner Mutter abzuwenden. „Stimmt das?“
„Ja, das stimmt“, erklärte Lyonel. „Nur die Vampire, die von den Ältesten verwandelt wurden, besitzen die Fähigkeit, einen Menschen schlafen zu lassen oder
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