Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
erhob er sich aus dem Sessel, um sich einen Kaffee zu kochen. Als er zurückkam, regte Niklas sich leicht. Da Martin klar war, dass der junge Mann, aller Vernunft zum Trotz, erneut versuchen würde, sofort in die Stadt zu gelangen, traf er einige Maßnahmen, um dieses Vorhaben zu verhindern. Lyonels Vorschlag, Niklas ans Bett zu fesseln, wollte er erst als letzte Möglichkeit anwenden.
Eine halbe Stunde später schlug Niklas seine Augen einen Spalt weit auf. Er schloss sie jedoch sofort wieder und presste stöhnend eine Hand gegen seine Stirn.
„Ich könnte dir ein Schmerzmittel geben“, sagte Martin, der wieder neben dem Bett saß.
Niklas Lider hoben sich erneut, doch er brauchte eine Minute, um seinen Blick auf den älteren Mann zu fokussieren. Schließlich stieß er mit kratziger Stimme hervor:
„Ich … muss in die Stadt.“
„Aber erst heute Abend, Junge,“ antwortete Martin und beugte sich leicht nach vorne. „Und selbst das halte ich persönlich für unverantwortlich.“
Niklas starrte sein Gegenüber eine Weile an. Schließlich wanderte sein Blick zu dem Überwachungsmonitor und von dort wieder zu dem älteren Mann.
„Sind Sie Arzt?“
„Nicht wirklich. Aber das hat mich nicht davon abgehalten, eine Praxis zu eröffnen, als ich ungefähr in deinem Alter war,“ antwortete Martin amüsiert. „Es hat immerhin zwei Jahre gedauert, bis ich aufgeflogen bin.“
Als er Niklas verwirrten Gesichtsausdruck sah, hob er beruhigend eine Hand und erklärte:
„Ich weiß genau, was ich mache und für deine Behandlung reicht mein abgebrochenes Medizinstudium alle mal aus.“
Niklas nickte leicht. Der ältere Mann hatte seine Neugierde geweckt. Er wollte mehr aus Martins Leben erfahren. Warum dieser mit einem Vampir unter einem Dach lebte und unter anderen Umständen hätte er auch gefragt. Aber sein Hass auf die Mörder seines Vaters hinderte ihn daran. Er musste in die Stadt und die beiden Männer stellen und töten, bevor sie weiterreisen konnten. Er hatte einfach keine Zeit, hier im Bett rumzuliegen. Deswegen sagte er nur:
„Danke für die Hilfe“, und versuchte sich aufzurichten.
Martin verdrehte gefrustet die Augen, stand auf und drückte Niklas zurück.
„Hör zu, ich bewundere deine Hartnäckigkeit, aber was du vorhast, ist Selbstmord und deswegen wirst du ohne Lyonel nirgendwo hingehen.“
„Ich brauche keinen Babysitter“, presste Niklas zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er erfolglos gegen Martins Hände ankämpfte.
„O doch, den brauchst du! Ich bin zwar eine ganze Ecke älter als du aber in deiner jetzigen Verfassung hast du selbst gegen mich keine Chance.“
Martin ließ Niklas los und baute sich mit verschränkten Armen vor dem Bett auf.
„Ich habe deine Sachen aus diesem Zimmer geschafft und alle Räume, in denen du etwas zum Anziehen finden könntest, verschlossen. Außer natürlich Lyonels Schlafzimmer, aber da wirst du ja wohl nicht reinspazieren wollen.“
Mit einem triumphierenden Lächeln fuhr er fort:
„Du wirst also barfuß, nur mit einer Unterhose bekleidet, in die Stadt laufen müssen. Und das wirst du nicht schaffen, da du vorher zusammenbrichst. Natürlich habe ich auch dafür gesorgt, dass du an keinen Wagen herankommst.“
Niklas Gesicht nahm einen eigenwilligen Ausdruck an. Er ignorierte Martin und rupfte sich die Elektroden, die ihn mit dem Überwachungsmonitor verbanden, von der Brust. Nachdem er sich auch von den restlichen Kabeln befreit hatte, stand er, eine Hand gegen seine schmerzende Seite gepresst, auf.
Der ältere Mann ließ ihn gewähren und beobachtete, wie er, schwankend und schwer atmend, das Zimmer nach Kleidung durchsuchte und dieses schließlich verließ. Martin folgte Niklas und sah zu, wie dieser versuchte, eine Tür nach der anderen zu öffnen, doch sie waren alle verschlossen.
Nach ein paar Minuten lehnte Niklas sich erschöpft an einen Türrahmen und wischte sich mit dem Handrücken über seine schweißbedeckte Stirn. Er schloss seine Augen und atmete tief durch, da ihm schwindelig war.
„Siehst du jetzt ein, dass du noch liegen bleiben musst?“, fragte Martin und trat zu ihm. Als er bemerkte, dass sein Patient leicht zitterte, fasste er nach dessen Arm und zog ihn Richtung Gästezimmer.
„Bevor du weiter sinnlos durch die Gegend stolperst, solltest du dir einen Vorschlag von mir anhören.“
Da Niklas einsehen musste, dass sein Körper nicht so funktionieren wollte, wie er es gerne hätte, ließ er sich von Martin zum Bett
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