Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
zurückdirigieren und legte sich wieder hin. Als sein Kreislauf sich beruhigt hatte, fragte er:
„Was für ein Vorschlag?“
Martin setzte sich in den Sessel und erklärte:
„Es dauert noch sechs Stunden, bis es dunkel wird. Diese Zeit wirst du brav hier im Bett verbringen und erst heute Abend mit Lyonel in die Stadt fahren. Ich persönlich halte das zwar für Wahnsinn, aber damit du diesen kleinen Ausflug einigermaßen gut überstehen wirst, bin ich bereit, dir auf die Beine zu helfen. Ich werde dir, neben einem Schmerzmittel, Medikamente verabreichen, die deinen Kreislauf stabilisieren und dich ein wenig aufputschen. Allerdings nur in einer verantwortbaren Menge, weswegen die Wirkung nur ein paar Stunden anhalten wird.“
Niklas nickte, startete jedoch einen weiteren Versuch, schon früher, und vor allem ohne Vampir, in die Stadt zu gelangen:
„Kannst du mir das Zeug nicht jetzt schon geben? Dann könnte ich …"
Martin hob eine Hand und stoppte seinen eigenwilligen Patienten:
„Vergiss es! Natürlich werde ich dir etwas gegen deine Schmerzen geben, aber alles andere läuft erst heute Abend.“
Er stand auf, griff nach einer Spritze und injizierte Niklas die helle Flüssigkeit. Dieser wehrte sich nicht dagegen, da er begann, dem älteren Mann zu vertrauen. Immerhin hatte Martin ihn verarztet und sich wegen ihm die Nacht um die Ohren geschlagen. Nach all der Mühe würde Martin ihn jetzt wohl kaum umbringen. Er schloss seine Augen und überlegte fieberhaft, ob es nicht doch noch einen Weg geben würde, früher von hier zu verschwinden.
„Hast du dich jetzt endlich damit abgefunden, vorläufig liegen zu bleiben?“
„Nein“, antwortete Niklas ehrlich und warf Martin einen kurzen Blick zu.
Dieser seufzte:
„Aber wir haben einen Deal?“
Es dauerte eine Weile, bis Niklas zögernd nickte.
„Du gibst mir dein Wort, bis heute Abend keine Dummheiten zu machen?“
Der junge Mann nickte erneut und sagte leise:
„Es fällt mir zwar schwer, aber ja, du hast mein Wort.“
„Wunderbar! Dann werde ich dir jetzt ein wenig Hühnerbrühe holen.“
Martin verließ das Zimmer, doch Niklas konnte noch hören, wie er murmelte:
„Etwas Warmes wird dir gut tun und ich selbst könnte auch etwas von der Suppe vertragen.“
6. Fahrt in die Stadt
Fünf Minuten vor Sonnenuntergang saß Niklas im Wohnzimmer und wartete mit gemischten Gefühlen auf den Vampir.
Martin hatte Wort gehalten und ihm Medikamente verabreicht, deren Wirkung phänomenal war. Seine Schmerzen hatten ein erträgliches Maß angenommen, aber was ihn wirklich erstaunte, war, dass er sich fühlte, als könnte er Bäume ausreißen. Der ältere Mann hatte ihn jedoch gewarnt und erklärt, dass er es nicht übertreiben sollte. Seine Verfassung sei nach wie vor schlecht und die Medikamente würden ihn nur darüber hinwegtäuschen, seinen Körper betrügen. Wenn die berauschende Wirkung der Mittel in ein paar Stunden nachlässt, würde es ihm schlechter als vorher gehen. Aber das war Niklas im Moment völlig egal. Er wollte endlich in die Stadt, endlich seine Jagd beenden und den Tod seines Vaters rächen. Allerdings behagte es ihm überhaupt nicht, dass Lyonel ihn begleiten wollte. Er wusste nicht, was er von dem Vampir halten sollte, ob er ihm vertrauen konnte.
Niklas überlegte, ob er nicht doch noch versuchen sollte, einen Wagen zu stehlen und alleine in die Stadt zu fahren, doch er verwarf diesen Gedanken wieder. Zum einen hatte er Martin sein Wort gegeben, vernünftig zu sein und zum anderen würde der Vampir ihn sowieso einholen.
Als Niklas plötzlich das Gefühl beschlich, dass Lyonel sich ihm näherte, stand er auf und begann nervös durch das geräumige Wohnzimmer zu wandern, welches mit antiken Möbeln eingerichtet war, aber dennoch erstaunlich gemütlich wirkte. Auch in diesem Raum hingen zwei Gemälde seiner Mutter an einer Wand, und als Niklas sie näher betrachten wollte, betrat Lyonel das Wohnzimmer. Er hielt zwei Fotos in der Hand und streckte sie Niklas entgegen. Auf dem einen Bild war ein Mann mit kurzen, braunen und auf dem anderen mit schulterlangen, rötlichen Haaren zu sehen. Sie waren beide in den Fünfzigern und hatten graublaue Augen.
„Sind das die Männer?“
Der Gefragte nickte:
„Wie ich sehe, hast du in meinem Rucksack rumgewühlt. Ich hoffe, du hast mir wenigstens die Pistole mitgebracht, die darin gewesen sein muss?“
Der Vampir griff nach hinten in seinen Hosenbund und holte die Waffe hervor. Er reichte sie Niklas und
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