Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
schwindelig wurde. Er atmete mehrmals tief durch und schließlich stieß er wutentbrannt hervor:
„Du hast mir überhaupt nichts zu sagen und wirst mich nicht daran hindern, diese Männer zu töten. Du hast kein Recht, dich in mein Leben einzumischen, nur weil du meine Mutter kennst und ihr in der Vergangenheit geholfen hast.“
„Das sehe ich anders“, antwortete der Vampir gelassen.
Niklas warf Lyonel einen Blick voller Hass, Wut und Trotz zu. Er schwang seine Beine über den Rand des Bettes und machte Anstalten aufzustehen, doch der Vampir legte eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn mit Leichtigkeit zurück.
„Was hast du vor?“
„Ich werde jetzt in die Stadt gehen. Da es noch hell ist, kannst du mir nicht folgen.“
Lyonel blickte den jungen Mann perplex an und schüttelte seinen Kopf.
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, in deiner Verfassung zu Fuß in die Stadt laufen zu können, denn ich werde dir ganz bestimmt kein Auto zur Verfügung stellen. Du müsstest es schon stehlen und das würde dir garantiert nicht gelingen.“
Niklas fasste nach der Hand des Vampirs, der daraufhin den Griff verstärkte und seine Schulterblätter zusammendrückte, sodass er schmerzerfüllt aufkeuchte. Mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, stellte Lyonel klar:
„Wir werden heute Abend, sobald es dunkel ist, zusammen in die Stadt fahren. Unterwegs kannst du mir erzählen, warum diese Männer deinen Vater getötet haben und dann werde ich entscheiden, wie wir weiter vorgehen.“
Erneut versuchte Niklas sich aus dem Griff des Vampirs zu befreien, woraufhin dieser einen genervten Seufzer ausstieß. Er legte eine Hand auf die Stirn des jungen Mannes, um seine Fähigkeit, einen Menschen für kurze Zeit in Tiefschlaf zu versetzen, anzuwenden. Kaum hörbar flüsterte er:
„Schlaf.“
Augenblicklich sackte Niklas in sich zusammen und fiel nach vorne. Der Vampir hielt ihn fest und legte ihn zurück auf das Bett. Er deckte ihn zu und betrachtete eine Weile das nun entspannte Gesicht seines Gastes. Schließlich drehte er sich um, verließ den Raum und traf im Flur auf Martin, der jedes Wort mit angehört hatte.
„Niklas wird die nächsten zwei Stunden schlafen“, erklärte Lyonel. „Sorge dafür, dass er nichts Dummes anstellt, sobald er aufwacht. Von mir aus kannst du ihn auch ans Bett fesseln.“
Martin stellte sich vor, welche Begeisterung solch eine Maßnahme bei Niklas hervorrufen würde und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Als Lyonel weiterging, um in sein Schlafzimmer zurückzukehren, hielt er ihn zurück, indem er sagte:
„Sarah hat übrigens angerufen und ihren Besuch angekündigt. Sie wird heute Abend gegen elf Uhr hier ankommen.“
Lyonel lächelte erfreut. Er kannte Sarah bereits, seit sie auf allen vieren krabbeln konnte, denn sie war in seinem Haus aufgewachsen. Martin und seine Frau hatten Sarah im Alter von elf Monaten zu sich genommen, da Martins Schwester nicht in der Lage gewesen war, sich um sie zu kümmern.
„Es wird auch Zeit, dass sie sich mal wieder blicken lässt. Ich freue mich schon auf die gemeinsamen Abende mir ihr. Wetten, dass ich wieder bei ‚Mau Mau’ gewinne?“
„Nur wenn du wieder mogelst“, rief Martin dem Vampir, der bereits auf der Treppe war, hinterher.
5. Ein Vorschlag
Martin ging zurück ins Gästezimmer, um nach Niklas zu sehen. Er überprüfte dessen Puls und schloss ihn vorsichtshalber wieder an den Überwachungsmonitor an. So konnte er sicher sein, dass er lebensgefährliche Komplikationen, wie einen plötzlichen Blutdruckabfall, rechtzeitig bemerken würde. Martin wusste nur zu gut, dass Niklas noch nicht hundertprozentig über den Berg war.
Er blickte auf den schlafenden, jungen Mann und überlegte, mit was er sich beschäftigen könnte, während er auf ihn aufpasste. Schließlich holte er sich den Vampirschmöker seiner Frau und machte es sich mit diesem auf dem Sessel neben Niklas’ Bett bequem.
Martin las den Roman nur, um seine Frau, sobald sie wieder zu Hause war, mit dem Inhalt des Buches aufziehen zu können. Er liebte es, wenn sie sich über seine Äußerungen aufregte und ihn schließlich, mit funkelnden Augen, bedrohte. Es war ein Spiel, das sie beide genossen und bei dem sie sich fühlten, als seien sie erst zwanzig Jahre alt.
Während Martin das Buch las, warf er immer wieder einen Blick auf den Monitor, um die Vitalwerte von Niklas zu kontrollieren. Er freute sich, dass die Werte im grünen Bereich blieben und nach eineinhalb Stunden
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