Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
kurzfristig seinen Willen zu manipulieren. Zum Beispiel könnte ich dich beißen, dein Blut trinken und dich das Ganze vergessen lassen. Oder dich vor dem Biss in eine Art Trance versetzen, sodass du gar nicht mitbekommst, was mit dir passiert.“
„Und meine Mutter wird das ebenfalls können, weil sie von dir verwandelt wurde?“
„Ich denke schon. Aber diejenigen, die von ihr verwandelt werden, besitzen diese Fähigkeit wahrscheinlich nicht mehr, oder wenn doch, ist sie nicht besonders stark ausgeprägt. Aus irgendeinem Grund geht die Fähigkeit mit jeder weiteren Verwandlung verloren.“
Niklas schwieg eine Weile, doch dann huschte sein Blick von seiner Mutter zu Lyonel. Bedrückt erklärte er:
„Ich weiß nicht, ob sie es verkraftet, ein Vampir zu sein. Wir haben ihr keine Wahl gelassen und vielleicht hätte ich dich aufhalten sollen.“
„Das hättest du nicht geschafft!“, antwortete Lyonel heftiger, als er es beabsichtigt hatte, denn auch er machte sich Gedanken darüber, wie Rachel auf ihre Verwandlung reagieren würde. „Es ist meine Entscheidung gewesen, Niklas. Wenn, dann wird sie mich hassen und nicht dich. Aber ich konnte sie einfach nicht gehen lassen. Alles, was passiert ist, ist meine Schuld. Ich wusste, dass Elvira sich eines Tages rächen würde, und hätte sie aufhalten müssen.“
„Na klar“, antwortete Niklas sarkastisch. „Du bist ja auch nicht nur ein Vampir, sondern obendrein noch ein Hellseher, der genau Elviras krankhaften Plan kannte und nur abwartend in der Ecke gesessen hat.“
„Ich hätte es wissen müssen“, beharrte Lyonel leise.
„Quatsch“, stieß Niklas hervor und wechselte das Thema, da er im Moment weder die Kraft noch die Geduld hatte, Lyonel vom Gegenteil zu überzeugen. „Ich werde meiner Mutter jetzt das Blut abwaschen und danach ins Krankenhaus fahren.“
„Ich kümmere mich um Rachel. Du solltest duschen und deine Klamotten wechseln, bevor du losfährst, sonst packen sie dich im Krankenhaus gleich ins nächste Bett.“
Niklas blickte an sich herunter und musste zugeben, dass sich eine warme Dusche und trockene Sachen verlockend anhörten. Er warf noch einen Blick auf seine Mutter und ging zur Treppe, die in die oberste Etage führte. Dort befand sich sein altes Zimmer, in dem er jederzeit übernachten konnte.
„Nützt es etwas, wenn ich dir sage, dass du dich ein paar Stunden hinlegen solltest?“, rief Lyonel ihm hinterher, doch Niklas hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten. Auch wenn sein Körper nach Ruhe schrie, musste er ins Krankenhaus. Er musste Sarah und Eric sehen, wollte bei ihnen sein und hatte das Gefühl, sie im Stich zu lassen, wenn er sich jetzt einfach schlafen legen würde.
Als Niklas in der Klinik ankam und das Foyer betrat, kam ihm Dr. Stiller entgegen. Er trug keine Krankenhauskleidung mehr und war offensichtlich im Begriff, nach Hause zu fahren. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er eine anstrengende Nacht hinter sich hatte, und als er Niklas sah, hob er seine buschigen Augenbrauen:
„Schön dich in einem Stück wiederzusehen, Junge. Weißt du eigentlich, was für ein Glück ihr hattet, dass ihr alle noch lebt?“
„Heißt das, Eric und Sarah werden es schaffen?“
„Sarah auf jeden Fall. Sie ist zwar noch zur Überwachung auf der Intensivstation und sehr erschöpft, aber ich denke, wir können sie morgen in ein normales Zimmer verlegen.“
„Und Eric?“
„Kämpft tapfer und hat uns bisher nicht durch Komplikationen in Panik versetzt.“
Dr. Stiller blickte auf die vorbeigehenden Menschen und gab Niklas ein Zeichen, ihm zu folgen. Als sie in sein Büro traten, fragte er:
„Wie geht es deiner Mutter? Vando hat mir erzählt, was passiert ist.“
Niklas lehnte sich an den Schreibtisch des Arztes und rieb sich durch sein Gesicht, bevor er antwortete:
„Ihre Wunden verheilen, aber als ich gegangen bin, hat sie noch geschlafen. Ich weiß nicht, wie sie reagieren wird, wenn sie erfährt, dass sie in Zukunft als Vampir durch die Gegend rennt.“
Der Arzt verkniff sich eine Bemerkung wie: ‚Sie wird sich schon daran gewöhnen’ und wechselte das Thema:
„Und wie geht es dir? Vando hat erwähnt, dass du bewusstlos warst. Ist dir übel oder hast du Kopfschmerzen?“
„Ich habe eine Tablette genommen“, erklärte Niklas ausweichend und stieß sich vom Schreibtisch ab. „Kann ich jetzt Sarah und Eric sehen?“
„Sicher“, brummte Dr. Stiller. „Du weißt ja, wo die Intensivstation ist.“
Niklas ging zur Tür, wandte sich
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